Fusion von Linde und Praxair scheitert
12. September 2016Kaum begonnen und schon in Luft aufgelöst: Der Gasehersteller Linde und der US-Konzern Praxair haben ihre Fusionsgespräche aufgegeben. Vor gut vier Wochen gaben beide Unternehmen bekannt, einen Zusammenschluss unter Gleichen zu prüfen. Nicht ganz gleicher Meinung waren sich die Chefetagen vor allem bei der Wahl des Firmensitzes und der Struktur des fusionierten Unternehmens, verlautete aus den Gesprächen in den vergangenen Wochen. In Detailfragen sei es nicht zu einer Einigung gekommen, hieß es nun am Montag offiziell.
Linde-Aktien fielen zum Handelsauftakt um gut acht Prozent. Anleger zeigten sich enttäuscht. Nach der Ankündigung Mitte August waren die Papiere stark gestiegen.
Die Pläne waren in der Finanzwelt auf viel Zustimmung gestoßen. Ein Zusammengehen hatten Analysten als strategisch sinnvoll begrüßt. Bei Linde hieß es denn auch, die Sinnhaftigkeit einer Fusion sei in den Gesprächen grundsätzlich bestätigt worden. Allerdings habe man insbesondere beim Thema Governance (Unternehmensführung) keine Übereinstimmung erzielen können.
Air Liquide bleibt an der Spitze
Linde ist vor allem in Europa und Asien stark, Praxair in Nord- und Südamerika. Die Münchener leiden unter der Schwäche der Öl- und Gasbranche und hatten sich deshalb im Geschäft mit medizinischen Gasen verstärkt. In der Gesundheitsbranche sind die Amerikaner bisher nicht vertreten.
Hätte die Transaktion geklappt, wäre ein neuer Weltmarktführer für Industriegase entstanden. Linde hatte seinen globalen Spitzenplatz an den französischen Rivalen Air Liquide abtreten müssen, nachdem dieser in diesem Jahr das US-Unternehmen Airgas geschluckt hatte. Praxair kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von 10,8 Milliarden US-Dollar (9,6 Mrd Euro). Linde erzielte 2015 rund 18 Milliarden Euro Umsatz. Gemessen am Marktwert hatte Praxair mit 33,7 Milliarden Dollar allerdings die Nase vorn. Die Münchener kamen - vor Bekanntwerden der Gespräche - auf 25,9 Milliarden Euro (ca. 29 Mrd Dollar).
ul/hb (dpa, rtr, afp)