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Politik

Geht ein US-Präsident zum Arzt ...

Michael Knigge | Maximiliane Koschyk
11. Januar 2018

Erstmals seit seinem Amtsantritt - soweit bekannt - untersucht diesen Freitag ein Arzt den US-Präsidenten. Doch Einblicke in Trumps geistigen wie körperlichen Zustand sollte man sich nicht erwarten.

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USA Präsident Donald Trump in Washington
Bild: picture-alliance/AP Photo/E. Vucci

Warum geht Donald Trump überhaupt zum Arzt?

Weil er sich dazu entschlossen hat. Niemand zwingt den US-Präsidenten und es gibt keine gesetzlichen Vorschriften, wonach das Staatsoberhaupt von einem Arzt untersucht werden muss. Trump hält sich mit seiner Untersuchung nur an eine von Ronald Reagan begonnene Tradition: alle Amtsinhaber machen die Ergebnisse dieser Check-ups öffentlich.

Hätte er auch Nein sagen können?

Ja, und bislang scheute der US-Präsident auch nicht davor zurück, mit den Konventionen seines Amtes zu brechen. Entsprechend interessant ist der Zeitpunkt seiner Entscheidung gewesen: Das Weiße Haus gab den Untersuchungstermin nur einen Tag nach Trumps Ankündigung, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen, bekannt. Seine Jerusalem-Rede hatte nicht nur aufgrund ihres Inhalts, sondern auch aufgrund seines nuschelnden Vortrags Irritationen hervorgerufen und Fragen über den Gesundheitszustand des bei seiner ersten Wahl ältesten US-Präsidenten aufgeworfen.

Was steckt hinter Trumps Entscheidung?

Trumps offizieller Arzttermin kann als Versuch gedeutet werden, die seit Beginn seiner Kandidatur nicht enden wollenden Diskussionen über seinen Gesundheitszustand zu beenden. Seine unberechenbare Art haben Kritiker oft zum Anlass genommen, ihn als geistig instabil zu beurteilen. Seine Anhänger hingegen haben den unorthodoxen Stil Trumps stets als einen seiner größten Vorzüge gepriesen.

Trumps Entscheidung ist auch deshalb so wichtig, weil er sich im Wahlkampf vehement geweigert hatte, einen Gesundheitsbericht zu veröffentlichen. Ein kurzer, mit nur wenigen Details, aber einigen Tippfehlern gespickte Brief von Trumps damaligen Hausarzt, Harold Bornstein, gipfelte bekanntermaßen in der Erklärung, dass Trump "die gesündeste Person sein werde, die jemals zum Präsidenten gewählt werde".

Was wird man wirklich über Trumps Gesundheitszustand erfahren?

Nur so viel, wie er selbst auch preisgeben möchte. Den Präsidenten schützt, genau wie jeden anderen US-Bürger, die ärztliche Schweigepflicht, aber auch das Recht auf Privatsphäre davor, dass Informationen über seinen Gesundheitszustand ohne ausdrückliche Einwilligung veröffentlicht werden dürfen.

Welche Informationen werden nicht preisgegeben?

Der Präsident muss zwar jede veröffentlichte Information absegnen. Das bedeutet aber nicht, dass der tatsächliche Bericht seines Arztes, Ronny Jackson, alle Bedenken über die Gesundheit Trumps aus dem Weg räumen wird, erklärt Robert Darling, unter Bill Clinton Arzt im Weißen Haus. "Die Untersuchung wird nicht allein von Dr. Jackson durchgeführt werden", sagte er.

Der Präsident wird im Walter Reed Militärzentrum für Medizin untersucht, Darling schätzt von einem Dutzend Ärzten. Gemeinsam werde diese Gruppe ein Gutachten verfassen, das Jackson dann veröffentliche. Und obwohl dies eine umfassende Untersuchung sei, ist normalerweise eine Beurteilung der mentalen Gesundheit nicht inbegriffen. Das hatte das Weiße Haus bereits bestätigt.

Wie haben es Trumps Vorgänger gehalten?

Tatsächlich ist Donald Trumps Zurückhaltung bei seinem Gesundheitszustand keine Neuheit. Es gab bereits einige Präsidenten, die nicht nur zögerlich Details zu ihrer Gesundheit preisgaben, sondern auch aktiv Krankheiten vertuschten.

1883 wurde der damalige Amtsinhaber Grover Cleveland auf einer Yacht im East River vor New York wegen Mundhöhlenkrebs operiert. Von Woodrow Wilsons Schlaganfall im Jahr 1919, der seine Arbeitsfähigkeit deutlich einschränkte, erfuhr die Öffentlichkeit ebenso spät wie von der Tatsache, dass seine Frau Edith zwischenzeitlich einen Teil seiner Aufgaben übernommen hatte.

US-Präsident John F. Kennedy
Nicht so gesund, wie er aussah: Ex-US-Präsident John F. KennedyBild: Reuters/JFK Presidential Library and Museum

Während John F. Kennedy stets für seine jugendliche und vitale Ausstrahlung bejubelt wurde, stellte sich nach seinem Tod heraus, dass er nicht nur mit chronischen Krankheiten, sondern auch einer daraus resultierenden Tablettenabhängigkeit zu kämpfen hatte. Auch über Ronald Reagans Gesundheit wurde gegen Ende seiner zweiten Präsidentschaft öffentlich diskutiert. Fünf Jahre nach seiner Amtszeit gab er dann zu, dass bei ihm Alzheimer diagnostiziert worden war.

Warum ist Trumps Untersuchung dennoch wichtig?

"Wir haben leider eine lange Tradition in diesem Land, dass Präsidenten ihren Gesundheitszustand verheimlichen", sagt Barbara Perry, Direktorin des Zentrums für Präsidialforschung an der Universität Virginia. Schon allein deshalb sollte man ihrer Meinung nach die ärztliche Schweigepflicht für Amtsinhaber aussetzen. "Unsere Leben liegen in den Händen von US-Präsidenten genau so wie sie in den Händen von Flugzeugpiloten liegen", argumentiert sie.

Eine Fluggesellschaft müsse schließlich auch über den mentalen wie physischen Gesundheitszustand ihrer Piloten Bescheid wissen. "Ich denke, die US-Bürger haben ein Recht, über die körperliche wie geistige Gesundheit ihres Präsidenten und Oberbefehlshaber informiert zu werden, zumal dieser uns regelmäßig selbst daran erinnert, dass er den Finger am 'roten Knopf' hat."