Impfstoff-Gipfel sammelt Milliarden Euro ein
4. Juni 2020Deutschland beteiligt sich mit 600 Millionen Euro an der Impfallianz, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Videobotschaft ankündigte. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte allein für die Brüsseler Behörde 300 Millionen Euro zu. Gastgeber Großbritannien ist nach Angaben von Premierminister Boris Johnson mit einer Zusage von 1,65 Milliarden Pfund (rund 1,85 Milliarden Euro) größter Gavi-Geldgeber.
Die in Genf ansässige Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (Gavi) war im Jahr 2000 gegründet worden und hat seitdem dabei geholfen, mehr als 760 Millionen Kinder in den ärmsten Ländern der Erde zu impfen.
An dem Treffen nahmen Vertreter aus mehr als 50 Ländern und Einzelpersonen wie der Microsoft-Gründer Bill Gates teil. Auch Länder wie Burkina Faso kündigten finanzielle Beiträge für Gavi an. US-Präsident Donald Trump wünschte der Impfallianz in einer Videobotschaft viel Glück. Es sei großartig, mit von der Partie zu sein, sagte er.
Vier EU-Staaten schmieden Allianz für Corona-Impfstoff
Im Vorfeld der Geberkonferenz war bekannt geworden, dass Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande anscheinend eine Allianz für einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus schmieden, um "das schnellste und bestmöglichste Ergebnis in den Verhandlungen mit Schlüsselakteuren der Pharmaindustrie zu erreichen". So zitiert das "Handelsblatt" aus einem Schreiben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und seinen Kollegen an die EU-Kommission.
Es geht dem Zeitungsbericht zufolge auch darum zu verhindern, dass die EU im Wettrennen um einen Corona-Impfstoff gegen die USA und China verliert. Denn der Impfgipfel findet inmitten internationaler Spannungen statt. Vor allem die Versuche der Regierung von US-Präsident Donald Trump, im Gegenzug für Milliardeninvestitionen in Pharmakonzerne den ersten Zugriff auf Impfstoffkandidaten zu bekommen, werden in Europa argwöhnisch verfolgt.
Wichtige Impfprogramme wegen Corona ausgesetzt
In dem Impfbündnis Gavi arbeiten Regierungen, Impfstoffhersteller, Forschungseinrichtungen, Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF) und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Mithilfe des Geldes sollen wegen der Corona-Pandemie ausgesetzte Impfprogramme etwa gegen Masern, Kinderlähmung und Typhus wieder aufgenommen, und in den kommenden fünf Jahren 300 Millionen Kinder in den ärmsten Ländern der Welt geimpft werden können. Zudem soll ein Fonds für künftige Corona-Impfstoffe entstehen, an denen derzeit weltweit mit Hochdruck geforscht wird.
Auf einer Konferenz Dutzender Ländern und Organisationen Anfang Mai waren bereits 7,4 Milliarden Euro für die Anschubfinanzierung für die globale Suche nach einem Corona-Imfpstoff zusammengekommen.
ie/nob/se (afp, rtr, dpa)