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Afrika-Cup - gemeinsame Feier der Fans im "Nigerian Village"

Olaf Jansen Abidjan
31. Januar 2024

Tausende Fußballfans feiern beim Afrika-Cup Abend für Abend gemeinsam im "Nigerian Village". Public Viewing, DJs und Partymusik machen das "Dorf" auf dem Unigelände in Abidjan zu einem Party-Hotspot.

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Fans in den Farben Nigerias im "Nigerian Village" in Abidjan, Elfenbeinküste
Egal, wer gerade spielt - jeden Abend verfolgen tausende Fans im "Nigerian Village" die Spiele des Afrika-CupsBild: Olaf Jansen

Sylvester Obinna weiß genau, wer Nigeria zum Sieg beim Afrika-Cup in der Elfenbeinküste schießen soll: "Victor Osimhen ist einfach der Beste hier beim Afrika-Cup", sagt er. Der 32-Jährige sitzt im "Nigerian Village" in Abidjan und schaut an diesem Abend eher nur mit einem Auge beim Achtelfinalspiel zwischen Marokko und Südafrika zu.

Sylvester ist eingefleischter Anhänger der "Super Eagles", des nigerianischen Teams also - wie übrigens die Mehrzahl der rund 600 Fans, die am heutigen Abend gekommen sind. Sie alle und noch viel mehr werden kommen, wenn Nigeria beim Afrika-Cup das nächste Mal im Einsatz ist. Am Freitag treffen die "Super Eagles" im Viertelfinale auf Angola.

Gemeinsame Feier mit Fans aus der Heimat

Das "nigerianische Dorf" auf dem Unigelände Abidjans ist eine private Initiative nigerianischer Einwanderer, die natürlich ausnahmslos alle dem Team aus ihrer Heimat die Daumen drücken. "Osimhen verkörpert das, von dem wir Nigerianer überzeugt sind: Er hat Kraft, Schnelligkeit und er kommt immer wieder. Verliert er einen Zweikampf, wird er in den nächsten mit doppelter Kraft geben. Er gibt nie auf. Das macht ihn zu einem Vorbild für alle jungen Leute", schwärmt Sylvester von Nigerias Top-Angreifer, der vor wenigen Wochen zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählt wurde.

Nigeria-Fan Sylvester Obinna im "Nigerian Village" in Abidjan, Elfenbeinküste
Sylvester Obinna aus Nigeria schwärmt vor allem für Victor Osimhen, Nigerias besten AngreiferBild: Olaf Jansen

Neben dem "Super Eagles"-Fan steht dessen Kumpel Okafor Chinonso - auch er wirkt noch ein wenig verhalten am heutigen heißen Abend, an dem um 21 Uhr immer noch über 30 Grad Lufttemperatur die Leiber ins Schwitzen bringen. "Ich liebe dieses Camp", sagt der 34-Jährige, der aus dem Südosten Nigerias stammt und seit 2009 in Abidjan lebt.

"Ich treffe hier jeden Abend so viele nette Leute. Alle meine Freunde hier in Abidjan kommen und wir feiern gemeinsam", sagt der "Business-Man", wie er sich selbst bezeichnet. Okafor handelt mit Kosmetika. "Es ist ein ganz guter Job", findet er.

Okafor trägt ein orangenes Trikot der Elfenbeinküste - was durchaus Bedeutung für ihn hat. "Ich bin zwar aus Nigeria, fühle mich aber als Afrikaner. Meine besten Freunde kommen aus Burkina Faso, aus Mali und sehr viele aus der Elfenbeinküste. Wir sind alle Brüder. Wir feiern zusammen und unterstützen uns gegenseitig. Für uns alle ist das hier ein großes gemeinsames Fest - es ist irgendwie wie Weihnachten, das wir auch jedes Jahr mit so vielen Leuten zusammen feiern."

Fan-Dorf als Integrationsprojekt

Am Abend zuvor war man sich bei Okafor und seinen Leuten einig: Man feuerte die Elfenbeinküste im Match gegen den Senegal an. Die Bude war voll im "Village", die Stimmung gigantisch. Über 3.000 Besucher waren da und unterstützten die "Elefanten" lautstark. Es hat offenbar geholfen, denn die Ivorer schafften die Überraschung und schalteten den Titelverteidiger im Elfmeterschießen aus. "Wir haben bis tief in die Nacht den Sieg zusammen gefeiert. Von daher fühle ich mich heute noch etwas schlapp", lächelt der 34-Jährige.

Das Konzept des "Nigerian Village" ist aufgegangen. Mit-Organisatorin Cynthia Chinwemdu jedenfalls ist bisher total zufrieden: "An manchen Abenden kamen wir mit den Getränkelieferungen kaum nach. Das macht dann schon Spaß, wenn diese Initiative angenommen wird." Sie selbst, die seit 2018 in Abidjan lebt und als Lehrerin in einer Berufsschule arbeitet, hatte die Idee zum "Village": "Es soll zuallererst ein Integrations-Projekt sein", erklärt sie.

Für die rund drei Millionen Nigerianer, die rund zehn Prozent der ivorischen Bevölkerung ausmachen: "Es soll ein Ort der Begegnung sein, in dem sich Gleichgesinnte treffen und sich entspannt ohne die hier oft hinderliche Sprachbarriere austauschen und zusammen feiern können", erklärt die 32-Jährige.

Teure Eigeninitiative

Gemeinsam mit ihrem etwa 15-köpfigen Organisations-Team hatte sie im Vorfeld versucht, Sponsoren für das Projekt zu begeistern. Mobiltelefon-Unternehmen wurden kontaktiert, Brauereien, international vernetzte Banken - keiner sprang an. "Wir mussten unser privates Geld investieren - ich bin im Moment zum Beispiel erst einmal pleite", sagt sie.

Das Angebot im "Village" ist nicht ohne: Neben der riesigen Leinwand, auf der alle Spiele des Afrika-Cups übertragen werden, ist eine Zelt-Landschaft rund um eine überdimensionale Bühne aufgebaut, auf der vor und nach den Spielen DJs und Live-Künstler auftreten.

Cynthia Chinwemdu, Mit-Initiatorin des "Nigerian Village" in Abidjan, Elfenbeinküste lächelt in die Kamera und hält einen Fußball in der Hand
Berufsschullehrerin Cynthia Chinwemdu hat das "Fan-Dorf" in Abidjan mit ins Leben gerufenBild: Olaf Jansen

Damit alles gut funktioniert, sind alle bereit, mit anzupacken. Okafor und Sylvester helfen gerade noch beim Möbelschleppen - es müssen Stühle aus dem Zeltdorf vor die Bühne verfrachtet werden. "Wir wollen alle helfen, damit dieses Vier-Wochen-Fest weitergehen kann", sagt Sylvester, der wie Cynthia aus dem Anambra-State stammt, einem der dichtesten besiedelten Staaten Nigerias im Südosten des Landes.

Fußball schaut er nur bei großen Events wie dem Afrika-Cup. Kontakte zur nigerianischen Fußballszene pflegt er nicht. "Ich war erst sechs Jahre alt, als ich mit meinen Eltern in die Elfenbeinküste gezogen bin. Ich weiß ehrlich gesagt nicht sehr viel von Nigeria." 

Anders ist das bei Okafor, der sich gut auskennt und auch das Schicksal seines Lieblingsvereins in der alten Heimat verfolgt. "Ich bin Fan von Enyimba FC, das ist der größte Klub in Nigeria. Leider kann ich die Spiele hier nicht verfolgen, sie finden im TV eigentlich nie statt."

Daher hat er sich einen neuen Verein gesucht, den er nun unterstützt. "Ich liebe Manchester United, schon seit vielen Jahren." Zu seinem Glück fehlt allerdings noch etwas: "Wenn Osimhen mal zu United wechseln würde, dann wäre ich ein glücklicher Mensch!"