G20-Gipfel: Gegner gehören dazu
Sobald irgendwo Staats- und Regierungschefs zusammenkommen, sind Proteste nicht weit. Die Globalisierungskritiker machen ihrem Ärger seit jeher Luft - auch im Namen der Natur. Ein Rückblick.
Der Anfang: Battle of Seattle
Fast 20 Jahre ist die "Schlacht von Seattle" (1999) her. Sie gilt als inoffizieller Beginn einer neuen Welle der globalisierungskritischen Bewegung in den USA. Die Konferenz der Wirtschafts- und Handelsminister der Welthandelsorganisation (WTO) konnte damals nicht wie geplant stattfinden: Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen tausenden Globalisierungskritikern und der Polizei.
Endlich vereint
Bei den Seattle-Protesten taten sich erstmals Arbeiterbewegung und Naturschützer zusammen. Ein Novum! Hand in Hand demonstrierten die beiden Parteien gegen die Welthandelsorganisation und gegen die negativen Auswirkungen der Globalisierung. Es gab zahlreiche Festnahmen - die Teamsters und Turtles hielten trotzdem zusammen.
London: Carnival Against Capitalism
Einer der ersten international organisierten Anti-Globalisierungs-Proteste war der "Carnival against Capitalism" (J18) am 18. Juni 1999. Er fand zeitgleich zum G8-Gipfel in Köln statt. Vor allem in London und Eugene, im US-Bundestaat Oregon, ging die Post ab - mit demonstrativem Feiern.
Genua: Eskalation und Wendepunkt
2001 demonstrierten tausende Menschen unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich" im italienischen Genua während des G8-Gipfels gegen Ressourcenverschwendung, Mangelernährung, die Schere zwischen Arm und Reich. Leider ganz und gar nicht friedlich. Die Proteste waren der Beginn einer neuen Protest-Ära - mit Tränengas, brennenden Autos und Molotowcocktails.
Von nun an wird's ernst
20.000 Polizisten versuchten die Demonstranten unter Kontrolle zu halten. Vergeblich. Die traurige Bilanz: unzählige Verletzte, ein Toter. Der Italiener Carlo Giuliani wurde bei einer Straßenschlacht erschossen. Seitdem gilt der Grundsatz, für G8/G20-Gipfel einen Ort zu wählen, der möglichst abgelegen ist und sich gut absichern lässt.
Garmisch-Partenkirchen: ruhig und abgelegen
2015 fand der G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern statt. Vor und während des Gipfeltreffens gab es massive Sicherheitsvorkehrungen: Gullideckel wurden zugeschweißt, Briefkästen abmontiert. Der Veranstaltungsort lag auf tausend Metern geographisch unzugänglich. Die befürchteten gewalttätigen Proteste? Es gab sie nicht. Das luxuriöse Umfeld sorgte trotzdem für herbe Kritik.
Heimlicher Klimagipfel
Die Regierungschefs der G7-Staaten nahmen sich in Elmau überraschend vielen Umweltthemen an, etwa dem Meeresschutz. Sie vereinbarten, "noch wirksamer und intensiver an der Bekämpfung der Meeresvermüllung" zu arbeiten und beschlossen einen Aktionsplan. Umweltverbände vermissten jedoch eine strengere Verpflichtung zur Müllvermeidung.
Hamburg: eine gewaltige Mischung?
Dass der G20-Gipfel 2017 wieder inmitten einer Stadt, in Hamburgs Schanzenviertel, stattfindet, ist mutig. 20.000 Beamte sollen dabei für Sicherheit sorgen. Der Veranstaltungsort sei gewählt worden, um an Hamburgs Rolle als "Tor zur Welt" zu erinnern. Ob die Aktivisten da auch ihre Zelte aufschlagen dürfen? Sie tun es einfach.
Der Alternativgipfel
"Die G20 verteidigt ein System, das die soziale Ungleichheit auf die Spitze treibt," so die Macher des "Gipfels der globalen Solidarität". Er findet kurz vor dem G20-Treffen in Hamburg statt. Hier suchen Kapitalismuskritiker und Umweltaktivisten nach Alternativen zur G20-Politik. Denn die kann aus ihrer Sicht die großen Probleme der Welt wie Klimawandel, Kriege und Hunger nicht lösen.
Taten folgen lassen
In Hamburg ist die Protestwelle indes schon losgerollt. Der chinesische Kohlefrachter "Golden Opportunity" bekam sie noch vor dem Anlegen im Hafen zu spüren. Greenpeace-Aktivisten jagten mit dem Schlauchboot neben dem Frachter her und hielten Banner hoch. Auf die Bordwand sprühten sie "End Coal", bevor die Wasserschutzpolizei die Schlauchboote beschlagnahmte.