1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gauck warnt vor wachsender Unbarmherzigkeit

6. März 2016

"Wer glaubt, das christliche Abendland mit der Herabsetzung Anderer, mit Ausgrenzung Andersgläubiger, mit Hassparolen und Säuberungsphantasien verteidigen zu sollen, hat es schon verraten", sagt der Bundespräsident.

https://p.dw.com/p/1I86H
Bundespräsident Gauck eröffnet Woche der Brüderlichkeit (Archivfoto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/F. Gentsch

Zur Eröffnung der "Woche der Brüderlichkeit" hat Bundespräsident Gauck zu mehr Toleranz aufgerufen. Hass erzeuge Gewalt und diese dürfe nicht weiter angefacht werden. Ein klares Profil und entschiedenes Bekenntnis zur eigenen Tradition, Kultur und Religion sei "vollkommen in Ordnung", betonte Gauck. Aber die wachsende Unbarmherzigkeit von selbst ernannten Verteidigern des "christlichen Abendlandes", die sich längst nicht mehr nur verbal äußere, sei nicht akzeptabel.

Europa muss einig bleiben

Die einst sichere Einigung Europas drohe, Risse zu bekommen. "Wir erleben doch in diesen Tagen eine zutiefst zerstrittene Welt, eine Welt in der Not und Krieg Menschen zu Hunderttausenden, ja Millionen in die Flucht treibt." Hass erzeuge immer neue Gewalt und diese provoziere neue Vergeltung, mahnte der Bundespräsident.

Es gehöre zu den "deprimierendsten Erfahrungen der Gegenwart", dass ungeheuerliche Schreckenstaten verübt würden, unterstrich Gauck. "Vorgeblich im Namen Gottes werden Menschen vergewaltigt und gekreuzigt, verbrannt und enthauptet, erschossen und in die Luft gesprengt." Uralte Zeugnisse menschlicher Kultur und religiösen Glaubens würden von "fanatisierten islamistischen Gotteskriegern" vernichtet.

Ehrung für den Publizisten Micha Brumlik

Die Buber-Rosenzweig-Medaille (Foto: DKR)
Die Buber-Rosenzweig-Medaille wird jedes Jahr verliehenBild: DKR

Zum Auftakt der Woche erhält der jüdische Professor und Publizist Micha Brumlik die Buber-Rosenzweig-Medaille der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Mit der undotierten Auszeichnung wird der 68-jährige jüdische Professor und Publizist für seinen jahrzehntelangen Einsatz zur Verständigung zwischen Juden und Christen in Deutschland geehrt. Brumlik mische sich als Intellektueller und liberal-religiöser Jude immer wieder kritisch und pointiert in gesellschaftspolitische Debatten ein, hieß es zur Begründung. Die Laudatio hält die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann. Der Preis ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929) benannt.

Während der "Woche der Brüderlichkeit" finden bundesweit Veranstaltungen zur Verständigung zwischen Juden und Christen statt. Sie steht in diesem Jahr unter dem Thema "Um Gottes Willen".

Die "Woche der Brüderlichkeit" wird seit 1952 jedes Jahr von den rund 85 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland veranstaltet.

as/haz/rb (epd, dpa)