German-Jordanian University Amman
24. August 2009Die meisten Studierenden kommen aus Jordanien, dem Libanon, Syrien, Irak und dem palästinensischen Westjordanland. Was sie wollen, ist eine Ausbildung nach deutschen Maßstäben, die ihnen bessere Berufsperspektiven ermöglicht. Sie studieren praxisorientiert: Betriebswirtschaft, Logistik, Chemie- und Pharmatechnik, Umwelttechnik, Biomedizintechnik, Wasserwirtschaft und Informatik. "Wir haben nachgedacht, was Jordanien so braucht und was wir Deutschen dazu beitragen können" – sagt Roland Mönch, der erste Universitätsvizepräsident. Stück für Stück sei so der Lehrplan entwickelt worden.
Nicht nur Bücherwissen
Die Studenten mögen ihre Uni, an der es keinen Massenbetrieb, dafür aber ein interessantes Lehrangebot und persönliche Kontakte gibt. Viele haben Freundschaften geschlossen. "Die freundliche Atmosphäre hat dazu beigetragen," sagen sie. Kommunizieren, diskutieren, kritikfähig werden – das sind auch für Vizepräsident Peter Uecker zentrale Punkte. "Wir haben in Deutschland einen anderen didaktischen Ansatz. Hier in Jordanien ist es üblich, dass mehr Lehrbuchwissen vermittelt und abgehakt wird. Wir konzentrieren uns jedoch nicht allein auf Bücher und Seminare. Wichtig ist für die Studierenden auch, uns als Menschen zu erleben, die Art, wie wir unterrichten, wie wir miteinander umgehen."
Deutsch ist gefragt
Langeweile kommt bei alldem nicht auf, der Stundenplan ist randvoll, die Freizeit der jungen Leute knapp bemessen. Kein Wunder: Jeder Student lernt Studien begleitend auch noch Deutsch. An der "School of Languages" können darüber hinaus künftige Deutschlehrer einen Masterabschluss machen. "Wir bauen damit auch unseren eigenen Nachwuchs auf, denn hier in der Region werden Leute gebraucht, die die Studenten in Deutsch unterrichten", sagt Peter Uecker. Jeder Studierende an der GJU muss für ein Jahr zur Weiterbildung nach Deutschland, ein weltweit einzigartiges Modell. Dabei arbeitet die Universität mit etwa fünfzig deutschen Hochschulen zusammen, berichtet Uecker: "Wenn wir die Ausbauphase abgeschlossen haben, werden jedes Jahr 800 Studenten in Deutschland sein." Federführend für den Auf- und Ausbau der GJU ist - in Kooperation mit dem DAAD - die Fachhochschule Magdeburg-Stendal. Dort gibt es eingens ein GJU Projektbüro. Professoren aus Magdeburg halten Lehrveranstaltungen in Amman und bereiten Studenten auf ihren Aufenthalt in Deutschland vor. Schon jetzt steht die Bundesrepublik bei den jungen Leuten hoch im Kurs. Einige sind schon zu Besuch dort gewesen und äußern sich durchweg positiv über ihre Erfahrungen.
Ein Erfolgsmodell
Überhaupt ist ein großer Enthusiasmus spürbar. "Als ich hörte, dass es in Amman eine Deutsch-Jordanische Universität gibt, hatte ich nur noch einen Gedanken: Wow, da muss ich hin! Egal, was es mich kostet, da schreibe ich mich ein," sagt ein Student. Aus zunächst tausend Studierenden sollen einmal fünftausend werden, die Uni platzt schon jetzt aus allen Nähten, bald wird sie umziehen. Die nagelneuen Gebäude werden in der in der Kleinstadt Madaba vor den Toren Ammans errichtet. Die Verantwortlichen sind zufrieden. "Ich glaube, der ganze arabische Raum braucht genau die Absolventen, die wir ausbilden" – da ist sich Peter Uecker ganz sicher.
Autor: Felix de Cuveland/Ra
Redaktion: Gaby Reucher