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Genscher trifft Botschaftsflüchtlinge

30. September 2014

Emotionales Wiedersehen nach 25 Jahren: Ex-Außenminister Genscher trifft in Prag ehemalige DDR-Bürger, die die deutsche Botschaft besetzt hatten um ihre Ausreise zu erreichen.

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Genscher und seine Frau mit ehemaligen Flüchtlingen bei der Feier in der Botschaft in Prag (Foto: Reuter)
Bild: Reuters/David W Cerny

Am 30. September 1989 hatte der FDP-Politiker vom Balkon der Botschaft in der Hauptstadt der damaligen Tschechoslowakei den rund 4500 DDR-Bürgern verkündet, dass ihre Ausreise möglich geworden sei. Der Halbsatz "Ich bin heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise..." ging in die Geschichte ein.

Der Rest von Genschers Worten ging im Jubel der Flüchtlinge unter. Die Botschaftsbesetzer kamen dann mit Sonderzügen, die nochmals über DDR-Territorium führten, in die Bundesrepublik. Die Einwilligung der DDR-Regierung zur Ausreise war ein Meilenstein auf dem Weg zur Überwindung der deutschen Teilung.

"Geschichte geschrieben"

Zum 25. Jahrestag kehrten etwa 150 der Flüchtlinge in das Botschaftsgebäude in Prag, das Palais Lobkowicz, zurück. Beim Wiedersehen flossen viele Tränen. Auch Genscher sagte, er sei "nicht ohne Bewegung". Der 87-Jährige würdigte den Mut der mehr als 4500 Ostdeutschen, die damals mit der Besetzung der Botschaft ihre Ausreise erzwungen hatten. "Diese Flüchtlinge, die damals hier in Prag waren, haben ihr eigenes Schicksal in die Hand genommen, aber in Wahrheit haben sie Geschichte geschrieben."

Er sei bewegt und "unendlich dankbar", sagte einer der Flüchtlinge zu dem Ex-Außenminister. Bei einem anschließenden Picknick im Botschaftsgarten sprach Genscher mit vielen damaligen Botschaftsbesetzern und signierte zahlreiche Bücher.

An die Szenen von damals erinnert seit mehreren Jahren eine Gedenktafel auf dem Balkon des Botschaftsgebäudes. Im Garten der Vertretung steht eine Statue namens "Quo Vadis" ("Wohin des Weges") - ein DDR-Pkw der Marke Trabant aus Bronze, dem Beine gewachsen sind.

Blick auf Ukraine-Krise

Auch der damalige Kanzleramtsminister Rudolf Seiters (CDU) und der heutige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nahmen an den Feierlichkeiten teil. Steinmeier erklärte, "ohne die Hilfe und Solidarität der Menschen in unseren Nachbarländern wäre der damalige Aufbruch in eine neue europäische Friedensordnung nicht denkbar." Zugleich mahnte er: "Die Krise in der Ukraine zeigt leider, wie bedroht diese Friedensordnung heute ist. Frieden, Freiheit und Demokratie sind nicht für ewig garantiert, wenn wir nicht jeden Tag dafür eintreten."

Genscher warnte ebenfalls vor einer erneuten Teilung Europas. Neue Spannungen zwischen Ost und West seien zum Teil bereits Realität. "Deshalb muss jeder, der sich verantwortlich fühlt für Stabilität und Frieden und Zusammenarbeit in Europa tief besorgt sein", sagte der frühere Minister. Angesichts der Ukraine-Krise betonte Genscher: "Es ist jetzt wichtig, dass alle bereit sind und offen sind, ungeachtet von dem, was geschehen ist, einen neuen Anfang zu versuchen."

wl/cr (dpa, epd)