"Gbagbo zeigt seinen wahren Charakter"
27. Dezember 2010Der Tages-Anzeiger aus Zürich fordert ein hartes Vorgehen gegen Laurent Gbagbo:
"Nach einem Sondergipfel in der nigerianischen Hauptstadt Abuja drohten die 15 Mitglieder der ECOWAS Präsident Laurent Gbagbo mit dem Einmarsch von Truppen, falls er nicht freiwillig zurücktritt. Das ist nur konsequent, denn Gbagbos eklatante Wahlmanipulation hat den afrikanischen Kontinent an einen Scheideweg geführt. Beharrt die Afrikanische Union (AU) auf ihrer ungewöhnlich prinzipienfesten Position, dass Herausforderer Alassane Ouattara der Wahlsieger ist und sich Gbagbo widerrechtlich an der Macht festhält, muss sie dem 65-jährigen Präsidenten mit Gewalt begegnen. Andernfalls werden die Ouattara-Anhänger die Zeche zahlen, die bereits zu Hunderten entführt, gefoltert und getötet wurden."
Die Tageszeitung L'Alsace aus dem elsässische Mülhausen sieht dagegen wenig Chancen, um Gbagbo zum Rücktritt zu zwingen:
"Selbst die von der EU beschlossenen Sanktionen sind schwer umzusetzen. Gbagbo hat nämlich Geiseln - rund 14.000 Franzosen, die in der Elfenbeinküste arbeiten. Daher hat sich die französische Regierung auch davor gehütet, von Sanktionen zu sprechen, als sie am Wochenende Gbagbos Privatmaschine am Flughafen Basel-Mülhausen blockierte. Paris beteuert vielmehr, es habe auf Bitten von Alassane Ouattara gehandelt, dem 'legitimen' Präsidenten der Elfenbeinküste. Bisher ist die Machtprobe eine Sache der Diplomatie. Doch wie lange noch? Gbagbo kontrolliert den reichen Teil der Elfenbeinküste mit den weltweit größten Kakao-Plantagen. Und er kann Monate, vielleicht sogar Jahre durchhalten."
Die französische Zeitung La Presse de la Manche aus Cherbourg ruft nach einer schnellen, "afrikanischen" Lösung:
"Gbagbo zeigt seinen wahren Charakter, wenn er sagt, wer ihn mit Gewalt aus dem Präsidentenpalast holen wolle, werde einen Bürgerkrieg auslösen. Mit anderen Worten - Gbagbo ist bereit, sein Volk einem Bürgerkrieg auszusetzen und er nutzt diese Drohung als eine Art Schutzschild, um selbst an der Macht zu bleiben. Dies ist besonders erbärmlich. Laurent Gbagbo spielt den perfekten Erpresser. Doch die Situation andauern zu lassen, würde mit Sicherheit auch zu einem Bürgerkrieg führen. Der Handlungsspielraum ist sehr eng. Und die Lösung muss eine afrikanische sein. Auch wenn es darum geht, Gewalt anzuwenden."
Die konservative Pariser Zeitung Le Figaro fordert die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf Gbagbo fortzusetzen:
"(Der abgewählte Präsident) Laurent Gbagbo hat keine andere Option als auf Zeit zu spielen in der Hoffnung, dass der von der internationalen Gemeinschaft unterstützte legitime Präsident schließlich zu Kompromissen gezwungen sein wird. Die Sanktionen der EU und die von großen internationalen Organisationen beschlossene finanzielle Isolierung zielen nicht auf die Elfenbeinküste als solche, sondern versuchen in Gbagbos Umgebung Gräben aufzuwerfen. Das gilt auch für Verfahren vor der internationalen Justiz. Während sie ohne Wirkung auf die bleiben, die sich im Präsidentenpalast eingebunkert haben, dürfte die Strafandrohung diejenigen in Armee und Verwaltung entmutigen, die versucht sind, den Aufrufen Gbagbos und seiner Frau Simone zur Konfrontation Folge zu leisten. Alle beide sollten sich Gedanken über den Präzedenzfall Ferdinand und Imelda Marcos machen, die 1986 auf den Philippinen nach Wahlfälschungen ins Exil gezwungen wurden."
Zusammengestellt von: Christine Harjes
Redaktion: Katrin A. Ogunsade