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Fluch oder Segen

4. August 2011

Burkina Faso ist der größte Baumwollproduzent Afrikas. Doch seit 2008 befindet sich der Sektor durch die Einführung von Gen-Baumwolle im Umbruch. Eine Entwicklung, die besonders einigen Bauern Sorge bereitet.

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Baumwollpflanzen mit grünen Blättern und weißen Kapseln (Foto: Aude Gensbittel)
Mit bloßem Auge nicht zu erkennen: Gen-Baumwolle oder nicht?Bild: DW

Ratlos steht Robert Tieroko vor seinem Feld. Viele Baumwollpflanzen sind krank und sehen aus wie verbrannt. Ein Problem, das der Bauer zum ersten Mal erlebt. Dabei hatten die Vertreter der Baumwollfirma Sofitex versprochen, dass mit genverändertem Saatgut bessere Erträge zu erzielen seien, als mit konventionellem, erzählt Tieroko.

Leichtere Baumwolle bedeutet weniger Geld

Bauer Tieroko steht vor einer Baumwollpflanze (Foto: Aude Gensbittel)
Bauer Robert Tieroko ist mit einer neuen Krankheit seiner Baumwollpflanzen konfrontiertBild: DW

Der Produzent besitzt fünf Hektar Land, auf denen er genmodifizierte Baumwolle anbaut. Nun sorgt er sich um seine Ernte und er ist nicht der Einzige. In seinem Dorf Dougoumato, im Südwesten Burkina Fasos, klagen viele Bauern über die neue Baumwollsorte. Sie kritisieren vor allem, dass das Saatgut zu teuer ist und die geerntete Baumwolle wegen des geringeren Anteils an Samenkörnern weniger wiegt als die herkömmlich angebaute. Das ärgert die Bauern besonders, da die Ernte nach Gewicht bezahlt wird.

Dennoch war die Einführung der genmodifizierten Baumwolle - auch BT-Baumwolle genannt - als Verbesserung und Gewinn für die Landwirtschaft gedacht. BT steht für Bacillus Thuringiensis, ein Bakterium, das mit gentechnischen Methoden in die Baumwolle eingesetzt worden ist und sie gegen den Angriff mancher Insekten schützen soll. Angesichts fallender Marktpreise erhoffte sich die Regierung von dieser neuen Sorte Baumwolle höhere Erträge und einen geringeren Einsatz von Pestiziden.

Geteilte Meinungen unter den Bauern

Fabrik von außen (Foto: Aude Gensbittel)
In der Sofitex-Fabrik werden jährlich bis zu 35.000 Tonnen Baumwolle verarbeitetBild: DW

Die Firma Sofitex, die in Burkina Faso alle Schritte der Baumwollproduktion kontrolliert, erklärt, dass viele Bauern ihre Anweisungen nicht befolgt hätten. Die BT-Baumwolle müsse zwar nur zwei- statt sechsmal im Jahr mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden, aber diese zwei Behandlungen seien unverzichtbar. Anderenfalls fressen Schädlinge die Samenkörner und die Baumwollernten und dann wiegen sie noch weniger.

Doch nicht alle Bauern sind mit der Gen-Baumwolle unzufrieden. Harouna Sawadogo, der zum zweiten Mal in Folge die neue Sorte angebaut hat, bereut seine Entscheidung nicht. Am Anfang habe er sich wegen des höheren Preises der Samen Sorgen gemacht, aber weil er mehr Baumwolle geerntet und an Insektiziden gespart habe, konnte er nicht nur seine Kosten decken, sondern sogar Profit erwirtschaften. Die Mitglieder seiner Bauern-Gemeinschaft haben ähnlich Erfahrungen gemacht.

Langfristige Auswirkungen noch nicht erforscht

Ein Bauer im Gespräch mit dem Reporter vor einem Baumwollfeld (Foto: Aude Gensbittel)
Bauer Sawadogo ist mit der Gen-Baumwolle zufriedenBild: DW

Könnte also die Gen-Baumwolle die ganze Branche revolutionieren oder ist es ein Trugschluss, an einen schnellen Erfolg zu glauben? 2003 begannen die Wissenschaftler von Burkina Faso ihre Experimente mit gentechnisch veränderter Baumwolle. Im Jahr 2008 wurde sie schrittweise eingeführt. Ende 2010 stammte bereits der überwiegende Teil der Baumwollproduktion aus Saatgut dieser neuen Sorte. Eine Ausbreitung, die viel zu schnell erfolgte, findet Jean-Didier Zongo, Professor an der Universität von Ouagadougou. Der Genetiker, der auch die "Koalition der Wachsamkeit gegenüber genveränderten Organismen in Burkina Faso" leitet, wünschte, die Regierung hätte gewartet, bevor sie sich für den Anbau der BT-Baumwolle im großen Stil entschied. Denn die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit seien noch nicht erforscht.

Autorin: Aude Gensbittel
Redaktion: Beatrix Beuthner