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Frosta: Eiskalt, aber solidarisch und sozial

21. August 2020

Die Bremerhavener Firma bietet ihren Mitarbeitern Vorzugsaktien zum halben Preis und erhofft sich bessere Motivation und eine höhere Bindung an das Unternehmen. Und der Chef plädiert für eine höhere Erbschaftssteuer.

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Frosta Bremerhaven
Bild: Frosta Bremerhaven

Bremerhaven an der Wesermündung: Im Fischereihafen stehen noch die früheren Fischauktionshallen, untergebracht in einem 200 Meter langen, einstöckigen Gebäude, das entkernt und mit moderner Fertigungstechnik ausgestattet wurde. Hier residiert der Tiefkühlkost-Hersteller Frosta.

Heute werden 30.000 tiefgekühlte Portionen Rahmgeschnetzeltes mit Spätzle das Werk verlassen. 800 Produkte haben sie im Sortiment, sagt der Frosta-Vorstandsvorsitzende Felix Ahlers. Allerlei Fertiggerichte, Gemüsepfannen, Gewürze, natürlich auch Fischfilets und Fischstäbchen.

Zusatzstoffe verbannt

Seit 2003 sind alle Tiefkühlgerichte frei von Zusatzstoffen, betont der Chef: "Das waren Glutamate, Farbstoffe, Rieselhilfen beim Salz, alles versteckte Zusatzstoffe, die eigentlich in Lebensmitteln aus unserer Sicht nichts zu suchen haben." Der Strategiewechsel trieb den Konzern tief in die roten Zahlen. Die etwas teureren, aber nunmehr zusatzstofffreien Produkte kamen bei den Verbrauchern nicht gut an.

Frosta Bremerhaven
Ein kalter Arbeitsplatz: Bei Frosta geht alles, was man tiefkühlen kann oder muss, über die Bänder - vor allem FischBild: Frosta Bremerhaven

Mittlerweile hat sich das Konsumverhalten verändert. Die Weltmarktpreise für Fisch aber haben angezogen. Beim Alaska-Seelachs zeitweise gar um 40 Prozent. Ahlers legt Wert darauf, dass der Fisch bestandserhaltend gefangen wird: "Die wenigen Fischereien, mit denen wir arbeiten, besuchen wir regelmäßig." Zudem verlässt sich Frosta auf die Kontrolle des Marine Stewardship Council. "Nur wenn eine Zertifikation vorliegt, kaufen wir."

Tiefgekühltes - ein Corona-Gewinner

Seit der Corona-Krise mehr und mehr Menschen zuhause arbeiten, steigt der Absatz der Firma. Wer "homeoffice macht", greift zur Mittagszeit gerne in die Tiefkühltruhe. Auch schon vor Ausbruch des Corona-Virus lief das Geschäft blendend. Über 500 Millionen Euro Umsatz, 1850 Mitarbeiter, 20 Millionen Euro Gewinn, gleichbleibende Dividende.

Frosta ist eine Aktiengesellschaft. Ungewöhnlich für ein Unternehmen, das in dritter Generation im Familienbesitz ist. Ahlers: "Wir haben Fremdaktionäre, da müssen wir transparent sein. Das nützt dem Unternehmen." Auch Mitarbeiter können Aktien erwerben - zu vergünstigten Konditionen. Katrin Felgenbauer hat die Gelegenheit genutzt. Die Differenz zum aktuellen Aktienkurs legte der Betrieb drauf. Norbert Petzold kaufte Ende der 1990er-Jahre Aktien, "weil das eine gute Idee war für einen selbst und für die Firma, hinter der wir hier alle stehen"

Frosta Bremerhaven
Das Bremerhavener Unternehmen bietet seinen Angestellten neben dem Arbeitslohn auch Vorzugsaktien anBild: Frosta Bremerhaven

An Frosta sind die Mitarbeiter beteiligt

Auf dem Weg zu seinem Büro kommt Felix Ahlers an Türen vorbei, die offen stehen, und schickt einen Gruß hinein. Er, der Chef, wartet nicht, bis seine Angestellten ihn grüßen. Mit vielen älteren ist er auf Du. Sie kennen den Juniorchef seit 20 Jahren und länger. "Wir haben ein großes Knowhow, das nicht immer wieder durch Einarbeitung von neuen Leuten ersetzt werden muss."

Felix Ahlers schätzt, dass 80 Prozent der Mitarbeiter Aktien am Unternehmen halten. Die Aktienmehrheit liegt allerdings weiterhin in der Familie, vorneweg Felix Ahlers mit 33 Prozent. 2010 hatte der Vater ihm den Firmenanteil  übertragen. "Wir haben Steuern gezahlt, und zwar auch erheblich", erinnert sich der Sohn, glaubt jedoch, dass der Staat in den meisten Fällen die Steuern falsch einsetzt, "etwa um in Europa Agrarprodukte zu subventionieren, die nach Afrika exportiert werden und dort den lokalen Bauern die Existenzgrundlage entziehen."

Felix Ahlers liegt eine faire und gerechte Weltwirtschaftsordnung am Herzen. Seit Jahren unterstützt er äthiopische Kaffeebauern dabei, die Bohnen im eigenen Land zu verarbeiten und den Kaffee unter anderem in Deutschland zu vermarkten. "Das schafft dort qualifizierte Arbeitsplätze und die Menschen sind nicht länger gezwungen, ihr Land zu verlassen." Europa, so der Frosta-Chef, profitiere von zollfreien Rohstoffen und schließe Afrika zugleich aus der Wertschöpfung aus.

Frosta-Vorstandschef Felix Alers
Frosta-Vorstandschef Felix Alers findet es "grundsätzlich sinnvoll, die Erbschaftssteuer zu erhöhen."Bild: Frosta Bremerhaven

Für eine höhere Erbschaftssteuer

Seine Bereitschaft abzugeben würde steigen, wenn Felix Ahlers ein Mitspracherecht eingeräumt bekäme, was mit dem Geld geschieht, das er dem Staat zahlt. Demokratisch legitimierbar ist das nicht, das weiß er. Was also wäre zu tun? Auf jeden Fall müssten Steueroasen und jegliche Arten der Steuervermeidung abgeschafft werden. Und: "Ich glaube grundsätzlich, dass es sinnvoll ist, die Erbschaftssteuer zu erhöhen."

Eine Forderung, mit der Felix Ahlers, dessen Familie mit rund 300 Millionen Euro zu den reichsten in Bremen zählt, bei anderen Familienunternehmen auf wenig Verständnis stoßen dürfte. "Wenn ich Aktionär bin und Aktien vererbe, muss ich darauf Steuern zahlen." Für Betriebsvermögen von Familienunternehmen bleiben im Erbfall dagegen weitreichend steuerfrei. "Der Wettbewerb muss eingehalten wird, das heißt, die Steuern sollten einheitlich für alle gelten."