Gauck: "Deutschlands Werte akzeptieren"
7. Juni 2018Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck erwartet von hier lebenden Migranten, Deutschland und seine Werte zu akzeptieren. "Es darf da keine falschen Rücksichtnahme geben, weil man fürchtet, als Fremdenfeind zu gelten", sagte Gauck in einem Interview für eine "Bild"-Sonderausgabe zum Thema Heimat. "Wir erwarten von denen, die zu uns kommen, dass sie bereit sind, das Land, wie es gewachsen ist und seine Werte zu akzeptieren." Gauck ergänzte: "Ganz gleich, ob Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit oder radikaler Islam: Die Bevölkerung muss wissen, unsere gewachsene Ordnung ist diejenige, die gilt. Die Politik muss dafür sorgen, dass das alle begreifen."
Weiter zitiert das Blatt das frühere Staatsoberhaupt mit den Worten: "Ich finde es nicht hinnehmbar, wenn Menschen, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, sich nicht auf Deutsch unterhalten können, keine Elternabende ihrer Kinder besuchen oder diese sogar vom Unterricht oder vom Sport fernhalten."
"Nicht wie ein Gartenzwerg"
Gauck begrüßte zudem die Wiederentdeckung des Begriffs "Heimat" in der öffentlichen Diskussion: "Es war und ist überfällig, den Begriff vom früheren politischen Missbrauch zu befreien", sagte Gauck mit Blick auf die Nationalsozialisten und die DDR-Führung. "Deutschland brauchte also durchaus eine Erholung von diesen missbrauchten Begriffen. Die ist inzwischen gut und weit gediehen."
Insbesondere der Zuzug von Flüchtlingen habe die aktuelle Diskussion über den Begriff Heimat ausgelöst, sagte Gauck. "Durch die Welle der Zuwanderung entsteht bei manchen Menschen das Gefühl: Wir sind gar nicht mehr bei uns zu Hause, sondern wir werden überfremdet." Dabei sollte der Begriff Heimat nicht "verkitscht" werden - "bis er aussieht wie ein Gartenzwerg". "Heimat ist für mich das Gefühl einer ganz eigenen Sicherheit und eines Zutrauens zu sich selbst."
stu/sti (dpa, afp)