Verleihung der Golden Globes im Zeichen von #TimesUp
6. Januar 2018Sie gilt als fröhliche Trophäen-Party und Barometer für die erfolgversprechenden Filme des kommenden Jahres. 2018 wird die Verleihung der Golden Globes allerdings aus anderen Gründen in die Filmgeschichte eingehen: Viele Hollywoodstars haben angekündigt, ganz in Schwarz zur Preisverleihung am Sonntagabend (07.01.) zu kommen. Ein Zeichen für die Welt in der Nachfolge von#metoo.
Und ein Bekenntnis der Branche, sich damit öffentlich für die zehntausenden von Frauen der #metoo-Kampagne zu engagieren, die sexuelle Übergriffe oder Vergewaltigungen erlebt haben. "Dies ist ein Moment der Solidarität, keine Mode-Moment", erklärte Hollywood-Schauspielerin Eva Longoria in einem Interview mit der "Times".
"Time's Up": Empörung reicht nicht
In den USA haben sich vor kurzem mehr als 300 berühmte Schauspielerinnen und Filmproduzentinnen zur"Time's Up"-Kampagne zusammengeschlossen. Mitunterzeichnerinnen sind unter anderen Meryl Streep, Emma Stone, Natalie Portman, Reese Witherspoon und Cate Blanchett, die alle die Kampagne auch finanziell unterstützen. Empörung reiche nicht, heißt es auf der Webseite: Man wolle den betroffenen Frauen auch praktische Hilfe anbieten. Mehr als 15 Millionen US-Dollar sollen den Grundstock für einen Solidarfond als "Kriegskasse" schaffen, der nicht nur Schauspielerinnen, sondern auch Zimmermädchen, Kellnerinnen, Krankenschwestern oder Sekretärinnen bei der juristischen Durchsetzung ihrer Rechte und den entsprechenden Klagen vor US-Gerichten unterstützt.
Mit der Initiative wollen die prominenten Frauen dafür sorgen, dass Konsequenzen aus dem Skandal um Filmproduzent Harvey Weinstein & Co gezogen werden. Im Anschluss waren weitere Fälle aus allen Kulturbranchen bekannt geworden.
Preisverleihung als politische Bühne
Die Demonstration auf dem roten Teppich wird eines der zentralen Gesprächsthemen bei der Verleihung der Golden Globes sein. Vermutet wird auch, dass einige der Preisträger in ihrer Dankesrede auf das Thema eingehen. 2017 wagte Preisträgerin Meryl Streep in ihrer Rede eine scharfe Abrechnung mit der Politik von US-Präsident Donald Trump – ohne ihn namentlich zu nennen.
Die Golden Globes gelten in der Filmbranche traditionell als Seismograph für die Oscars. Sie gehören zu den begehrtesten Auszeichnungen für Kinofilme und Fernsehsendungen. Oft sind die Trophäen ein Sprungbrett für Newcomer unter den Regisseuren und Schauspielern.
Vergeben werden die Golden Globes vom Verband der Hollywood-Auslandspresse ("Hollywood Foreign Press Association") in insgesamt 25 Kategorien. Eine Gewinnerin steht schon vorab fest: Schauspielerin Oprah Winfrey ("Die Farbe Lila") wird den Cecil B. Milles-Ehrenpreis für ihr Lebenswerk bekommen.
Deutscher Kandidat für den Golden Globe
2018 ist auch wieder ein aussichtsreicher Kandidat aus Deutschland mit dabei. Das politisch ambitionierte NSU-Drama"Aus dem Nichts" von Regisseur Fatih Akin tritt in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film" an. Der beeindruckenden Kinoproduktion, die sich den Verbrechen der rechten NSU-Attentäter in Deutschland widmet, werden große Chancen für einen oder sogar mehrere Golden Globes eingeräumt.
Schärfster Konkurrent ist die schwedische Satire "The Square", die den Europäischen Filmpreis gewonnen hat.
Hauptdarstellerin Diane Kruger, die durch ihre Rollen in berühmten Historienfilmen ("Troya") bekannt geworden ist, hat das erste Mal in einer deutschen Produktion und in ihrem Heimatland gedreht. Sie kommt aus einem kleinen niedersächsischen Dorf bei Hannover, lebt aber seit langem in den USA. "Aus dem Nichts" ist auch der deutsche Kandidat für den Auslands-Oscar, der Anfang März verliehen wird.
Die Schauspieler mit großen Chancen auf den Golden Globe sind in diesem Jahr: Tom Hanks und Meryl Streep ("Die Verlegerin"), Gary Oldman ("Darkest Hour"), Michelle Williams ("Alles Geld der Welt") und Emma Stone ("Battle of Sex").
Moderiert werden das Galadinner und die anschließende Preisverleihung in Beverly Hills erstmals von dem US-Komiker und Talkshow-Moderator Seth Meyers.