Frisch digitalisiert: deutsche Filmschätze

Das Festival "Film:ReStored_01" zeigt digitalisierte Filmschätze aus deutscher Produktion. Das Deutschland-Porträt "Deutschland, bleiche Mutter" aus dem Jahre 1980 der Regisseurin Helma Sanders-Brahms gehört zu den Streifen, die künstlerisch und historisch wichtig sind. Der Film erzählt die Geschichte des Landes aus der Perspektive einer Frau - was damals sehr ungewöhnlich war.

Eröffnet wurde das Festival mit einem Klassiker des frühen Tonfilms. Georg Wilhelm Pabsts Bergarbeiterdrama "Kameradschaft" entstand im Jahr 1931 und erzählt ungeheuer eindrucksvoll von einem Grubenunglück in Frankreich. Deutsche Kumpel kommen den eingeschlossenen Franzosen zu Hilfe. Pabsts Film war ein Plädoyer für Völkerverständigung. Die digitalisierte Fassung war jetzt zum ersten Mal zu sehen.

Doch es werden nicht nur anerkannte Klassiker der Filmgeschichte digitalisiert und für die Zukunft gesichert. Ein zweiter Film von Georg Wilhelm Pabst, die im französischen Exil gedrehte Komödie "Du haut en bas" (1933) mit Jean Gabin, ist ein Beispiel dafür. Der Film entstand damals mit vielen Emigranten, die vor den Nazis flohen. So ist "Du haut en bas" ein Dokument deutscher Kulturgeschichte.

Filme zu digitalisieren heißt immer auch, eine Auswahl zu treffen. Nicht alles kann digitalisiert werden. Dafür sind die Kosten zu hoch. Darüber hinaus hat der deutsche Nachkriegsfilm einen schlechten Ruf. Wenn Filme wie Wolfgang Staudtes Melodrama "Rose Bernd" (1957) zu den jetzt digitalisierten Werken gehört, ist das daher auch eine Art Wiedergutmachung.

Doch die Experten in Berlin und den anderen deutschen Filmarchiven haben bei der Digitalisierung des nationalen Filmerbes nicht nur den bundesdeutschen Film im Blick. Auch der DDR-Film findet Beachtung. So war beim Festival auch Rainer Simons Film "Das Luftschiff" aus dem Jahr 1982 zu sehen, eine phantasiereiche Erzählung, die von einem Flugobjekt-Erfinder handelt.

Drei Jahre vor Rainer Simons Film entstand im Westen der Republik "Der Willi-Busch-Report", eine Geschichte um deutsch-deutsche Befindlichkeiten, die an der innerdeutschen Grenze spielt. Regisseur Niklaus Schilling inszenierte 1979 einen der klügsten und unterhaltsamsten Filme zum Thema - eine Provinzposse, die tief in die deutsche Nachkriegsgeschichte blickt.

Zur Aufgabe der Archive und Historiker, die sich um die Digitalisierung des deutschen Filmerbes kümmern, gehört es auch, auf die Ränder der Kino-Historie zu schauen. So werden nicht nur Spiel- und Dokumentarfilme digitalisiert. Werner Nekes' "Uliisses" (1982) ist Experimental- und Avantgardefilm, der mit Motiven aus Homers "Odyssee" und James Joyces "Ulysses" spielt. Auch das gehört zum Filmerbe.