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Gabriel prüft RWE-Deal mit Russland

15. Juni 2014

Der Energiekonzern will seine Öl- und Gasfördertochter Dea an einen russischen Oligarchen verkaufen. Pech nur für RWE, dass der erhoffte Milliardendeal in den Konflikt zwischen Moskau und der Ukraine strudelt.

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Firmenschild der RWE-Dea AG in Hamburg (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Ein umstrittenes Milliardengeschäft des Energiekonzerns RWE mit russischen Oligarchen wird von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel unter die Lupe genommen. Das Bundeswirtschaftsministerium prüft den geplanten Verkauf der RWE-Öl- und Gasfördertochter Dea an eine Firmengruppe um den russischen Oligarchen Michail Fridman. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums bestätigte einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Das Ministerium untersuche, ob nach dem Außenwirtschaftsgesetz strategische Interessen Deutschlands verletzt werden. Dazu zählt etwa die Versorgungssicherheit. Die Untersuchung dauere zwei Monate lang, sagte die Sprecherin. Sie werde ergebnisoffen geführt.

Der russische Konzernchef Michail Fridman (Foto: picture-alliance/dpa)
Der russische Konzernchef Michail FridmanBild: picture-alliance/dpa

Nach Informationen des "Spiegel" informierte Minister Gabriel RWE-Chef Peter Terium von den Ermittlungen. Theoretisch ist es möglich, dass das Ministerium das Geschäft unterbindet. Eine RWE-Sprecherin in Essen sagte: "Wir sind informiert von dieser Prüfung und warten jetzt deren Ergebnisse ab." Weitere Angaben machte sie nicht.

RWE hatte Ende März mitgeteilt, die Tochter Dea an die Firmengruppe um Fridman zu verkaufen - inmitten der angespannten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen angesichts der Ukraine-Krise. Der Wert des RWE-Ablegers wurde auf rund 5,1 Milliarden Euro taxiert. Das Geschäft hatte Kritik ausgelöst. So hatte Grünen-Parteichefin Simone Peter die Bundesregierung aufgefordert, den Deal zu stoppen. Der Dea-Verkauf gehe in eine völlig falsche Richtung. Auch aus der Union war Kritik an dem Geschäft gekommen.

Die Bundesregierung hatte sich zunächst eine Prüfung vorbehalten. Die Regierung kann nach dem Außenwirtschaftsgesetz bei ausländischen Übernahmen deutscher Firmen unter bestimmten Voraussetzungen ihr Veto einlegen. Dies gilt aber nur, wenn die "strategische Infrastruktur" oder die "öffentliche Sicherheit" gefährdet sind. Das Geschäft, das nach RWE-Plänen bis zum Jahresende abgeschlossen sein soll, heizte auch die Diskussion um die Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Energierohstoffen wie Gas und Öl an.

RWE-Chef Peter Terium und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (Foto: picture-alliance/dpa)
Energiepolitisch nicht gerade auf einer Wellenlänge: RWE-Chef Terium und Wirtschaftsminister GabrielBild: picture-alliance/dpa

Der Verkauf der profitablen Ölfördertochter Dea soll Milliarden in die RWE-Kasse spülen. RWE hatte 2013 tiefrote Zahlen geschrieben - erstmals seit der Nachkriegszeit. Grund waren hohe Abschreibungen vor allem auf Gas- und Kohlekraftwerke in Europa, die wegen des Booms der erneuerbaren Energien immer seltener am Netz sind. Zudem drücken den Konzern hohe Schulden. Ein Scheitern des Geschäfts wäre für den hoch verschuldeten Konzern also ein schwerer Rückschlag.

Mit Gabriel liegt Terium wegen der Energiewende über Kreuz. So hatte der RWE-Chef eine Beteiligung des Staates an den Kosten des Atomausstiegs gefordert. Gabriel sieht dagegen die Versorger selber in der Pflicht, die Folgekosten der Atomkraft zu tragen.

sti/cw (afp, dpa, rtr)