Gauck ruft zu Solidarität mit Flüchtlingen auf
9. November 201577 Jahre nach der antisemitischen Pogromnacht ist in Deutschland der Opfer gedacht worden. Bundespräsident Joachim Gauck legte in Oranienburg an der Gedenktafel für die ehemalige Synagoge einen Kranz nieder. Er erinnerte an die Schrecken, als in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 jüdische Gotteshäuser angezündet, Menschen gejagt und ermordet sowie Geschäfte geplündert und zerstört wurden.
Nach einem Gespräch mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Oranienburg betonte Gauck: "Dass Juden in unserer Land kommen, um hier in Sicherheit zu leben, das ist ein Geschenk an uns Deutsche." In Oranienburg gibt es seit dem Jahr 2000 wieder eine jüdische Gemeinde mit etwa 100 Mitgliedern.
Die Verfolgung und Ermordung der Juden vor 77 Jahren bezeichnete der Bundespräsident als "furchtbaren Kulturbruch". Die Reichspogromnacht sei der Beginn des staatlich organisierten Massenmords der Nationalsozialisten an den Juden gewesen. "Daran sollten wir uns erinnern, das sollten wir nicht vergessen", mahnte das Staatsoberhaupt.
"Wir bleiben aufnahmebereit"
Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingspolitik betonte Gauck, Deutschland werde ein offenes Land bleiben, und es werde sich "in Würde und hoffentlich mit Anstand" darüber unterhalten, was es an Lasten tragen könne und welche Aufnahmebereitschaft existiere. "Dass wir aufnahmebereit bleiben, das steht fest."
Der Bundespräsident erinnerte daran, dass Flucht und Vertreibung das Schicksal der deutschen Nation in vielen Jahrzehnten nachhaltig bestimmt habe. Seine Bitte laute: "Denkt daran, wie es in vielen unserer Familien gewesen ist, als wir heimatlos waren und Schutz brauchten."
se/cr (epd, dpa)