Gaza: Israels Armee beendet Einsatz am Al-Schifa-Krankenhaus
1. April 2024Israels Militär spricht von einer "präzisen operativen Aktivität". Dennoch dauerte der Einsatz der israelischen Soldaten im Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt insgesamt 14 Tage. Bei "Zusammenstößen" in dem Klinik-Komplex in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer seien "Terroristen getötet" worden, so die israelische Armee. Nun seien der Einsatz beendet und die Truppen abgezogen.
Zuvor hatte bereits ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP aus der Nähe des Krankenhauses berichtet, israelische Panzer und Militärfahrzeuge verließen das Gelände. Dies wird auch vom Gesundheitsministerium im Gazastreifen bestätigt, das von der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas kontrolliert wird. Nach Angaben des ebenfalls von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes wurden im und um das Krankenhaus herum rund 300 Leichen gefunden.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte den Einsatz am Al-Schifa-Krankenhaus, der am 18. März startete, schon Sonntagabend als "großen Erfolg" gewürdigt. Mehr als 200 Terroristen seien getötet worden und Hunderte hätten sich ergeben. Örtliche Medien berichten, der Einsatz habe schwere Zerstörungen an den Gebäuden des größten medizinischen Komplexes im Gazastreifen hinterlassen.
Die Hamas hatte nach israelischer Darstellung in dem weitläufigen Areal erneut Kampf- und Kommandostellungen eingerichtet, nachdem das israelische Militär im November schon einmal das Krankenhaus gestürmt hatte. Israel wirft der Hamas vor, medizinische Einrichtungen systematisch für militärische Zwecke zu missbrauchen. Die Hamas weist dies zurück.
Israels Armeesprecher Daniel Hagari hatte vor einer Woche gesagt, Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad hätten sich in verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses verbarrikadiert. Die Hamas schieße unter anderem von der Notaufnahme und der Entbindungsstation aus auf israelische Truppen. Sie hätten mit Mörsergranaten geschossen und schweren Schaden sowie Brände in dem Klinikkomplex verursacht. Der militärische Hamas-Arm hatte in den vergangenen Tagen mehrfach Angriffe auf israelische Truppen im Bereich des Al-Schifa-Krankenhauses für sich reklamiert.
Hisbollah-Kommandeur "eliminiert"
Auch einen anderen Militäreinsatz - und zwar im nördlichen Nachbarland Libanon - vermeldet Israels Armee als Erfolg: Bei einem Luftangriff sei dort ein hochrangiger Kommandeur der Hisbollah-Miliz getötet worden. Ein Luftwaffenpilot habe ein Fahrzeug in der südlibanesischen Region Kunin getroffen, "in dem sich Ismail Al-Sin befand", der "eliminiert" worden sei, teilte die israelische Armee am Sonntag mit. Al-Sin sei "Kommandeur der Panzerabwehrraketeneinheit" der Hisbollah gewesen, die "für Dutzende von Angriffen" gegen Israel verantwortlich sei.
Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas Anfang Oktober greift die Hisbollah-Miliz auch immer wieder vom Süden des Libanons aus Ziele in Israel an. Wie die Hamas wird auch die vom Iran unterstützte Islamistenmiliz Hisbollah von vielen Staaten als Terrororganisation eingestuft. Hisbollah und Hamas sind miteinander verbündet. Erst wenn es eine Waffenruhe im Gazastreifen gibt, will die Hisbollah nach eigenen Angaben ihre Angriffe auf Israel einstellen.
Festnahme von Hanija-Schwester
Im Süden Israels hat die israelische Polizei nach eigenen Angaben die Angehörige eines ranghohen Mitglieds der islamistischen Hamas wegen mutmaßlicher Sicherheitsvergehen festgenommen. Nach israelischen Medienberichten handelt es sich um eine Schwester des Hamas-Chefs Ismail Hanija, der in Katar lebt.
Die in Tel Scheva nahe der Großstadt Beerscheba im Süden Israels festgenommene 57-Jährige werde verdächtigt, "Kontakt mit Hamas-Aktivisten unterhalten zu haben", heißt es in der Mitteilung der Polizei. Sie identifiziere sich mit einer Terrororganisation und werde der Hetze und Unterstützung von Terroranschlägen in Israel beschuldigt. Laut israelischen Medien sollen drei Schwestern Hanijas Beduinen im Süden Israels geheiratet haben und seien israelische Staatsbürgerinnen geworden.
Begonnen hat der Israel-Hamas-Krieg am 7. Oktober. An diesem Tag hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen vom Gazastreifen aus Ortschaften und ein Musikfestival im Süden Israels überfallen und dabei mindestens 1160 Menschen getötet und rund 250 Geiseln genommen.
Israel reagierte auf den Überfall mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Dabei wurden nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 32.840 Palästinenser getötet. Die Zahl lässt sich unabhängig nicht überprüfen. Dennoch wird die hohe Zahl ziviler Opfer des israelischen Militäreinsatzes international deutlich kritisiert. Nach Angaben der israelischen Armee starben zudem rund 600 Soldaten.
AR/se/haz (dpa, afp, rtr)