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FT: China zerschlägt Alipay

13. September 2021

Chinas Zentralregierung verschärft ihre Kontrolle über die Tech-Industrie des Landes weiter. Der Online-Bezahldienst Alipay muss sich aufspalten und dem Staat Daten überlassen, so ein Bericht.

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Ant Financial | Hauptquartier von Alipay in Shanghai
Bild: picture-alliance/dpa/HPIC/Lv Liang

Der Online-Bezahldienst Alipay müsse auf staatliche Anordnung hin sein Geschäft mit Kleinstkrediten abspalten, berichtete die britische Zeitung Financial Times (FT) unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Der Plan sehe zudem vor, dass die für Kreditentscheidungen zugrunde liegenden Daten an ein neues Joint-Venture zur Bonitätsprüfung übergeben werden muss, an dem der Staat beteiligt sei.

Alipay gilt als hochprofitabel und hat mehr als eine Milliarde Nutzer in China, Indien und anderen asiatischen Ländern. Alipay-Nutzer können bei ihren Einkäufen derzeit zwischen zwei Zahlungsmethoden wählen: mit einer Bankkarte, die mit ihrem Konto verbunden ist, oder mit einem von Alipay bereitgestellten Kleinkredit.

China bargeldloses Bezahlen
Zahlen per Handy-App ist in China schon lange sehr verbreitet. Dieses Bild eines Kunden, der einen QR-Code auf einem Markt in Wenzhou scannt, wurde im September 2015 aufgenommenBild: picture-alliance/dpa/M. Mao

"Die Regierung glaubt, dass den großen Tech-Konzernen eine Monopol-Macht erwächst, weil sie die Kontrolle über Daten haben", zitiert die FT eine Person mit Verbindung zur Finanzaufsicht. "Das möchte die Regierung beenden."

Alipay gehört zur Ant Group, dem größten Bezahldienstleister Chinas. Mutterkonzern der Ant Group ist der Onlinehänder Alibaba.

Machtkampf zwischen Regierung und Konzernen

Der Schritt gegen Alipay reiht sich ein in eine ganze Serie von Maßnahmen, durch die die chinesischen Behörden ihre Aufsicht über viele Branchen verschärfen - von der Technologie bis zur Bildung. Damit soll nach Jahren des rasanten Wachstums die Kontrolle über Wirtschaft und Gesellschaft gestärkt werden.

Bereits im Herbst vergangenen Jahres war die Ant Group ins Visier der Regulierer geraten. Alibaba-Gründer Jack Ma hatte der chinesischen Finanzaufsicht vorgeworfen, Innovationen zu erschweren. Daraufhin sagten die Behörden kurzerhand den für Anfang November geplanten Börsengang der Ant Group in Shanghai und Hongkong ab, der dem Unternehmen umgerechnet mehr als 30 Milliarden Euro in die Kassen spülen sollte. Einem Bericht der Zeitung Wall Street Journal zufolge soll Chinas Präsident Xi Jinping diese Entscheidung persönlich getroffen haben.

USA Jack Ma an der New Yorker Börse
Damals noch unbeschwert: Alibaba-Gründer Jack Ma beim Börsenstart seines Unternehmens an der New Yorker Wall Street am 19. September 2014Bild: Getty Images/AFP/J. Samad

Außerdem wurde ein Kartellverfahren gegen den Mutterkonzern Alibaba eröffnet, das im April mit einer Rekordstrafe von umgerechnet rund 2,3 Milliarden Euro wegen Ausnutzens seiner marktbeherrschenden Stellung endete.

Alibaba-Gründer Jack Ma, der sich früher gerne öffentlich äußerte und mehrfach beim Weltwirtschaftsforum in Davos auftrat, meidet seitdem das Rampenlicht.

Mehr Wettbewerb

Im August hatten die Regulierungsbehörden dann angekündigt, gegen die sogenannten walled gardens der Tech-Firmen vorzugehen. So werden im Branchenjargon die Versuche der Firmen genannt, ihre Nutzer zu zwingen, innerhalb des firmeneigenen Ökosystems zu bleiben.

Auch bei westlichen Firmen wie Google, Apple, Facebook und Amazon ist diese Praxis zum Nachteil der Konkurrenz verbreitet und Gegenstand von Untersuchungen.

Ein Sprecher des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie sagte am Montag, Alibaba und weitere Internetanbieter seien aufgefordert worden, Weiterleitungen zu Diensten von Wettbewerbern nicht länger zu blockieren. Das schade den Interessen der Nutzerinnen und Nutzer und störe die Marktordnung.

Die Aktien großer Tech-Firmen wie Alibaba, Tencent und Meituan verloren am Montag an den Börsen von Shanghai und Hongkong zwischen drei und fünf Prozent.

bea/hb (rtr, afp, ap)