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Frisch: "Es bleibt immer ein Restrisiko"

Regina Mennig16. April 2013

Der Bombenanschlag in Boston wirft auch in Deutschland die Frage nach der Sicherheit bei großen Marathon-Veranstaltungen auf. Die DW sprach mit Markus Frisch, dem Geschäftsführer der Köln Marathon GmbH.

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Markus Frisch,Geschäftsführer des Köln Marathon, aufgenommen am 12.10.2012 in Köln bei der Pressekonferenz zum RheinEnergie Marthon Köln, der am 14.10.2012 in Köln stattfindet. Foto: Horst Galuschka
Bild: picture-alliance/dpa

Deutsche Welle: Herr Frisch, wie ist man beim Marathon in der Großstadt Köln auf ein Katastrophenszenario vorbereitet?

Markus Frisch: Wir haben einen "Verkehrslenkungsstab" - so etwas wie einen Krisenstab. Er sitzt zentral in der Stadt und hat zu jeder Zeit den Überblick über die Veranstaltung. Es sitzen dort alle beteiligten Institutionen: Polizei, Feuerwehr, Sanitäter, ein Vertreter der öffentlichen Verkehrsbetriebe, wir als Veranstalter und das Verkehrsamt mit den entsprechenden Überwachungskameras im Stadtbereich.

Wenn man Boston als Beispiel nimmt: In einem solchen Szenario übernimmt letzten Endes die Polizei die Verantwortung für den weiteren Einsatz. Das heißt, wir als Veranstalter bereiten im Grunde alles vor - die Infrastruktur ist also da und kann dann in so einem Fall genutzt werden. Wir müssen dafür sorgen, dass wir zu jeder Zeit in der Lage sind, auf so eine Situation zu reagieren.

Gibt der Anschlag in Boston Anlass dazu, das Sicherheitskonzept nochmal zu erweitern?

Wir als Veranstalter werden es auf alle Fälle noch einmal überarbeiten. Allerdings gehe ich davon aus, dass das Innenministerium in Deutschland auch noch einmal Nachbesserungen verlangt, insbesondere bei derartigen Großveranstaltungen. Ich kann mir gut vorstellen, dass da noch etwas nachkommt.

Wie sieht die Kooperation mit den Krankenhäusern aus? Sind sie gerüstet?

Wir bewegen bei einem solchen Marathon im Grunde eine Kleinstadt, 30.000 Leute. Die Grundversorgung in Köln ist auf eine Million Bürger ausgerichtet. Nichtsdestotrotz müssen wir während der Veranstaltung verstärkt zusätzliche Sanitätsdienstleistungen einsetzen. Das heißt, wir haben an neuralgischen Punkten entlang der Strecke Unfallhilfsstellen eingerichtet und wir haben im Zielbereich ein kleines Krankenhaus aufgebaut. Da gibt es Intensivplätze; wir können also die Leute auch direkt im Ziel behandeln wie im Krankenhaus. Wir haben rund 150 Rettungssanitäter im Einsatz, darunter natürlich auch Ärzte und Notärzte. Wenn etwas passiert, wären sie alle einsatzbereit.

Wie groß ist der organisatorische Aufwand für ein Sicherheitskonzept?

Wir koordinieren 150 Sanitätskräfte, darüber hinaus ist die Feuerwehr im Einsatz, die auch im Krisenstab bzw. in der Führungszentrale sitzt. Es ist schon ein sehr hoher Aufwand, den wir betreiben, damit wir die Veranstaltung überhaupt genehmigt bekommen. Ein solches Sicherheitskonzept umfasst gerne 100 gedruckte Seiten, viele Pläne und Anhänge, und beinhaltet natürlich alle Bereiche. Das fängt an beim ehrenamtlichen Helfer an der Strecke - 1500 sind es insgesamt - und geht weiter über die Sanitäter, die Feuerwehr und die Polizisten im Einsatz.

Wer finanziert das alles?

Grundsätzlich finanziert sich die Veranstaltung über Sponsoren und Startgelder. Die Stadt Köln unterstützt uns mit Polizei und Feuerwehr und steht bei den Vorplanungen mit Rat und Tat zu Seite.

Haben die Auflagen für Sicherheit bei Großveranstaltungen zugenommen?

Ja. Der erste Knackpunkt waren natürlich die Terroranschläge am 11. September 2001, dann das Unglück bei der Loveparade in Duisburg. Aufgrund dieser Ereignisse haben die Auflagen für ein Großevent schon in erheblichem Maße zugenommen. Grundsätzlich sind solche Ereignisse auch immer Anlass dafür, Dinge nachzubessern. Aber Sie werden immer ein Restrisiko haben - das kann man leider nicht komplett ausschließen.

Markus Frisch ist Geschäftsführer der Köln Marathon Veranstaltungs- und Werbe GmbH, die jedes Jahr den Marathon in Köln - den drittgrößten Marathon in Deutschland - organisiert.