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Politik

Nach dem Fall von Aleppo

Kommentarbild PROVISORISCH | Rainer Hermann, FAZ & Klett-Cotta
Rainer Hermann
8. Dezember 2016

Die mörderische Schlacht um Aleppo geht absehbar zu Ende. Doch der Krieg wird noch lange dauern, denn der Friede in Syrien hat bisher keine Chance, meint Rainer Hermann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Aleppo Syrien Ruinen Stadt
Schon seit Monaten ist die Altstadt von Aleppo schwer zerstört - leben die Menschen dort nur noch in TrümmernBild: Reuters/A. Ismail

Zwei Jahre dauert die Belagerung Aleppos bereits, und seit vier Monaten ist die wichtigste Stadt der syrischen Rebellen hermetisch abgeriegelt. Keine Lebensmittel erreichen mehr die Viertelmillion Menschen, keine Medikamente und kein Benzin. So fällt seit dem 27. November ein Stadtteil nach dem anderen an das Damaszener Regime und dessen Verbündete. Assads militärische Taktik, die Hochburgen der Rebellen auszuhungern und aus der Luft bombardieren zu lassen, geht auf. Nach Darayya und anderen symbolträchtigen Orten des Aufstands wird sich nun auch der Osten Aleppo ergeben. Für das Damaszener Regime war 2016 also ein erfolgreiches Jahr.

Gemeinsame Zukunft in einem Land?

Bald wird die große Schlacht um Aleppo enden, nicht aber der Krieg und nicht der Aufstand der Rebellen. Ihre Rückzugsgebiete bleiben ihnen auch nach der Vertreibung aus Aleppo. So suchen die bewaffneten Rebellen in der ländliche Region Idlib Zuflucht, wo der Aufstand gegen das Regime seine frühesten Erfolge gefeiert hatte. Von dort, nahe der Grenze zur Türkei, werden sie weiter die Städte des Regimes angreifen - Aleppo und Latakia. Denn nach der Brutalität der vergangenen fünf Jahre Krieg ist nicht vorstellbar, dass die Anhänger und Gegner des Regimes je wieder in Frieden miteinander in einem Staat werden leben können.

Hermann Rainer Frankenberger Frankfurter Allgemeine Zeitung
Rainer Hermann ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen ZeitungBild: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Verlust von Aleppo schwächt die Rebellen jedoch erheblich. Denn die Idlib-Rebellion wird von islamistisch-extremistischen Gruppen wie den Ahrar al-Sham und der Fatah al-Sham-Front getragen, die für den Westen keine Verbündete sein können. Und an der Süd-Front zwischen Damaskus und der Grenze zu Jordanien änderte sich seit langem nichts mehr am Frontverlauf.

So kann der syrische Machthaber Assad seine Herrschaft über weite Teile Syriens nun konsolidieren, zumal die Rebellen vom künftigen amerikanischen Präsident Donald Trump nichts zu erwarten haben. Auch von der Türkei gibt es keinerlei Unterstützung: Präsident Tayyip Erdogan nutzt zwar Rebellen, um im Norden Syriens den Einfluss der Kurden einzudämmen; sie sollen aber nicht den bedrängten Kämpfern in Aleppo zu Hilfe kommen.

Assad muss Freiheit gewähren

Assad hätte nun die Chance, auf seine Gegner zuzugehen. Vermutlich wird er versuchen, die Einwohner Aleppos für sich zu gewinnen, indem er die Stadt rasch mit Strom und Lebensmitteln versorgt. Die Herzen der Aleppiner wird er so aber nicht gewinnen. Hierfür müsste er sein despotisches Regime lockern und politische Freiheiten gewähren. Doch dazu ist er nicht bereit. Und so wird der Aufstand auch nach dem Fall von Aleppo weitergehen.

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