USA und Pakistan - schwankende Beziehungen
Der Washington-Besuch von Imran Khan, Regierungschef des schwierigen amerikanischen Bündnispartners Pakistan, verlief glatt und ohne größere Wellen zu schlagen. Am meisten Aufmerksamkeit erregte – wenig überraschend – einer von Donald Trumps spontanen Einfällen, die er gegenüber der Presse zum Besten gab: Er sei bereit, im Kaschmir-Konflikt zu vermitteln. Indien lehnt bekanntlich jede ausländische Rolle im Kaschmir-Konflikt mit Pakistan ab, und Trump distanzierte sich auch später von seinem Vorstoß.
Wichtiger ist die Frage, ob das Treffen den amerikanisch-pakistanischen Beziehungen neuen und dauerhaften Auftrieb geben kann. Dafür sind fünf Punkte entscheidend:
Erstens: Wird die gute Atmosphäre anhalten?
Dafür wird es mehr gegenseitiges Vertrauen brauchen, Vertrauen, das in den vergangenen Jahren stark gelitten hat. Erinnert sei nur an Pakistans Versteckspiel um sein Atomwaffenprogramm und sein problematisches Verhältnis zu Terrorgruppen sowie an die geheimen Operationen der USA in Pakistan. Gespräche auf hochrangiger Ebene und ein nachhaltiger Dialog sind unabdingbar, um eine echte Verbesserung im bilateralen Verhältnis zu erzielen. Sie sind aber leider nur schwer umzusetzen, weil Trump auch in der Außenpolitik "Deals" gegenüber langfristigen strategischen Überlegungen bevorzugt.
Zweitens: Wird Islamabad sich stärker für den Friedensprozess in Afghanistan einsetzen?
Afghanistan dürfte beim Treffen von Khan und Trump zentrales Thema gewesen sein. Washington will Islamabad unbedingt dazu bringen, sich stärker für ein Gelingen der aktuellen Gespräche mit den Taliban einzusetzen. Das Problem ist nur, dass die Taliban in Afghanistan aus einer Position der Stärke heraus verhandeln und keine Notwendigkeit sehen, sich nach den Wünschen von irgendjemandem zu richten, auch nicht ihres Schutzherrn Pakistan.
Drittens: Wird Washington Pakistan wirtschaftliche Anreize bieten?
Das Weiße Haus hat zumindest signalisiert, dass in Bezug auf Handel und Wirtschaftskooperation mehr drin ist – wenn die Gespräche mit den Taliban Fortschritte machen und Pakistan mehr beim Kampf gegen den Terrorismus tut. Pakistan ist angesichts seiner maroden Wirtschaft stark an amerikanischem Engagement interessiert. Khan hat seinen Handelsberater mit nach Washington gebracht und Termine mit großen US-Firmen ausgemacht. Schon kleine Schritte der USA auf diesen Gebiet – und seien es nur häufigere Treffen im Rahmen des bestehenden Rahmenabkommens über Handel und Investitionen (TIFA) - könnten Pakistan zu stärkerer Kooperation in der Afghanistan-Frage bewegen.
Viertens: Was würde eine Verbesserung der Beziehungen am stärksten zurückwerfen?
Ein Terroranschlag mit vielen (US-amerikanischen) Todesopfern in Afghanistan oder in Indien, einem wichtigen US-Verbündeten. Wenn Washington die Verantwortlichen eines solchen Anschlags in Pakistan und dessen Sicherheitsapparat ausmachen sollte, wären die bilateralen Beziehungen massiv beschädigt. Denn damit wäre aus US-Sicht klar, dass Pakistan eben keine starken und unumkehrbaren Maßnahmen gegen Terrorgruppen aus den eigenen Reihen unternimmt, die amerikanische beziehungsweise indische Interessen und Menschenleben bedrohen.
Fünftens: Wie können die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut gebracht werden?
Pakistan knüpft ganz klar größere Erwartungen an ein verbessertes bilaterales Verhältnis als die USA. Islamabad wünscht sich einen vollständigen Neuanfang und eine Verbreiterung der Beziehungen; den USA geht es zunächst und vor allem um mehr pakistanische Unterstützung in Pakistan und um ein deutliches Vorgehen gegen Terrorgruppen. Ob und wie es beiden Seiten gelingen wird, diese unterschiedlichen Prioritäten miteinander zu vereinbaren, wird die entscheidende Frage für die Zukunft dieser höchst schwankenden Beziehungen sein.
Gastautor Michael Kugelman ist Senior Program Associate für Südasien am Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington, DC.