Gedenken mit sorgenvollem Blick in die Zukunft
9. August 2019Mit einem neuerlichen Appell zur weltweiten Abschaffung der Atomwaffen ist in der japanischen Stadt Nagasaki der Opfer des Atombombenabwurfs vor 74 Jahren gedacht worden. Nagasakis Bürgermeister Tomihisa Taue rief bei einer Gedenkzeremonie die rechtskonservative Regierung seines Landes auf, dem UN-Atomwaffenverbotsvertrag von 2017 beizutreten. "Als das einzige Land der Welt, das die Verwüstung erlebt hat, die durch Atomwaffen verursacht wird, muss Japan den Vertrag zum Verbot von Kernwaffen so schnell wie möglich unterzeichnen", sagte Taue vor knapp 6000 Teilnehmern der Feier.
Dies hatte drei Tage zuvor schon sein Kollege Kazumi Matsui in Hiroshima gefordert; die Stadt war ebenfalls Opfer einer US-Atombombe geworden. Doch Japans Ministerpräsident Shinzo Abe ging in seiner Rede am Gedenktag auf den Vertrag wieder nicht ein. Dieser war im Juli 2017 von 122 Ländern angenommen worden, ist aber noch nicht in Kraft, weil er bislang erst von weniger als 50 Prozent der Vertragsstaaten ratifiziert wurde. Japan, das sich vom Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas bedroht fühlt, steht unter dem atomaren Schutzschild seines heutigen Sicherheitspartners USA.
Um 11.02 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt, als am 9. August 1945 die von einem US-Bomber abgeworfene Atombombe "Fat Man" über der Stadt explodierte, legten die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung eine Schweigeminute ein. Allein in Nagasaki wurden damals etwa 70.000 Menschen durch direkte Einwirkung getötet, 75.000 weitere erlitten Verletzungen. Unter dem Eindruck der Zerstörungen von Hiroshima und Nagasaki kapitulierte das Kaiserreich Japan am 15. August 1945. Beide Städte gelten seitdem weltweit als Symbole für den Frieden.
sti/gri (dpa, rtr)