Gemeinsam gegen Menschenhandel
29. Oktober 2004Myanmar, Kambodscha, Thailand, Laos, Vietnam und China verpflichten sich in einem gemeinsamen Abkommen dazu, die Zusammenarbeit zwischen Regierungen und internationalen Organisationen zu verstärken: Schärfere Gesetze und Strafen gegen Menschenhändler sind geplant, außerdem plädieren die sechs Staaten für einen besseren Informationsaustausch und mehr öffentliche Kampagnen, um auf das Problem des Menschenhandels aufmerksam zu machen.
Laxe Kontrollen und lückenhafte Gesetze haben den Kampf gegen den Menschenhandel bislang erschwert. Auch arbeiten Grenzsoldaten oder Behörden nicht selten mit den Schmugglern Hand in Hand. Das Abkommen gegen Menschenhandel ist nur ein erster Schritt. Doch es zeigt zumindest, dass sich die Regierungen der Region bewusst sind, dass sie das Problem nur gemeinsam angehen können.
Hohe Dunkelziffer
Die Mekong-Region in Südostasien ist eine der weltweit am stärksten betroffenen Regionen. Der Menschenhandel ist dabei für die Hintermänner mittlerweile ein Milliardengeschäft geworden - mindestens ebenso lukrativ wie der Handel mit Drogen. Betroffen sind vor allem arme Gegenden, wo Bildung und Aufklärung nicht stattfinden. Die am meisten verwundbare Gruppe sind Kinder und Jugendliche, vor allem Mädchen und junge Frauen. Manche Experten schätzen, dass es allein in der Region mehrere zehntausend gehandelte Kinder gibt.
Exakte Zahlen, wie viele Menschen tatsächlich verschleppt, sexuell ausgebeutet und als billige Arbeitskräfte missbraucht werden, gibt es aber nicht. Auf Spekulationen oder Zahlenspiele will sich Allan Dow von der "Internationalen Arbeitsorganisation", kurz ILO, deshalb auch nicht festlegen lassen. "Die Angaben sind unzuverlässig, denn Menschenhandel ist ein kriminelles, illegales Unterfangen und absolut schändlich. Oft werden Menschen von denjenigen Leuten verkauft oder verschleppt, die sie kennen: Von Onkeln oder Tanten, von Brüdern oder Schwestern, ja manchmal selbst von den eigenen Eltern", erklärt Dow.
Aktionsplan
Das jetzt in Rangoon unterzeichnete Abkommen, den Kampf gegen Menschenhandel besser zu koordinieren, ist nur die Grundlage für zukünftige Aktionen. Es gehört mehr dazu, als Gesetze oder Grenzkontrollen zu verschärfen. Die Opfer müssen gefunden, betreut und wieder in die Gemeinschaft integriert werden. Deshalb soll es einen Aktionsplan geben, zu dem unter anderem auch ein Zeugenschutzprogramm gehören soll, erklärt Oren Ginzburg, Projekt-Koordinator bei der UN in Bangkok, die weiteren Pläne.
Im Detail soll dieser Aktionsplan Anfang 2005 in Vietnams Hauptstadt Hanoi diskutiert werden. Die Zeit, effektiver gegen Menschenhandel vorzugehen, drängt. Denn das ohnehin ernste Problem könnte durch die wirtschaftliche Entwicklung in der Mekong-Region noch verschärft werden. Davor haben kürzlich UN-Vertreter gewarnt. Transnationale Schnellstraßen, gelockerte Grenzkontrollen und vereinfachte Zollverfahren, erleichtern nämlich auch den Menschenhändlern ihre schmutzigen Geschäfte.