Geiz ist geil - auch bei Risikokapital
31. August 2004Nur der Himmel war das Limit. Geld war genug vorhanden – als die Haffas dieser Welt Milliardäre wurden, weil viele Aktionäre auch einmal auf Yachten Cohiba-Zigarren rauchen wollten. Doch der Börsen-Boom war schnell vorbei. Dabei war die Idee eigentlich gar nicht schlecht. Mit Hilfe von Risikokapital sollten Baby-Unternehmen aus dem Technologie-Sektor gefüttert, aufgepäppelt und erwachsen werden. Vom Internet-Erfolg der "dotcoms" war auch die TFG Capital AG Beteiligungsgesellschaft einmal zutiefst überzeugt.
Blütenträume ausgeträumt
Seit der Gründung 1994 hatte sich das Investmenthaus eigenen Angaben zufolge rasch zu einem der größten unabhängigen Frühphasenfinanzierer entwickelt. Aber auch für das Marler Investmenthaus war um die Jahrtausendwende der Fall sehr tief, wie Andrea Lengeling rückblickend feststellt: "Viele Business-Pläne waren das Papier nicht wert. Auch wir mussten dazulernen." Nachdem die Blütenträume vom schnellen Unternehmenserfolg der vielen kleinen Technologie-Babies ausgeträumt waren, waren die Marler gezwungen rasch umzusteuern.
So musste sich das Unternehmen einer regelrechten Rosskur unterziehen, um nicht selbst auf der Strecke zu bleiben. Lengelin sieht die Jahre der Euphorie in deutschen Landen durchaus kritisch: "Es gab einfach viel zu wenig deutsche Technologie-Unternehmen, die das Zeug dazu hatten, im internationalen Wettbewerb die Nase vorn zu haben. Außerdem herrscht in Deutschland nicht gerade ein Gründerklima. Auch haben viele High Potentials das Land Richtung USA verlassen."
Kapitalspritzen von außen
Venture-Capital ist fast passe – "Investment Engineering" – so lautet jetzt das Credo der Beteiligungsgesellschaft am Rande des Ruhrgebiets. Hier tritt TFG nun verstärkt als Problemlöser und Partner von börsennotierten Unternehmen auf. Diese sollen in Fragen der Finanzierung, vor allem bei Kapital-Spritzen von außen beraten werden.