Get Well Soon: "Haldern war der Durchbruch"
11. August 2017Get Well Soon als Band zu bezeichnen, würde es nicht ganz treffen. Denn eigentlich steckt hinter dem Musikprojekt nur eine einzige Person: Der deutsche Songschreiber und Multiinstrumentalist Konstantin Gropper. 2007 trat er zum ersten Mal auf dem Haldern Pop auf. Das Festival am Niederrhein ist mit seinen 7000 Besuchern etwa zehnmal kleiner als etwa das Wacken Open Air - bei Musikfans aber nicht minder beliebt.
DW-Reporterin Annabelle Steffes-Halmer hat Konstantin Gropper am ersten Festivaltag kurz vor seinem Konzert getroffen.
DW: Konstantin, Du bist vor genau zehn Jahren schon mal beim Haldern aufgetreten. Das Festival ist ja dafür bekannt, dass es oft ein Sprungbrett für den Durchbruch ist. War das bei Dir auch so?
Konstantin Gropper: Ja, tatsächlich war das genauso. Vor zehn Jahren haben wir hier gespielt und aufgrund dieses ersten Auftritts habe ich meinen ersten Plattenvertrag unterschrieben.
Wie ging es danach weiter?
Das ging dann alles ziemlich schnell. Ein halbes Jahr später kam mein Album raus und Musikmachen wurde zu meinem Beruf. Das hat tatsächlich erstaunlich gut und schnell funktioniert.
"Love" von 2016 ist Dein letztes und poppigstes Album - was inspiriert Dich beim Songschreiben?
Ich weiß es auch nicht. In den Zeiten, in denen ich nicht schreibe, höre schon viel Musik. Ich merke dann irgendwann, dass ein bestimmter Sound oder eine bestimmte Richtung, eine bestimmte Epoche etc. mir gerade gefällt und mich direkt inspiriert. Und dadurch kommt dann am Schluss der Stil für das neue Album raus. Und beim letzten Album war es tatsächlich so, dass ich den Pop für mich entdeckt habe. Diese Musik habe ich vorher eigentlich nie gehört. Ich war immer eher dagegen. Aber ich habe festgestellt, dass es da durchaus anspruchsvolle und tolle Sachen gibt. Aktuelle Popmusik ist immer noch nicht so meins, aber die 80er Jahre gefallen mir gut.
Worauf können sich die Fans beim nächsten Album gefasst machen? Bei "Love" ging es, wie der Titel es schon sagt, um die Liebe. Kommt danach der Hass oder gar der Tod?
Ich bin tatsächlich schon drin im neuen Album, aber ich kann noch nicht so viel darüber sagen. Aber ich versuche immer in eine neue Richtung zu gehen. Für mich ist es wichtig, mich immer zum letzten Album abzugrenzen, mich langweilt es dann auch immer schon. Pop habe ich zum Beispiel jetzt schon verworfen.
Du recherchierst auch immer sehr intensiv für Deine Alben…
Ja, das ist eine Hilfe für mich, dass ich mich richtig reinlese oder reingucke, und dann ergibt sich irgendwann dieser Kosmos, aus dem ich dann schöpfe. Es ist eher so eine Sache, dass ich ein Album machen will mit Anfang und Schluss und Thema. Das ist hilfreich und es entspricht meiner Vorstellung von einem Album, dass es einen roten Faden haben sollte.
Auf der Bühne holst Du Dir Musiker dazu, aber eigentlich ist Get Well Soon ja eine One-Man-Show, die Band besteht im Grunde nur aus Dir. Ist das nicht manchmal schwierig?
Gerade am Anfang oder bis ich dann mal anfange, ist das nicht die einfachste Zeit für mich. Bis ich ein Thema gefunden habe und richtig loslegen kann, bin ich, glaube ich, schon relativ anstrengend. Weil ich, auch jetzt beim fünften Album, immer alles hinterfrage. Und zwar so, dass ich morgens aufstehe und mich frage, was mache ich hier eigentlich. Aber das geht wahrscheinlich allen so.
Was ist das Besondere am Haldern. Du hast ja auch schon auf so großen Festivals wie dem Glastonbury in England gespielt?
So große Festivals mag ich eigentlich gar nicht. Als Besucher mag ich Festivals überhaupt nicht. Aber beim Spielen besteht der Reiz darin, dass man Leute erreicht, die sonst nicht zu einem meiner Konzerte kommen würden. Außerdem ist auf Haldern schon unsere Zielgruppe anwesend. Kleine Festivals sind zudem nicht so darauf angewiesen, dass da ein riesen Publikum kommt und die können sich dann auch ein bisschen mehr trauen. Sie werden auch ein Stück weit kuratiert und müssen nicht zwangsläufig spielen, was im Radio läuft.
Das Gespräch führte Annabelle Steffes-Halmer.
Seit seinem Debütalbum "Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon" von 2008 gilt Konstantin Gropper als eine der spannendsten Pop-Persönlichkeiten des deutschsprachigen Raums. Sein viertes und aktuelles Album "Love" von 2016 ist sehr viel poppiger als seine Vorgänger, aber nicht minder musikalisch dicht.