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Gesellschaft

Gericht verdoppelt Haftstrafe für Pistorius

24. November 2017

2014 begann es mit fünf Jahren Gefängnis, doch das Strafmaß für den Paralympics-Star wurde immer weiter erhöht. Nun muss Oscar Pistorius wegen der tödlichen Schüsse auf seine Freundin mehr als 13 Jahre in Haft bleiben.

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Oscar Pistorius erscheint 2016 vor Gericht in Pretoria
Oscar Pistorius bei einer Gerichtsverhandlung 2016 in PretoriaBild: Reuters/P. Magakoe

Das oberste Berufungsgericht Südafrikas hat den früheren Spitzensportler Oscar Pistorius wegen "Mordes" - das entspricht im deutschen Recht dem Totschlag - zu 13 Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt. Damit erhöht sich das Strafmaß der vorherigen Instanz von sechs Jahren Haft deutlich. Auf "Mord" stehen in Südafrika normalerweise mindestens 15 Jahre Gefängnis, das Gericht berücksichtigte aber die von ihm schon abgesessene Zeit.

Die Staatsanwaltschaft hatte die im Juli 2016 gegen Pistorius verhängte Haftstrafe als "schockierend milde" bezeichnet und Berufung eingelegt. Er habe seine Tat nie schlüssig erklären können und keine wirkliche Reue gezeigt, erklärte eine Staatsanwältin vor dem Berufungsgericht zur Begründung. Der 31 Jahre alte Ex-Sprinter und Paralympics-Sieger hatte am 14. Februar 2013 seine damalige Freundin, das Model Reeva Steenkamp, in seinem Haus mit vier Schüssen durch eine Toilettentür getötet. Pistorius, der in Südafrikas Hauptstadt Pretoria inhaftiert ist, war bei der Urteilsverkündung in Bloemfontein nicht anwesend. 

"Es wurde Gerechtigkeit erreicht"

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft begrüßte das Berufungsurteil. Luvuyo Mfaku sagte, die Anklagebehörde habe stets betont, dass es ihr bei der Anfechtung des Urteils nicht um das "Individuum" gegangen sei, sondern um die "Rechtspflege". "Es wurde Gerechtigkeit erreicht ", sagte der frühere Staatsanwalt Gerrie Nel, der den Fall durch zwei Instanzen gefochten hatte, um eine höhere Haftstrafe zu erzielen.

Eine Anwältin der Eltern des Opfers erklärte, die Steenkamps hätten immer Vertrauen in die Justiz gehabt. Reeva Steenkamp könne "jetzt in Frieden ruhen". Auch wenn es nie einen Schlusspunkt geben könne, weil sie Reeva noch jeden Tag vermissten, schließe sich für die Familie durch das Urteil ein Kapitel, sagte Anwältin Tania Koen. Der Anwalt der Familie von Oscar Pistorius war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Freundin mit Schüssen durch Toilettentür getötet

Sein Fall vom international gefeierten Athleten zum Todesschützen und die darauf folgende lange juristische Auseinandersetzung erregten weltweit Aufsehen. Der unterschenkelamputierte Sportler beteuerte stets, das Model für einen Einbrecher gehalten und in Panik gehandelt zu haben. Im Oktober 2014 wurde er zunächst wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt und ein Jahr später in den Hausarrest entlassen.

Ein Berufungsgericht sprach ihn jedoch im Dezember 2015 des "Mordes" schuldig, da er mit seinen Schüssen den Tod eines Menschen billigend in Kauf genommen habe. Im Juli 2016 wurde Pistorius zu sechs Jahren Haft verurteilt, wogegen die Ankläger schließlich Einspruch einlegten.

Milde Urteile lösten Empörung aus

Die relativ milden früheren Urteile hatten in Südafrika Empörung ausgelöst. Für viele war es ein Zeichen gewesen, dass wohlhabende Angehörige der weißen Minderheit vor Gericht immer noch besser behandelt werden als Schwarze. Die Frauenorganisation der Regierungspartei ANC kritisierte zudem, das Urteil sende ein fatales Signal der Nachsicht gegenüber häuslicher Gewalt.

sti/jj (afp, ap, dpa)