Gedenken an Robert Enke
10. November 2014"ROBERT gedENKEn - unser Freund und Torwart" - unter diesem Titel erinnert fünf Jahre nach Enkes Tod eine Ausstellung im niedersächsischen Landesmuseum in Hannover an den tragischen Selbstmord des Fußball-Nationaltorhüters. Sie soll eine persönliche Erinnerung an Enke sein und ausdrücklich keine Trauerveranstaltung. Der unter starken Depressionen leidenden Keeper von Hannover 96 hatte sich am 10. November 2009 im Alter von 32 Jahren das Leben genommen.
"Wir dachten, mit Liebe geht das" - die Stimme von Enkes Ehefrau Teresa klingt immer noch so zögerlich und brüchig wie damals, als sie einen Tag nach der erschütternden Nachricht in einer beeindruckenden Pressekonferenz die Krankheit ihres verstorbenen Mannes öffentlich machte und zu erklären versuchte, was sich kein Außenstehender erklären konnte. Fünf Jahre später ist ihre Aussage nach wie vor ein bewegendes Tondokument. Der damals wie heute hochemotionale Satz berührt die vielen Menschen, die seit vergangenen Freitag nach Hannover kommen, um sich an den ehemaligen Nationaltorhüter zu erinnern.
Neben Fußballdevotionalien aus der Karriere Enkes, der für Carl-Zeiss Jena, Borussia Mönchengladbach, Benfica Lissabon, den FC Barcelona, Fenerbahce Istanbul und Hannover 96 im Tor stand, gibt es auch ganz persönliche Erinnerungsstücke von Fans, Kollegen und Politikern. Ein zentrales Ausstellungsstück ist eine schmucklose Vitrine, gefüllt mit schriftlichen Beileidsbekundungen aller Art und von ganz unterschiedlichen Menschen. "Hallo Robert, du warst mein Idol", steht in silberner krakeliger Kinderschrift auf zwei kleinen abgewetzten Torwarthandschuhen für Jugendliche. Keine zehn Zentimeter entfernt liegen offizielle Kondolenzschreiben. Bundeskanzlerin Angela Merkel bekundet "mit stillem Gruß" ihre Anteilnahme, "aus tiefem Herzen" nimmt FIFA-Boss Joseph Blatter Anteil an Teresa Enkes Trauer.
Theresa Enke: "Viele positive Erinnerungen"
Seit dem Tod Enkes gibt es die Robert-Enke-Stiftung, die sich die Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen zum Hauptziel gesetzt hat. "Da wurde schon vieles erreicht, vor allem eine Beratungsplattform geschaffen. Das ist ein enormer Schritt nach vorn, Robert und ich waren damals allein auf weiter Flur", sagt seine Witwe Teresa. Robert Enke hatte den Schritt, seine Krankheit öffentlich zu machen, stets gescheut, aus Angst, sein Privatleben, seine Karriere und seine Adoptivtochter zu verlieren. Die Sichtung und Zusammenstellung der Exponate, erzählt Theresa Enke, sei schmerzlich und befreiend zugleich gewesen: "Es war schwer, so manche Kiste aufzumachen. Aber es gab ja auch viele Glücksmomente in unserem gemeinsamen Leben. Eine Menge Erinnerungen sind positiv geprägt."
Im Deutschen Fußball-Bund (DFB) hat Theresa Enke seit der Stiftungsgründung im Januar 2010 einen verlässlichen Partner. "Ich bin sehr dankbar dafür, dass der DFB hinter uns steht und Wort gehalten hat", betont sie, der präventive Maßnahmen besonders am Herzen liegen: "Leistungssport soll Leistungssport bleiben. Aber es ist toll, dass nun schon bei Trainerkongressen darauf hingewiesen wird, dass es wichtig ist, Sportler auf Veränderungen hin zu beobachten und ihnen Hilfe anzubieten."
Niersbach: "Keine gravierenden Änderungen"
Doch auf dem Bundesligarasen selbst sieht DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auch fünf Jahre nach dem Selbstmord Enkes keine grundlegende Änderung. Es habe sich beim Umgang mit Profi-Fußballern "nichts Gravierendes verändert, da würde man sich selber etwas vormachen", sagte der 63-Jährige. "Wir kommen immer wieder an Punkte, wo man sich von einer gesunden sportlichen Rivalität entfernt." Der DFB könne nur mit gutem Beispiel vorangehen, so Niersbach: "Wir leben Dinge vor und stellen Verhaltensregeln auf. Aber letztlich sind 80.000 Zuschauer im Stadion und jeder nimmt für sich eine gewisse Freiheit in der Auslegung der Regeln in Anspruch. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Aber Fairness darf kein verstaubter Begriff in unserer Gesellschaft und im Sport werden. Und dafür setzen wir uns in der Spitze des Verbandes ein."
Der Freitod Enkes, so Niersbach, habe in Deutschland allerdings für ein größeres Bewusstsein gesorgt, dass eine Depression keine Schwäche, sondern eine Erkrankung sei: "Gerade deshalb halten wir die Erinnerung an Robert Enke auch so hoch in seiner Stiftung", so Niersbach. Da leiste Enkes Witwe Theresa "bis zum heutigen Tage eine großartige Arbeit".