WM in Katar sorgt 2022 für engen Terminplan
29. Dezember 2021Fußball, Fußball, Fußball - selbst in Zeiten der Pandemie scheint es kaum Tage zu geben, an denen nicht irgendwo Spiele stattfinden. Das ändert sich auch im Jahr 2022 nicht, allerdings wird der gewohnte Kalender ein wenig über den Haufen geworfen. Die größte Veränderung ist, dass die Weltmeisterschaft im Winter ausgespielt wird, nämlich vom 21. November bis zum 18. Dezember. Alle bisherigen Turniere wurden im Mai, Juni oder Juli ausgetragen.
Das heißt allerdings nicht, dass das Turnier in Katar die erste "Winter-Weltmeisterschaft" ist. Die erste WM, 1930 in Uruguay, war eine Winter-WM, da sie in der südlichen Hemisphäre ausgetragen wurde, genau wie die WM-Turniere in Argentinien 1978, Südafrika 2010 sowie in Brasilien 1950 und 2014.
Wintertermin wegen der Hitze im Sommer
Auch in Katar war man zunächst davon ausgegangen, dass die WM während der heißen Monate Juni und Juli ausgespielt werden würde. Die Organisatoren kündigten daraufhin an, praktisch das gesamte Land zu klimatisieren. Doch die FIFA war der Meinung, dass es im Sommer zu heiß sei, und beschloss daher, den Termin zu verschieben. Die Entscheidung kam bei vielen Fans in Deutschland und dem Rest Europas überhaupt nicht gut an und sorgte für Kritik. Allerdings sind die Auswirkungen auf die Spielzeiten der Klubs gar nicht so dramatisch, wie viele befürchtet hatten.
Das Champions-League-Finale 2022 in St. Petersburg findet wie erwartet am 28. Mai statt. Das Endspiel der Königsklasse ein Jahr später rutscht ein wenig nach hinten und wird am 10. Juni 2023 angepfiffen. Da die Bundesliga ohnehin nur eine kurze Sommerpause macht, sind die Auswirkungen auf den Rahmenterminkalender minimal - abgesehen von der Lücke im Spielplan im November und Dezember. Auf die Saison 2021/22 gibt es keine wirklichen Auswirkungen, sie hat am 13. August begonnen und endet am 14. Mai. In der Spielzeit 2022/23 dehnt sich dieser Zeitraum ein wenig - mit Saisonauftakt am 5. August und letztem Spieltag am 27. Mai.
Vom 13. November bis zum 20. Januar macht die Bundesliga dann wegen der WM in Katar Pause. Man hätte auch früher wieder anfangen können, um den Profis ab Mai eine längere Sommerpause zu geben, allerdings überwog der Wunsch, den Spielern in der Mitte der Saison etwas mehr Ruhe gönnen und gleichzeitig, die möglicherweise schlechten Wetterbedingungen des deutschen Winters zu umgehen.
"Konstanter Spielrhythmus"
Die englische Premier League unterbricht die Saison ebenfalls erst am 13. November, also acht Tage vor WM-Beginn, was den Nationaltrainern wenig Gelegenheit gibt, sich mit dem Team auf Katar vorzubereiten. Die Premier-League-Saison, die am 6. August startet, wird nach der WM schnell wieder aufgenommen. Ab dem traditionellen "Boxing Day", dem 26. Dezember, rollt auf der Insel wieder der Ball. Der letzte Spieltag ist am 28. Mai. Eine hohe Belastung für die zahlreichen internationalen Stars, die in England in 38 Ligaspielen, dazu in zwei Pokalwettbewerben, außerdem im Europapokal und in der Nationalmannschaft aktiv sind.
"Als Spieler will man einfach nur spielen, aber mit den Jahren wird es immer schwieriger, den konstanten Spielrhythmus aufrechtzuerhalten, wenn man dann noch die langen Flüge in verschiedene Klimazonen und Zeitzonen in Kauf nimmt", sagte der ehemalige Nationalspieler Kameruns und Chelsea-Star Geremi Nijtap, der heute Präsident der Spielergewerkschaft FIFPro Afrika ist, in einem kürzlich erschienenen Bericht des Weltfußballverbandes zum veränderten Fußballkalender.
Es mag wie eine zusätzliche Last erscheinen, dass wegen der WM durchgehend gespielt wird, doch wäre das auch ohne die Weltmeisterschaft der Fall, denn auch dann gäbe es im Winter keine Pause. Vielmehr bekommen die Premier-League-Profis, die nicht nach Katar reisen, vier Wochen Erholung mitten in der Saison.
Besondere Belastung für Havertz, Werner und Rüdiger
Ligen mit anderem Rahmenterminkalender sind gar nicht vom WM-Termin betroffen, zum Beispiel die Major League Soccer (MLS) in den USA. Sie läuft regulär von Ende Februar bis November, danach folgt die Weltmeisterschaft. Normalerweise musste die MLS in WM-Jahren immer im Juni pausieren. Diesmal steht der Saison-Höhepunkt eben nach der Saison an. Das ist für die Profis in Europa sonst der Normalfall. Fans von Teams wie England hegen daher bereits die leise Hoffnung, die WM 2022 könnte erfolgreicher laufen als frühere Turniere, weil die Nationalspieler diesmal "voll im Saft" zur WM reisen und nicht wie sonst ausgezehrt und müde.
Besonders voll wird der Fußballkalender 2022 für die Spieler des FC Chelsea, die im Februar an der Klub-Weltmeisterschaft teilnehmen. Dazu gehören mit Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Timo Werner auch drei deutsche Nationalspieler. Noch heftiger wird es für die Profis, die Anfang des Jahres beim Afrika-Cup in Kamerun mitspielen.
Das Turnier, das wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben wurde, beginnt am 9. Januar. Ohne die Pandemie würde es normalerweise nicht im selben Jahr wie die Weltmeisterschaft ausgetragen. Und Corona ist auch das Stichwort, wenn es um die große Unbekannte im mühevoll aufeinander abgestimmten System für 2022 geht. Denn sorgt das Virus in den Ligen für Verschiebungen einzelner Partien, wird der Terminplan für die Spieler noch ein wenig enger.
Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen adaptiert.