"Geiseln des Kreml"? Ukrainische Gefangene in Russland
In russischen Gefängnissen sitzen Dutzende Ukrainer; für Kiew sind sie politische Gefangene. Einer davon ist Regisseur Oleg Senzow. Seit drei Monaten protestiert er mit einem Hungerstreik gegen die Inhaftierungen.
Oleg Senzow
Der Regisseur stammt von der Krim. In Russland wird ihm vorgeworfen, im Frühjahr 2014 auf der Krim eine terroristische Vereinigung gebildet und Anschläge geplant zu haben. Senzow wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er in einem Gefängnis nördlich des Polarkreises absitzt. Seit dem 14. Mai fordert er mit einem Hungerstreik die Freilassung aller ukrainischen politischen Gefangenen in Russland.
Aleksandr Koltschenko
Der 27-Jährige stammt ebenfalls von der Krim. Er war Mitangeklagter im "Fall Senzow". Wegen der "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und der Planung von Terroranschlägen in Simferopol" wurde Koltschenko in Russland zu zehn Jahren Haft verurteilt. Wie Senzow betont auch er seine Unschuld. Derzeit befindet er sich in einem Gefängnis im Ural.
Aleksej Tschirnij
Auch der 34-jährige Aleksej Tschirnij stammt von der Krim und war ebenfalls Mitangeklagter im Fall der "Krim-Terroristen". Er wurde im Mai 2014 in Simferopol festgenommen und gefoltert. Danach bekannte er sich schuldig und sagte gegen Senzow aus. Tschirnij kooperierte mit den Ermittlern und bekam letztlich sieben Jahre Haft. Er sitzt derzeit in einem Gefängnis in der russischen Region Rostow.
Sergej Litwinow
Der 34-jährige Sergej Litwinow aus dem ostukrainischen Luhansk wurde im Sommer 2014 festgenommen. Er wurde beschuldigt, im Donbass an "Strafmaßnahmen" des ukrainischen Dnepr-Bataillons, insbesondere an Morden und Vergewaltigungen, teilgenommen zu haben. Litwinow wurde zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt und befindet sich in einer Strafkolonie in Magadan.
Mykola Karpjuk
Der 53-jährige Mykola Karpjuk stammt aus der ukrainischen Region Riwne. Im März 2014 wurde er in Russland wegen des Vorwurfs festgenommen, 1994 und 1995 an Kämpfen gegen das russische Militär in Tschetschenien beteiligt gewesen zu sein. Zunächst soll er gestanden haben. Später erklärte Karpjuk, er sei unter Folter verhört worden. Von einem Gericht in Grosny wurde er zu 22,5 Jahren Haft verurteilt.
Stanislaw Klych
Stanislaw Klych wurde im August 2014 auf der Reise ins russische Orjol verhaftet. Wie Karpjuk wurde ihm vorgeworfen, sich 1994 in Tschetschenien an Kämpfen gegen die russische Armee beteiligt zu haben. Auch er beklagt, gefoltert worden zu sein, unter anderem mit Psychopharmaka. Ein Gericht in Grosny verurteilte ihn zu 20 Jahren Haft. Er befindet sich in einer Gefängnis-Psychiatrie in Magnitogorsk.
Wolodymyr Baluch
Wolodymyr Baluch hisste über seinem Haus auf der von Russland annektierten Krim die Flagge der Ukraine. Wegen angeblicher illegaler Lagerung von Munition wurde er zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Wegen eines angeblichen Überfalls auf einen leitenden Gefängniswärter bekam er fünf Jahre Gefängnis. Seit dem 19. März befindet er sich aus Protest in einem Hungerstreik.
Roman Suschtschenko
Der Korrespondent der ukrainischen Nachrichtenagentur "Ukrinform", Roman Suschtschenko, wurde Ende September 2016 in Moskau festgenommen, als er dort seinen Bruder besuchen wollte. Im Juni 2018 wurde er wegen Spionage und des Vorwurfs, geheime Informationen über das russische Militär gesammelt zu haben, zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Der Prozess verlief hinter verschlossenen Türen.
Pawlo Hryb
Der 20-jährige Pawlo Hryb verschwand im August 2017 in der weißrussischen Stadt Gomel. Dort wollte er ein Mädchen treffen, mit dem er über ein soziales Netzwerk in Kontakt getreten war. Später wurde bekannt, dass ihm Terrorismus vorgeworfen wird und dass er in der russischen Stadt Krasnodar in Untersuchungshaft sitzt. Laut seinem Anwalt wurde Pawlo vom russischen Geheimdienst FSB entführt.