Für die Bayern zählt nur noch das Double
Nach dem bitteren Aus im Champions-League-Viertelfinale will sich Bayern München mit dem DFB-Pokalsieg trösten. Doch dafür muss erst ein Halbfinal-Sieg gegen Borussia Dortmund her. Die letzten Duelle hatten es in sich.
Ein Auftakt nach Maß
Beim letzten Duell des deutschen Klassikers vor zweieinhalb Wochen wird deutlich: Bayern München und Borussia Dortmund trennen in dieser Saison Welten. München startet furios und zeigt dem BVB schnell die Grenzen auf. Das 1:0 fällt schon in der 4. Minute durch den Treffer von Franck Ribery. Am Ende siegt Bayern hoch verdient mit 4:1 und baut den Vorsprung auf Dortmund auf 18 Punkte aus!
Ein Stückchen weiter oben
Dortmund kann dem FCB zwar - wie beim 1:0 im Hinspiel - punktuell weh tun, auf Augenhöhe ist man momentan aber nicht. Und das hat Gründe. Während die Bayern trotz manch schwacher Leistung erst zweimal verloren haben, erlaubt sich der BVB mehrere Schnitzer. Das liegt auch am Altersunterschied der beiden Mannschaften. Dortmund junge Wilde sind unerfahren - die Bayern-Oldies extrem routiniert.
Im besten Fußballer-Alter
Mit 33 oder sogar 34 Jahren kann man schon mal ins Schwitzen kommen. Bayerns Flügelzange Robben (l.) und Ribery (r.) steht sinnbildlich für die Reife des Bayern-Kaders. Mit Alonso (35), Lahm (33), Rafinha (31) und Neuer (31) sind noch ein paar andere "alte Herren" dabei. Aber die Qualität stimmt trotzdem - hinzu kommt die große Erfahrung. Der fünfte Meistertitel in Folge ist nur noch Formsache.
Talentierte Rasselbande
Während das Team der Bayern in Würde altert, wird die Elf des BVB immer jünger. Allerdings haben sich die Dortmunder mit Dembele (19), Guerreiro (23) und Pulisic (18) einige der interessantesten Talente geangelt. Dass hier aufgrund fehlender Routine nicht immer alles rund läuft, ist wohl klar. Und so unterschiedlich die Kader der beiden Top-Klubs, so verschieden sind auch ihre Trainer.
Im Stil grundverschieden
Der eine ist die Gelassenheit in Person, der andere wirkt verbissen und ist oft aufbrausend. Perfektionisten sind beide, doch anders als BVB-Trainer Tuchel pflegt der 14 Jahre ältere Bayern-Trainer Ancelotti die Kultur der langen Leine. Wildes Gestikulieren vor der Bank ist nicht sein Ding. Tuchel verzweifelt dagegen oft an den Aktionen seiner jungen Talente und macht seinem Ärger dann auch Luft.
Keine bösen Worte mehr
Auf Führungsebene ist man mittlerweile ruhiger geworden. BVB gegen FCB, das bedeutete früher schon in den Tagen zuvor verbalen Schlagabtausch über die Medien. Die Bayern pflegten ihre "Abteilung Attacke" und BVB-Geschäftsführer Watzke (r.) schoss Giftpfeile zurück. Doch das hat sich geändert: Mit FCB-Vorstand Rummenigge (l.) kommt Watzke wieder bestens aus.
Ein Pokaltriumph wie aus dem Nichts
Auch wenn es in den Klopp-Jahren eng zuging, die Bilanz spricht klar für Bayern: 50 Siege bei 31 Remis und 28 Niederlagen in allen Wettbewerben. Dabei gewann Dortmund das bislang letzte K.o.-Spiel der beiden Rivalen: Im DFB-Pokal-Halbfinale 2015 rettete sich der BVB trotz großer Bayern-Überlegenheit in Unterzahl ins Elfmeterschießen und siegte glücklich. Ansonsten überwiegen die Bayern-Erfolge.
Den "Biggest Point" holten die Bayern
Das Spiel der Spiele entschieden die Münchener für sich: Im Champions-League-Finale 2013 in London feierten am Ende die Roten. Allen voran Siegtorschütze Arjen Robben, der das 2:1 im Wembley-Stadion schoss und seinem Verein den größten Erfolg der vergangenen Jahre sicherte.
Grundlage für das Triple
Auch das DFB-Pokal-Duell 2013 beider Teams entschied Robben. Im Viertelfinale erzielte der Niederländer das 1:0 für die Bayern in Dortmund. München holte später den Pokal und machte damit das Triple perfekt.
Wachablösung auf Zeit
Das DFB-Pokalfinale 2012 gewann der BVB - und wie! Die Dortmunder fertigten die Bayern in Berlin mit 5:2 ab und feierten das Double. Viele sprachen damals von einer Wachablösung im deutschen Fußball - etwas voreilig, wie sich später herausstellen sollte.
Sein Kasten blieb sauber
Jan Koller war eigentlich Stürmer. Doch an jenem Novembertag 2002 schulte er kurzerhand auf Torhüter um - gezwungenermaßen. Nachdem Jens Lehmann vom Platz flog und der BVB nicht mehr wechseln durfte, ging Koller ins Tor. Er hielt seinen Kasten sauber und parierte sogar einen Gewaltschuss von Michael Ballack. Dennoch gewann der FCB am Ende mit 2:1.
Tête-à-tête der Emotionen
Die Rivalität zwischen beiden Teams ist traditionell groß. Eigentlich galt Münchens brasilianischer Stürmer Giovane Elber (l.) als Frohnatur. BVB-Torwart Jens Lehmann (r.), bekannt als Agent Provocateur, gelang es jedoch 2002, eine andere Seite in Elber hervorzukitzeln. Lehmann hatte Elber vor dem Tête-à-tête rüde umgestoßen.
Heul doch!
Dortmunds Andreas Möller (r.) war eine schillernde Figur auf dem Platz: manchmal genial am Ball, manchmal mit grotesken Schwalben. Bayerns Lothar Matthäus legte 1997 im Duell der Mittelfeld-Regisseure den Finger in diese Wunde und nannte Möller wild gestikulierend eine "Heulsuse".
Kung-Fu-Kahn
Der "Torwart-Titan" (r.) schien an jenem Apriltag 1999 zu 100 Prozent aus Adrenalin zu bestehen. In Kung-Fu-Manier sprang er mit gestrecktem Bein Richtung BVB-Angreifer Stéphane Chapuisat. Der konnte gerade noch vor dem Torwart-Ungeheuer flüchten.
Schlacht der Hitzköpfe
Ein Spiel, das niemanden kalt ließ: Im April 2001 kämpften beide Teams mit einer bis dahin in diesem Duell noch nie da gewesenen Härte gegeneinander: Drei Platzverweise und 13 Gelbe Karten waren die Bilanz dieses "Foul-Spiels", das eigentlich permanent vom Schiedsrichter unterbrochen werden musste.
Wie konnte er den nicht machen?
Diese Frage stellten sich damals alle Fans, sowohl die des BVB als auch jene des FCB: Dortmunds Angreifer Frank Mill (l.) hatte Bayern Keeper Jean-Marie Pfaff (r.) an jenem 9. August 1986 bereits ausgespielt, doch dann traf er mutterseelenallein vor dem Tor nur den Pfosten. Ein Kunstschuss in negativem Sinne.
Bittere Pille
Der "Bomber der Nation", Gerd Müller (2.v.l.), schenkte dem BVB mit vier Toren eine der bittersten Pleiten der Vereinsgeschichte ein: 11:1 siegte Bayern München an jenem denkwürdigen 27. November 1971. Für Bayern München war es der höchste Sieg in der Bundesligahistorie.
Sieg auf roter Erde
Eines der ersten Duelle der beiden Widersacher in der Bundesliga endete mit einem klaren Erfolg für den BVB: Schwarz-Gelb gewann 1967 im Stadion Rote Erde mit 4:0.