Gazastreifen: 100 Tage Krieg zwischen Israel und Hamas
14. Januar 2024Bei einer Kundgebung in Tel Aviv forderten am Samstag erneut Tausende Bürger die Freilassung der von der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln. Die Demonstranten, unter ihnen auch viele Angehörige, versammelten sich am Vorabend des 100. Tags der Geiselhaft hinter einem riesigen Transparent mit der Aufschrift "Und die Welt schweigt" und forderten in Sprechchören, die Geiseln "jetzt, jetzt, jetzt" freizulassen. Nach Angaben der Organisatoren nahmen sogar 120.000 Menschen an der Kundgebung teil.
"Wir werden weiterhin Woche für Woche hierher kommen, bis alle freigelassen sind", sagte der 47-jährige Edan Begerano bei der Kundgebung. "Wohin ich auch schaue, bin ich beeindruckt von den Israelis, die heute in großer Zahl gekommen sind, um uns zu unterstützen und bei uns zu sein." Angehörige der Geiseln warfen Netanjahus Regierung abermals vor, nicht genug für deren Freilassung zu tun. Hunderte israelische Unternehmen traten am Sonntag als Zeichen der Solidarität mit den mehr als 130 Geiseln im Gazastreifen in einen 100 Minuten langen Streik. Sie folgten damit einem Aufruf des Dachverbands der Gewerkschaften (Histadrut).
Israels Ministerpräsident Netanjahu gibt sich unbeeindruckt
Ungeachtet der Demonstration geben sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Armeeführung siegessicher. "Niemand wird uns stoppen", sagte Netanjahu in Tel Aviv. "Wir werden den Krieg bis zum Ende fortsetzen - bis wir alle unsere Ziele erreicht haben: Die Beseitigung der Hamas, die Rückgabe aller unserer Geiseln und die Gewährleistung, dass der Gazastreifen nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellen wird", so Netanjahu.
Der Generalstabschef der israelischen Armee, Herzi Halevi, sagte, der militärische Druck auf die Hamas müsse aufrechterhalten werden, um die Geiseln freizubekommen. Die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas wird von Deutschland, der EU und anderen westlichen Staaten als Terrorgruppe eingestuft.
UN-Hilfswerk fordert erneut eine Feuerpause
Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA erneuerte seinen Appell für eine humanitäre Feuerpause im Gazastreifen. "Massenhafter Tod, Zerstörung, Vertreibung, Hunger, Verlust und Trauer haben in den letzten 100 Tagen die von uns allen geteilte Menschlichkeit befleckt", schrieb der Generalkommissar der UNRWA, Philippe Lazzarini.
Die große Mehrheit der Menschen, die Kinder eingeschlossen, sei zutiefst traumatisiert. 1,4 Millionen Binnenflüchtlinge würden in heillos überfüllten, mit unzureichenden Sanitäranlagen ausgestatteten Notunterkünften hausen.
An diesem Sonntag dauert der Krieg in dem von Israel abgeriegelten Küstengebiet am Mittelmeer 100 Tage an. Auslöser war die verheerende Terrorattacke der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober. Mehr als 1200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte darauf mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bisher mehr als 23.000 Menschen in dem abgeriegelten Küstengebiet getötet. Diese Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock betonte erneut ihre Unterstützung zur Freilassung der Geiseln. "Seit 100 Tagen fehlen Kinder, Eltern, Brüder, Schwestern, Freunde in Israel. 100 Tage voll Ungewissheit, Verzweiflung, Trauer - und Hoffnung", erklärte Baerbock im Onlinedienst X. "Wir geben nicht auf, wir lassen in unserer Arbeit nicht nach, bis alle Geiseln der Hamas wieder zu Hause sind."
haz/kle/AL (dpa, afp, rtr)