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Luftfahrtbranche

4. Oktober 2010

Die neue Nummer Eins am Himmel heißt United Airlines. Seit dem 1. Oktober fliegen die fusionierten US-Gesellschaften Continental und United unter einem Dach. Das erhöht den Druck auf den Rest der Branche.

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Startendes Flugzeug (Foto: dpa)
Aufwärts geht es wieder für die AirlinesBild: AP

Es geht wieder steil aufwärts in der Luftfahrt. Noch im vergangenen Jahr hatte die Branche weltweit einen Verlust von 11 Milliarden Dollar zu verkraften. Im laufenden Jahr wird sie nun 8,9 Milliarden Euro Gewinn erzielen, prognostiziert jetzt die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA. Noch im Juni hatte sie nur mit 2,5 Milliarden gerechnet. Die Erholung sei stärker und schneller gewesen als alle erwartet hätten: Nicht nur die Volumina seien gewachsen, auch die Ticketpreise hätten die Gesellschaften wieder anheben können, meint Stefan Schöppner, Luftfahrtexperte der Commerzbank. Zudem hat man die Kosten im Griff. Im kommenden Jahr aber rechnen Experten mit nachlassender Dynamik. Auch die IATA veranschlagt für 2011 nur noch 5,3 Milliarden Dollar Gewinn. Schon im August verlangsamte sich das Wachstum.

Ausruhen ist nicht angesagt

Maschinen von Continental und United (Foto: AP)
Continental und United fliegen jetzt gemeinsamBild: AP

Die Fluggesellschaften stehen weiter vor großen Herausforderungen. Das Angebot dürfte deshalb schneller als die Nachfrage wachsen. Die Branche ruht sich deshalb trotz wirtschaftlicher Erholung nicht aus. Dass der Konsolidierungsprozess weiter geht, kann man in diesen Tagen wieder gut beobachten. Zum Monatsanfang haben die amerikanischen Gesellschaften United und Continental ihre Fusion zur United Airlines vollzogen – sie löst damit den US-Rivalen Delta als größte Fluggesellschaft der Welt ab. Die amerikanische Southwest Airlines kauft den Billigflieger AirTran, und auch in Südamerika bewegt sich einiges: So wollen die brasilianische TAM und die chilenische LAN sich ebenfalls zusammenschließen. Bisher seien solche grenzüberschreitenden Fusionen wegen verkehrsrechtlicher Hemmnisse sehr schwierig gewesen, meint Christoph Franz, der vom kommenden Januar an die Deutsche Lufthansa führen wird. "Dies ist ein ermutigendes Signal, das nicht nur in Südamerika, sondern weltweit auf Resonanz stößt", sagt er. Er sei sicher, dass die Konsolidierung sich künftig weniger als bisher auf rechtsvereinheitlichte Räume wie die USA oder Europa beschränken werde, sondern darüber hinausgehen werde.

Boeing von Air Berlin (Foto: AP)
Air Berlin ist die Nummer Zwei in DeutschlandBild: AP

Europäer unter Druck

Die etablierten Fluggesellschaften vor allem in Europa sind zudem unter Druck geraten wegen der erstarkenden Konkurrenz aus dem Mittleren Osten, vor allem der von Emirates, der Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate. Denn auf den lukrativen Langstreckenflugrouten Richtung Asien nimmt Emirates mit günstigen Angeboten den europäischen Gesellschaften inzwischen recht viel Geschäft weg. Auf den Kurz- und Mittelstrecken ist die Konkurrenz schon seit Jahren groß. Inzwischen dringen die Billigflieger zunehmend auch in den Geschäftskundenbereich vor. So denkt die irische Fluggesellschaft Ryanair inzwischen darüber nach, künftig Großflughäfen anzusteuern. Den designierten Lufthansachef Franz schreckt das nicht. Er sieht einen Verdrängungswettbewerb unter den Billigfliegern. Denn offenbar seien die Grenzen des Wachstums in den Heimatmärkten erreicht. Deshalb rechnet er in den nächsten Jahren mit "Marktaustritten" unter den Billiganbietern – was nicht anderes als heißt, als das nicht alle überleben werden.

Allianzen bleiben wichtig

Airbus A380 für die Emirates (Foto: dpa)
Emirates rüstet auf und hat 90 Airbus 380 bestelltBild: picture alliance/dpa

Die inzwischen zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft, der frühere Charterflieger Air Berlin, zielt ebenfalls immer stärker auch auf Firmenkunden und hat sich dem Luftfahrtbündnis Oneworld angeschlossen. Diese Allianzen sind für die Fluggesellschaften wichtig, weil sie ihren Kunden eine gemeinsamen Buchung und Gepäckabwicklung bieten können – das ist angenehm vor allem bei Langstreckenflügen. Das größte dieser Bündnisse ist die Star Alliance, der auch die Lufthansa angehört. Sie ist inzwischen fast überall vertreten, aber es gibt noch einige Wachstumsregionen. So hält Star-Alliance-Chef Jaan Albrecht Lateinamerika und Russland für interessant. Die brasilianische TAM ist zwar inzwischen Mitglied in der Star Alliance, man führe aber auch Gespräche mit anderen mittel- und südamerikanischen Gesellschaften. In Afrika sind Egypt Air und South African schon Mitglieder, jetzt hat die Star Alliance den Antrag der Ethiopian Airlines auf Mitgliedschaft angenommen. Sie soll im kommenden Jahr aufgenommen werden.

Afrika hat zugelegt

Boeing 737 von Ethiopian Airlines (Foto: AP)
Will oben mitmischen: Eine Boeing 737 von Ethiopian AirlinesBild: AP

Denn Afrika gehört zu den Regionen, in denen die Branche auch während der Rezession kräftig gewachsen ist. Für Ethiopian sei Afrika das Rückgrat des Geschäfts, sagt Girma Wake, Vorstandschef von Ethiopian. Der Kontinent werde immer attraktiver, das Wachstumspotenzial sei groß. Ethiopian könne Afrika mit dem Rest der Welt verbinden. Dazu planen Egypt Air, South African und Ethiopian die Gründung einer westafrikanischen Tochter. An der könnte sich auch die Lufthansa gegebenenfalls beteiligen, auch finanziell, stellte Lufthansa-Vorstand Franz jetzt in Aussicht. Denn man will für die Zukunft gewappnet sein. Und das ist richtig, meint Commerzbank-Experte Schöppner: "In der Luftfahrt ist nichts so sicher wie die nächste Krise."

Autorin: Brigitte Scholtes
Redaktion: Henrik Böhme