Zurück zu den Wurzeln
Im vergangenen Jahr hatte man zeitweise den Eindruck, als sei das jährliche Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der G20 vor allem dazu da, mit möglichst brutaler Gewalt dagegen zu protestieren. Die Bilder aus Hamburg waren jedenfalls erschreckend. Proteste wird es auch in Buenos Aires geben, und man kann nur hoffen, dass es diesmal bei friedlichen Kundgebungen bleibt.
Das G20-Treffen ist in dieser Hinsicht den Weg aller Veranstaltungen dieser Art gegangen. Der erste Gipfel stand im Zeichen der großen Finanzkrise und erschien vielen als das einzig richtige Forum, um über die drängendsten Probleme der Welt in einem Teilnehmerkreis zu sprechen, der wirklich repräsentativ für die Welt ist. Theoretisch gilt das bis heute. Deshalb wird in Buenos Aires das Thema Welthandel sicher breiten Raum einnehmen, obwohl die meisten Teilnehmer angesichts der amerikanisch-chinesischen Streitigkeiten allenfalls Nebenrollen spielen können.
Insgesamt aber werden die Gipfeltreffen organisatorisch und thematisch inzwischen dermaßen aufgebläht, dass ernsthafte Gespräche zwischen den "Chefs" kaum mehr möglich sind. Nicht nur müssen dauernd möglichst schöne Bilder produziert werden. Auch sind die Interessen der Teilnehmerländer allzu unterschiedlich. Die Abschlusserklärungen lesen sich entsprechend - immer vorausgesetzt, es kommt überhaupt eine Abschlusserklärung zustande. Wirkliche Impulse gehen von den Treffen jedenfalls nicht aus.
Erwartungen herunterschrauben
Sollte man es also gleich ganz bleiben lassen? Sollte man sich das viele Geld sparen, das für die Veranstaltung und ihre Absicherung aufgewendet werden muss? Unter den zahllosen Platitüden, die die Weltpolitik immer wieder hervorbringt, ist eine, die trotz allem richtig ist: Es ist in der Tat besser, miteinander als übereinander zu sprechen. Es ist freilich auch richtig, dass es Themen gibt, bei denen es nicht oder zumindest nicht sofort Ergebnisse zu vermelden gibt. In dieser Hinsicht sollten sowohl Teilnehmer als auch interessierte Öffentlichkeit ihre Erwartungen herunterschrauben. Die Treffen sollten ruhig weiter stattfinden. Die Teilnehmer sollten sich aber von dem Zwang zur Produktion möglichst großer Mengen heißer Luft befreien. Das Treffen der wichtigsten westlichen Industrieländer (heute G7) fing einst im kleinen Kreis in einem Kaminzimmer in Frankreich an. Vielleicht wäre es für die G20 gut, zu genau diesen Wurzeln zurückzukehren.