Viele Vermisste nach Gasexplosion im Ural
31. Dezember 2018"Drei Menschen wurden lebend aus den Trümmern gezogen", erklärte der Gouverneur der Region Tscheljabinsk, Boris Dubrowski. Für mindestens vier Menschen kam jede Hilfe zu spät. Zehn Menschen erlitten Verletzungen. Das Schicksal von 35 Bewohnern ist nach Angaben von Behördenvertretern noch unklar. Die Polizei bemüht sich darum, ihren Verbleib zu klären. Zunächst hatten offizielle Stellen die Zahl der Vermissten mit 79 angegeben. In der Uralstadt Magnitogorsk wurde der Katastrophenfall ausgerufen.
In dem riesigen Plattenbau aus der Sowjetzeit stürzte einer von zwölf Aufgängen in sich zusammen. 16 Bewohner wurden demnach in Sicherheit gebracht, 15 Bewohner waren zum Zeitpunkt des Unglücks nicht zu Hause. Die etwa 1100 Bewohner mussten das 1973 errichtete Haus verlassen und stehen nun an Silvester bei eiskaltem Winterwetter ohne Obdach da. In einer nahegelegenen Schule wurden Notquartiere eingerichtet.
Am Unglücksort bemühen sich mehrere Hundert Rettungskräfte mit 70 Baggern und Fahrzeugen, die Trümmerberge zu durchsuchen. Strenger Frost von minus 18 Grad erschwere die Arbeit, sagte ein Behördenvertreter in der Industriestadt, die knapp 1700 Kilometer östlich von Moskau liegt. Die Temperaturen sollen in der Neujahrsnacht auf unter minus 20 Grad fallen. Die Justiz leitete inzwischen strafrechtliche Ermittlungen ein.
Putin reagiert sofort
Präsident Wladimir Putin wies Katastrophenschutzminister Jewgeni Sinitschew und Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa an, nach Magnitogorsk zu reisen, um die Rettungsarbeiten zu beaufsichtigen. Kurz darauf unterbrach er seinen Neujahrsaufenthalt in Sotschi am Schwarzen Meer und reiste zum Unglücksort, um mit Überlebenden und Helfern zu sprechen.
Magnitogorsk ist eine große Industriestadt im Ural, sie beherbergt das größte Stahlwerk des Landes. Mitarbeiter des Werks beteiligten sich an dem Bergungseinsatz. Der Milliardär Viktor Raschnikow, der das Stahlwerk betreibt, rief zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf. "Wir teilen den Schmerz", erklärte er.
In Russland kommt es immer wieder zu Gasexplosionen. Viele Gebäude stammen noch aus der Sowjetzeit und sind in schlechtem Zustand. Vielfach werden auch Sicherheitsregeln nicht eingehalten. Im November 2017 waren beim Einsturz eines Plattenbaus in der russischen Stadt Ijewsk sechs Menschen ums Leben gekommen. Viele Gebäude stammen noch aus der Sowjetzeit und sind in schlechtem Zustand, vielfach werden auch Sicherheitsregeln nicht eingehalten.
kle/wa (dpa, afp, rtre)