Gauck würdigt Fortschritte Tunesiens
27. April 2015"Sie haben eine beeindruckende Wegstrecke in Richtung Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bewältigt", bescheinigte Bundespräsident Joachim Gauck seinen tunesischen Gastgebern bei einem Staatsbankett in Tunis. Laut vorab verbreitetem Redemanuskript sagte Gauck dem nordafrikanischen Land auch wirtschaftliche Kooperation und Unterstützung aus Deutschland zu.
Wirtschaftsklima begrüßt
"Ihr Land bietet für Investitionen einen fruchtbaren Boden", sagte der Bundespräsident. Nach Gaucks Worten beschäftigen derzeit rund 250 deutsche Unternehmen mehr als 55.000 Menschen in Tunesien. "Die deutsche Wirtschaft setzt großes Vertrauen in das Land", sagte er.
Anfang 2011 hatte Tunesiens Langzeitherrscher Zine el-Adibine Ben Ali nach Massenprotesten gegen sein Regime und die schlechten Lebensbedingungen das Land fluchtartig Richtung Saudi-Arabien verlassen. Die Demonstrationen gegen den autoritären Präsidenten markierten den Beginn des "Arabischen Frühlings". Nach dem Sturz Ben Alis schlug Tunesien bislang erfolgreich den Weg in Richtung Demokratie ein.
Gespräche mit Präsident und Premier
Dieser Prozess dürfte auch im Mittelpunkt der politischen Gespräche des deutschen Staatsoberhauptes mit dem tunesischen Präsidenten Béji Caïd Essebsi und mit Regierungschef Habib Essid stehen. Thema dürfte voraussichtlich auch die Situation in Tunesiens Nachbarland Libyen sein, in dem staatliche Strukturen nach dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi immer weiter zerfallen sind.
Am Dienstag wird Gauck etwa 100 Kilometer südlich von Tunis die Fabrik eines deutschen Autozulieferers besuchen. Der Abstecher in die strukturschwache Region um die Stadt Siliana soll deutsche Unterstützung für die Entwicklung auch der rückständigen Gebiete außerhalb der Hauptstadt unterstreichen.
Besuch des Bardo-Museums
Am Mittwoch will der Bundespräsident in Tunis das Bardo-Museum besuchen, in dem mutmaßliche Kämpfer der Terrorgruppe "Islamischer Staat" im März 21 Menschen getötet hatten. Die meisten der Opfer waren ausländische Touristen. Der Anschlag verdeutlichte schlagartig, vor welchen Gefährdungen die junge Demokratie durch den Extremismus in einer unruhigen Region steht.
Am Mittwoch wird Gauck nach Malta weiterfliegen. In der Hauptstadt Valletta steht die Situation der vielen Tausend Flüchtlinge im Vordergrund, die aus Afrika über das Mittelmeer nach Europa kommen. Gauck will sich in einem Auffanglager ein Bild von der humanitären Lage machen und sich bei Experten und Hilfsorganisationen informieren. Nach Gesprächen mit Präsidentin Marie-Louise Coleiro-Preca und Premier Joseph Muscat wird er am Donnerstagabend nach Berlin zurückreisen.
wl/kle (dpa)