Geringstes Eiswachstum in Antarktis seit 44 Jahren
26. September 2023Das Eiswachstum in der Antarktis war in diesem Jahr so gering wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Das Eis auf den Meeren rund um die Antarktis, das während des Winters auf der Südhalbkugel zunimmt, erreichte am 10. September eine maximale Ausdehnung von 16,96 Millionen Quadratkilometern, wie das Nationale Schnee- und Eisdatenzentrum der USA (NSIDC) am Montag mitteilte. Das war die geringste Maximalausdehnung seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen 1979.
Größte Eismasse im September
Die Maximalausdehnung liege 1,03 Millionen Quadratkilometer unter dem bisherigen Rekordtief, erklärte das an der Universität von Colorado angesiedelte NSIDC. Das geringe Eiswachstum betreffe zudem den gesamten Kontinent und nicht nur eine einzelne Region.
Das Meereis in der Antarktis schmilzt im Sommer immer stark ab und baut sich im Winter wieder auf. Der Höchstwert wird meist im September erreicht. Die NSIDC-Forscher gehen daher davon aus, dass der Messwert vom 10. September nicht mehr überschritten wird. Im Februar, also auf dem Höhepunkt des Sommers auf der Südhalbkugel, hatte das NSIDC eine minimale Ausdehnung des Meereises von 1,79 Millionen Quadratkilometern gemessen - ebenfalls ein Negativ-Rekord. Das Eiswachstum war dann den ganzen Winter über ungewöhnlich langsam.
Oberste Wasserschicht im Südpolarmeer wärmer
Das antarktische Meereis galt jahrzehntelang als relativ stabil und nahm - anders als das arktische Meereis - sogar leicht zu. Seit August 2016 sei aber in fast allen Monaten ein starker Rückgang verzeichnet worden, erklärte das NSIDC weiter. Laut dem Datenzentrum hängt das geringe Eiswachstum in diesem Jahr mit einer Erwärmung der obersten Wasserschicht im Südpolarmeer zusammen. "Es besteht die Sorge, dass dies der Beginn eines langfristigen Rückgangs des antarktischen Meereises sein könnte, da sich die Ozeane weltweit erwärmen", warnten die Forscher.
Generell ist die Ursache für die Eisreduzierung aber noch umstritten. Einigen Experten zufolge ist unklar, ob diese hauptsächlich auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen ist - oder eher auf natürliche Variabilität.
Schwankungsbreite größer als in Arktis
Das Alfred-Wegener-Institut schrieb kürzlich, es seien bereits früher teils erhebliche Abweichungen vom langjährigen Durchschnitt beobachtet worden. Im Vergleich zur Arktis weise das antarktische Meer eine größere Schwankungsbreite an maximaler und minimaler Ausdehnung auf, was größtenteils auf geografische Unterschiede zwischen den beiden Regionen zurückzuführen sei. Dennoch sei die derzeit geringe Ausdehnung des antarktischen Meereises ungewöhnlich.
sti/fab (afp, dpa)