Neue Noten gegen Geldfälscher
10. Januar 2013In Deutschland sind im vergangenen Jahr wieder mehr Blüten entdeckt worden. Polizei, Handel und Banken zogen gut 41.500 gefälschte Euro-Scheine aus dem Verkehr, heißt es von der Bundesbank. Das sind rund 6,4 Prozent mehr als noch 2011. Gemessen an der gesamten Geldmenge ist das eine verschwindend geringe Zahl. Auch Helmut Schäfer vom bayerischen Landeskriminalamt (LKA) in München sieht das so. Der DW sagte er bereits im November 2012: "Der volkswirtschaftliche Schaden ist sicher zu vernachlässigen."
Schäfer ist der stellvertretende Leiter der für "Zahlungsmittelfälschungen" zuständigen Abteilung beim LKA. Die Beamten, so Schäfer, sind bei ihrer Arbeit nicht die Hüter der Geldwertstabilität, sie sollen die "Sicherheit und Leichtigkeit im Zahlungsverkehr" gewährleisten. Sie jagen Geldfälscher, damit die Bürger sicher sein können, auch immer "echtes" Geld in der Hand zu halten. Banknoten also, die einen "reellen Gegenwert" darstellen.
Am Donnerstag (10.1.2013) stellte EZB-Chef Mario Draghi den neuen 5-Euro-Schein vor. Bei der Präsentation der Banknote in Frankfurt sagte Draghi: "Der Euro ist das sichtbarste Symbol der europäischen Einigung." Daher habe man auch auf den neuen Schein viel Mühe verwendet. Der EZB-Präsident versprach bei der Zeremonie im Archäologischen Museum Frankfurt, das in direkter Nachbarschaft zur EZB-Zentrale liegt, der neue Geldschein sei "in Sachen Technologie und Sicherheit auf dem neuesten Stand".
Die nächste Runde im Banknotenzyklus
Wenn die EZB neue Geldnoten ausgibt, dann nicht, um die Inflation zu bekämpfen, weil wegen der Fälschungen zu viel Geld im Umlauf wäre. Die Notenbank beabsichtige bei einer Neuausgabe vielmehr, den "Fälschern das Leben so schwer wie möglich zu machen", so Helmut Schäfer vom bayerischen LKA. Die Geldfälscher brauchen immer eine gewisse Zeit, um die neuen Banknoten so gut kennenzulernen, dass sie sie auch nachmachen können. Dann kommen erste Fälschungen in Umlauf, die aber in der Regel leicht zu erkennen sind. Wenn die Fälscher Übung haben und wieder "saubere Arbeit" leisten, beginnt aus Sicht einer Notenbank ein neuer Banknotenzyklus: Die bestehenden Scheine werden überarbeitet und verändert. Bei der Emission neuer Scheine nutzt eine Notenbank dann die Gelegenheit, auch die Sicherheitsmerkmale ihrer Geldscheine zu überarbeiten.
Die Schwäche des Euro
Der Kölner Künstler Hans-Jürgen Kuhl kennt sich mit Geld aus. Nicht, weil er viel davon hat, sondern weil er selbst welches gemacht hat - dafür war er zu einer sechsjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Kuhl fälscht zwar nicht mehr, sieht einen Geldschein aber immer noch mit anderen Augen. Der DW erklärte er, was ihm zum Beispiel an bisherigen Euro-Scheinen nicht gefällt: "Der EZB-Code auf der Vorderseite, der ist ein bisschen erhaben, nur ein kleines bisschen. Den kann man nur mit Mühe noch fühlen. Das ist für einen halbwegs vernünftigen Tüftler kein großes Problem."
Für einen Tüftler wie den Künstler Hans-Jürgen Kuhl zum Beispiel. Berühmt geworden war er durch die Dollarnoten aus seiner privaten Werkstatt, die als die besten Fälschungen der US-Währung überhaupt galten. Kuhl hat auch schon gefälschte Euro-Banknoten gesehen, zum Beispiel die sogenannten Super-Euros aus Osteuropa, die als gute Fälschungen gelten. Aber auch bei den besten "Blüten", so Kuhl, scheiterten die Fälscher letztlich immer an den bekannten Klippen: "Das Hauptproblem für die Fälscher ist das Wasserzeichen und das Hologramm."
Ein endloser Kampf
Helmut Schäfer vom Landeskriminalamt in München glaubt, dass auch die neuen Euro-Scheine, die die EZB jetzt ausgeben wird, nachgemacht werden können: "Absolut fälschungssichere Geldscheine wird es niemals geben."
Notenbanken werden am Ende eines Banknotenzyklus von den Fälschern doch immer wieder eingeholt. Das gilt nicht nur für den Euro. Vor den Augen von Hans-Jürgen Kuhl, immerhin ein ausgewiesener Kenner der Arbeit der US-Notenbank, findet auch der US-Dollar keine Gnade. Kuhl hat sich neue Dollarscheine genau angesehen und festgestellt, dass sie sehr aufwändig hergestellt werden. Aber dennoch: "Für einen vernünftigen Fälscher ist auch das kein Problem."
Eher was für Handwerker
Doch auch für Fälscher und Betrüger liegt der Markt der Zukunft offenbar im Internet. Mit Betrug beim Online-Banking beispielsweise lasse sich mehr verdienen – einfacher und gefahrloser. Doch dazu müsse man schon, so Polizist Helmut Schäfer, aus einem anderen Holz geschnitzt sein: weniger praktisch als vielmehr theoretisch beschlagen. Das sei jedoch nicht jeder, und so werde es "immer Fälscher geben, weil es einfach die handwerklichen Typen sind."
Die Betrogenen sind oft selbst schuld
Der Falschgeld-Experte Hans-Jürgen Kuhl ist sicher, dass der "Berufsstand" des Geldfälschers nicht so schnell verschwinden wird. Das liegt seiner Ansicht nach aber nicht an der Unfähigkeit der Notenbanken, wirklich fälschungssichere Geldscheine zu drucken, sondern eher an unserer Unaufmerksamkeit.
Allzu viele Menschen zählen das Wechselgeld an der Supermarktkasse nicht nach, und im Stress des Feierabendeinkaufs schaut auch nicht jede Kassiererin immer genau hin, was für ein Geldschein ihr entgegen geschoben wird. Und je unaufmerksamer wir sind, desto einfacher haben es die Fälscher, so Kuhl: "Solange man den Leuten 75-Euro-Scheine andrehen kann, solange können die Fälscher machen, was sie wollen."