Gefoltert und verkauft: Flüchtlinge in libyscher Gefangenschaft
Sklaven-Auktionen, Massenvergewaltigungen, Folter und Hunger: Libysche Sicherheitskräfte sollen brutal gegen Flüchtlinge vorgehen, die nach Europa wollen. In Libyen sind sie in der Hölle gelandet.
Ruf nach Aufklärung
Fernsehbilder über mutmaßlichen Menschenhandel und Sklavenmärkte mit afrikanischen Flüchtlingen lösten weltweit Entsetzen aus. Die international unterstützte libysche Einheitsregierung kündigte daraufhin eine Ermittlungskommission an. Gleichzeitig wies sie darauf hin, das Land versinke nach dem Sturz von Machthaber Gaddafi im Chaos und sei nicht Quelle, sondern Opfer illegaler Migration.
Lauter Protest
Paris, Genf, Brüssel, Rabat: Nachdem das Video auch im Netz kursierte, formierte sich europaweit und in einigen afrikanischen Ländern Protest gegen die Zustände in libyschen Flüchtlingslagern. Auch in Marokko demonstrierten junge Menschen vor der libyschen Botschaft und forderten menschenwürdige Bedingungen und ein Ende des mutmaßlichen Sklavenhandels in dem nordafrikanischem Land.
Angst ums Überleben
Auf dem Weg nach Europa erleben viele Migranten schon in Libyen den Horror von Folter bis Menschenhandel. Das hat auch die Vereinten Nationen wachgerüttelt. Die UN, die EU und einige afrikanische Staaten wollen bis Ende 2017 15.000 Flüchtlinge zurück in ihre Heimat bringen, etwa nach Nigeria, Gambia und Guinea. Die Teilnahme an der Aktion sei freiwillig, heißt es.
Überfüllt und unmenschlich
Zusammengepfercht und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen: Die UN prangerten schon vorher die Zustände in Auffanglagern an. In dem von Gewalt zerrissenen Land sollen schätzungsweise zwischen 400.000 und eine Million Migranten unter elendesten Bedingungen festsitzen und auf eine Überfahrt nach Europa hoffen. Nach libyschen Angaben befinden sich in den Lagern derzeit rund 20.000 Menschen.
Gefängnisse werden zu Flüchtlingslager
Die international unterstützte libysche Einheitsregierung hat mit der EU ein Abkommen geschlossen, um Flüchtlinge mit Hilfe der libyschen Küstenwache davon abzuhalten, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Dafür sollen die illegalen Migranten künftig in "angemessenen Aufnahmeeinrichtungen" in Libyen versorgt werden, so wie in diesem bei Misrata. Es war vorher ein Gefängnis.
Große Träume: Arbeit und Europa
Auch dieser junge Mann sitzt in einem Gefangenenlager fest, das 50 km von der Küstenstadt Misrata liegt. Nach Libyen kommen viele Migranten, um zu arbeiten, andere wollen von dort aus den lebensgefährlichen Weg nach Europa über das Mittelmeer antreten. Trotz geringer Chancen wollen weiterhin Tausende Afrikaner den gefährlichen Weg nach Europa wagen.
Bis zur Küste und nicht weiter
Immer wieder werden junge Afrikaner von der libyschen Küstenwache aufgegriffen und an ihrer Überfahrt nach Europa gehindert. Diese illegalen Migranten werden in ein Lager 45 Kilometer von der Küstenstadt Tripolis entfernt gebracht. Das EU-Libyen- Abkommen, das ein Schließen der sogenannten zentralen Mittelmeerroute zum Ziel hat, wird von Menschenrechtsorganisationen heftig kritisiert.