Fußball-WM 2006 Austragungsorte
Städte und Stadien
Fifa WM-Stadion Frankfurt
Das Fifa WM-Stadion Frankfurt hat schon immer Fernweh gemacht: Ständig sieht man am Himmel über Frankfurt die Flugzeuge starten und landen – und man kann sich problemlos zu einem besseren Leben mit besserem Fußball träumen. Im neu gebauten, an alter Stelle geht das vielleicht sogar noch ein bisschen besser.
Fifa WM-Stadion Hamburg
Das erste der Generation der neuen deutschen Stadien und somit stilbildend: Modern, steil. eng, laut. Auch wenn schlechter Fußball gespielt wird, kommen dorthin die Leute – das Stadion ist der eigentliche Star. Dies wird aber bei der WM nicht zu befürchten sein.
Hannover
Das gute an Hannover ist, dass man ungefähr gleich schnell in Hamburg und Berlin ist, sagte mal ein Spötter. Wie ungerecht. So langweilig ist Hannover auch wieder nicht. Immerhin ist Hannover Landeshauptstadt von Niedersachsen, Messestadt. Die Geldverbrennungsausstellung Expo 2000 war hier. Ex-Kanzler Schröder wohnt dort und eine halbe Million andere Menschen. Der örtliche Dialekt wurde irgendwann mal zu Hochdeutsch erklärt. Und sonst? Im Sommer soll es dort schön sein. Und Hannover 96 spielt nach langen Jahren in Amateurligen wieder Bundesliga.
Fifa WM-Stadion Hannover
Lange Jahre galt das Stadion in Hannover als eine der tristesten Liegenschaften des deutschen Fußballs, als sich nur wenige Zuschauer die Darbietungen von Hannover 96 in der dritten Liga antun wollten. In einem riesigen Stadion. Und regnen tut es in Hannover ohnehin öfter als anderswo. Doch seit ein paar Jahren lacht die Sonne über dem Fußballstandort Hannover: Nach dem Bundesligaeinzug gibt's nun auch ein schmuck umgebautes Stadion für 45.000 Zuschauer.
Hamburg
Die zweitgrößte deutsche Stadt hat mehr zu bieten als Reeperbahn und Hafen (obwohl natürlich beides sehenswert). Zum Beispiel eine quicklebendige Musikszene – und viel Fußball. Zum Beispiel mit dem Hamburger Sportverein den einzigen Bundesligisten, der nie abgestiegen ist und sogar mal den Europacup gewann (auch wenn man sich das heute schwer vorstellen kann) und wohl der einzige Verein weltweit ist, der seinem Masseur ein Abschiedsspiel gab. Noch mehr wird in der Stadt aber der FC St. Pauli geliebt. Dessen gute Phasen sind wie ein guter Punkrocksong: Laut, von Herzen und schnell vorbei. St. Pauli spielt in der Dritten Liga. Vor meist vollem Haus. Mit einem schwulen Revuetheater-Direktor als Präsident. Soll noch einer Hamburger für dröge halten.
Nürnberg
Nürnberg - da denkt der eine an Bratwürste und Bier. Andere an Lebkuchen und den Christkindlsmarkt. Wieder andere an das fränkisch rollende R, an die "Stadt der Reichsparteitage" der Nazis und die Nürnberger Prozesse, andere an Albrecht Dürer. Und ein Fußballfan denkt natürlich an den "Club" 1. FC Nürnberg, der – nach den Bayern- immer noch zweithäufigster Deutscher Meister wurde.
Franken-Stadion
Man muss schon leidenschaftlicher Nürnberg-Fan sein, um auch das dortige Franken-Stadion zu lieben. Natürlich hat es keine großen Mängel, aber eben auch keine besondere Atmosphäre. Dazu trennt einen die Laufbahn doch zu weit vom Geschehen.
Fifa WM-Stadion München
Das architektonisch einst bahnbrechende Olympia-Stadion, längst zu einem der Wahrzeichen der Stadt geworden, galt für die Zwecke von Bayern München und WM als nicht mehr zeitgemäß. Ein Neubau vom Feinsten für 66.000 Zuschauer musste her, draußen vor der Stadt (auf dem Gelände einer ehemaligen Müllkippe, wie Kritiker selten zu erwähnen vergessen). Fest steht, dass es das teuerste WM-Stadion sein wird. Der Clou: Die semitransparente Außenhaut ist von innen farblich zu beleuchten – nicht nur im Advent sehr stimmungsvoll.
Frankfurt am Main
Man denkt als Deutscher selten darüber nach, aber Frankfurt am Main ist außerhalb Europas die bekannteste deutsche Stadt – weil sehr viele Menschen schon mal dort mit dem Flugzeug gelandet sind. Das bringt internationalen Flair in die gar nicht so große Stadt: Sie hat nicht nur die höchsten Wolkenkratzer, sondern auch den höchsten Ausländeranteil. Und – für manche Fußballfans nicht ganz unwichtig- eine spezielle regionale Spezialität, die man in jeder Kneipe bekommt: Äbbelwoi. Oder zu deutsch: Apfelwein. Wenn man als WM-Tourist nach Deutschland kommen will, um möglichst viele Spiele zu sehen, bietet es sich an, in Frankfurt und Umgebung Quartier zu nehmen – es liegt ungefähr in der Mitte und hat hervorragende Verkehrsanbindungen.
Gottlieb-Daimler-Stadion
Völlig überraschend ist auch das Stadion nach "dem Daimler" benannt. Aufwändig umgebaut bietet es den fußballerischen Großtaten des jungen VfB inzwischen auch eine atmosphärisch angemessene Spielstätte. Dies dürfte für die 53.000 Zuschauer bei der WM nicht anders sein.
München
Die Bayerische Hauptstadt hat schon reichlich Sportveranstaltungen von Weltrang gesehen: Etwa die Olympischen Spiele 1972. Und natürlich wurde Deutschland hier 1974 mit dem 2:1 gegen Holland Weltmeister (allerdings in einem anderen Stadion). 2006 sieht die selbsternannte "Weltstadt mit Herz" das Eröffnungsspiel. Und ganz sicher wird sich Bayern dann wieder mit dem demonstrativen Selbstbewusstsein präsentieren, das man mögen kann oder eben gar nicht. Stichwort: Laptop und Lederhosen. Das Finale ging zum Unwillen der Bayern ins wenig geliebte Berlin.
Stuttgart
Die Stadt mit dem Stern. Daimler-Benz ist bestimmt die erste Assoziation, die man zu Stuttgart haben kann. Dabei hat der Großraum Stuttgart soviel mehr. Zum Beispiel Bosch. Oder Porsche. Es ist die Hauptstadt Schwabens, Baden-Württembergs und des deutschen Hiphop. Wahlheimat des nach der EM nur halb-gestürzten DFB-Sonnenkönigs Gerhard Mayer-Vorfelder, überall nur MV genannt. Man kann dort nach Eigenmeinung alles, außer hochdeutsch. In den letzten Jahren sogar Fußball spielen. Aber erst, als MV den VfB Stuttgart mit einem Schuldenberg von 30 Millionen Euro sitzen ließ.
WM-Globus
Den "Fußball-Globus FIFA WM 2006", eine rund 20 Meter hohe leuchtende Raumskulptur vor dem Brandenburger Tor in Berlin, wo er vom 12. September bis 2. November 2003 stand. Verwirklicht hat die Skulptur Andre Heller unter Verwendung einer Konstruktion des Architekturvisionaers Buckminister Fuller. Sie wird bis Sommer 2006 alle zwölf Austragungsorte der WM in Deutschland 2006 bereisen.
Fifa WM-Stadion Köln
Wenn es Richtung WM geht, bauen die Kölner ein neues Stadion. Das für 1974 gebaute war allerdings eine dermaßen zugige Betonschüssel, dass selbst die zur Sentimentalität neigenden Fußballfans kaum eine Träne bei deren Abriss vergossen. Am alten Platz entstand nun ein reines Fußballstadion für 45.000 Zuschauer, für das es viel Lob gibt. Die nächste Fußball-WM in Deutschland wird voraussichtlich um 2050 stattfinden – mal sehen, ob die Kölner dann wieder neu bauen müssen.
Berlin
Man kann ja von Berlin viel erwarten – aber nicht, dass die Aussicht ein WM Finale zu beherbergen, die Stadt irgendwie in spürbare Aufregung versetzt. Vielleicht ist Berlin dafür zu groß, vielleicht kommen auch so schon genug Touristen, wahrscheinlich aber auch einfach zu pleite. Es wird gespart: Nichts, aber auch gar nichts weist anderthalb Jahre zuvor auf die WM hin. Das wird sich ändern. Unter anderem soll eine Partymeile vom Brandenburger Tor zur Siegessäule die deutsche Hauptstadt einige Wochen lang wirklich zur Welthauptstadt des Fußballs machen – egal ob man denn nun eines der WM-Tickets hat oder nicht. Dazu passend die so offiziell wie peinliche Werbebotschaft: "Berlin – auch ohne Eintrittskarte eine Reise wert".
Leipzig
Mit der Olympia-Bewerbung Leipzigs wurde es ja bekanntlich nicht – die großen Namen der Konkurrenten New York, Paris oder London waren dann doch zu mächtig. Immerhin hat es aber mit der WM geklappt, wobei eine so renommierte Fußballstadt wie Bremen ausgestochen wurde. Aber auch ganz ohne Sport wäre die alte Messestadt ganz sicher eine Reise wert – nicht nur wegen Auerbachs Keller, wo Goethe seinen Faust und den Teufel auf einem Fass die Treppe hinaufreiten ließ. Das im Krieg wenig zerstörte Leipzig hat zwar seit der Wende 1989 viele Einwohner verloren, als aber Stadt gewonnen. Nicht wenige halten Leipzig für eine der schönsten Städte Deutschlands.
Zentralstadion
Fußball und Leipzig – das ist in den letzten Jahren eine eher traurige Geschichte. Zu Zeiten der DDR stand in der sächsischen Handelsmetropole das größte Stadion des Landes, und Lokomotive Leipzig war ein ernstzunehmender Verein. Das alte Zentral-Stadion ist inzwischen abgerissen und Leipzig wird die einzige WM-Stadt sein, die keinen Erstligisten beheimatet. Und auch keinen Zweit- oder Drittligisten. So finden in der neu gebauten Arena normalerweise nur Spiele von regionalem Interesse statt – vor hochmodernen, aber spärlich gefüllten Rängen.
Fifa WM-Stadion Gelsenkirchen
Die 2003 eingeweihte Arena ist vielleicht der prächtigste deutsche Fußballtempel – ganz sicher ist er einer der modernsten. Das Dach lässt sich schließen, das Spielfeld zur Belüftung herausfahren, es gibt einen zentralen Biertank und sogar eine Kapelle, um göttlichen Beistand zu erbitten. Kein Wunder. Schließlich ist ja selbst der Papst Schalke-Mitglied. 52.000 Zuschauer werden zur WM Einlass finden – und einen Höllenlärm machen. Die Akustik der Arena ist schon heute legendär.
Westfalenstadion
Auch wenn Dortmund in den letzten Jahren wenig zu jubeln hatte: Das Westfalenstadion besitzt Weltniveau. Das größte reine Fußballstadion Deutschlands wird bei der WM 69.000 Zuschauer fassen –deutlich weniger als im Liga-Betrieb. Schließlich sind Stehplätze bei der WM nicht zugelassen. In Dortmund sind das normalerweise 26.000 – allein hinter einem Tor.
Olympiastadion
Gruseliger Größenwahn oder Stadionschmuckstück? Auch 70 Jahre nach den Olympischen Spielen der Nazis ist das Stadion noch immer umstritten. Unumstritten ist jedoch, dass der (teure) Umbau die ehemals bröckelnde Schüssel zu einem modernen Stadion mit allen Finessen verwandeln konnte – nur dass noch immer eine Laufbahn die Fans vom Geschehen auf dem Rasen trennt sorgt bei Puristen für Missmut.
Fritz-Walter-Stadion
Die meisten Städte haben ein Stadion – in Kaiserslautern hat das Stadion eine Stadt. Das Fritz-Walter-Stadion thront auf dem Betzenberg geradezu über Kaiserslautern. Die Heimstätte der "Roten Teufel" war schon vor den Ausbaustufen der letzten Jahren berühmt für seine heißblütige Atmosphäre. Für die WM-Spiele bietet das schmucke, english-enge Stadion 48.500 Zuschauern Platz.
Köln
Kölner können sich nicht nur für Karneval, den Dom und Köln an sich begeistern, sie sind auch leidenschaftliche Fußball-Fans. Das wechselhafte Schicksal des divenhaften 1. FC Köln wird auch im neuen Stadion mit großer Anteilnahme verfolgt. Und wenn der Verein mal wieder absteigt, trösten nur reichlich Kölsch und der Gedanke, dass es dem Erzrivalen aus dem wenig geschätzten Düsseldorf noch viel schlechter geht. Überhaupt, Düsseldorf: Die Nachbarstadt sprengte ihr altes Stadion und baute ein funkelnagelneues, um WM-Stadt zu werden. Wurde sie aber nicht. Kölner erzählen das gerne.
Dortmund
Die Bier- und Stahlstadt wähnte sich vor ein paar Jahren schon als deutsche Fußballhauptstadt: Drei deutsche Meisterschaften und der Champions League-Sieg von Borussia Dortmund wurde in einer Orgie in schwarz-gelb gefeiert. Doch seitdem ging sportlich und finanziell so ziemlich alles schief. Die durchaus kritische Fußballbegeisterung blieb den Dortmundern aber erhalten: Das größte deutsche Stadion ist fast bei jedem Spiel mit annähernd 80.000 Zuschauern ausverkauft.
Gelsenkirchen
Wenige deutsche Städte haben einen so schlechten Ruf wie Gelsenkirchen. "Eine Katastrophe", befand der brasilianische Stürmerstar Ailton nach seinem Wechsel aus Bremen. Ein Touristenziel ist Gelsenkirchen wirklich nicht. Natürlich hat die alte Bergarbeiterstadt im Westen des Ruhrgebietes den Strukturwandel noch nicht komplett geschafft, natürlich ist die Arbeitslosenzahl stabil auf hohem Niveau – aber Gelsenkirchen hat Schalke 04, vielleicht einen der am leidenschaftlichsten geliebten Clubs Deutschlands. Der Traditionsclub bringt neben Leidenschaft aber auch Geld in die 280.000-Einwohnerstadt – und wird dafür noch mehr geliebt.
Kaiserslautern
Kaiserslautern – wo liegt das noch mal? Man müsste schon ein außergewöhnliches Interesse an Heimatkunde haben, wenn man auch ohne Fußball wüsste, wo das 100.000-Einwohner Städtchen im Pfälzer Wald denn genau liegt. So aber ist Kaiserslautern in Deutschland und Europa ein Begriff. Man könnte sogar sagen auf der ganzen Welt. Vier Spieler der Weltmeister von 1954 stammten vom 1. FC Kaiserslautern – darunter der legendäre Fritz Walter. Europacup-Schlachten wurden hier zuhauf geschlagen, dabei in den 1980er Jahren Real Madrid mit 0:5 auf die Heimreise geschickt. Und in der Bundesliga fehlte Kaiserslautern auch genau ein Jahr – um in der Saison darauf als erster und bisher einziger Aufsteiger Meister zu werden.