Friedensnobelpreis geht an Nadia Murad und Denis Mukwege
5. Oktober 2018Der kongolesische Arzt Denis Mukwege und die irakische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad erhalten den Friedensnobelpreis 2018. Beide würden für ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt als Waffe im Krieg geehrt, teilte das Nobelkomitee in Oslo mit. Jeder von ihnen habe "auf seine Weise dazu beigetragen, sexuelle Gewalt besser sichtbar zu machen, sodass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden können".
Die Jesidin Murad wurde einst selbst von der Terrormiliz "Islamischer Staat" versklavt. Schergen des IS überfielen im August 2014 ihr Dorf im Sindschar-Gebirge und nahmen sie mit in die Großstadt Mossul. Die Terroristen töteten bei dem Überfall mehr als 40 Mitglieder ihrer Familie. Murad überlebte ihre dreimonatige Gefangenschaft und konnte fliehen. Heute setzt sich die 25-Jährige als UN-Sonderbotschafterin für Menschen ein, die ein ähnliches Schicksal haben. Sie lebt in Baden-Württemberg, wo rund 1000 Jesidinnen aus dem Nordirak Schutz gefunden haben.
Mukwege arbeitet als Chirurg im Osten der demokratischen Republik Kongo. Der 63-Jährige leitet in Bukavu das Panzi-Krankenhaus, in dem vor allem Opfer von Vergewaltigungen behandelt werden. Mehr als 50.000 Patientinnen wurden hier bereits versorgt - viele von ihnen nach einer Gruppenvergewaltigung durch Soldaten oder Rebellen. Mukwege gilt als weltweit führender Experte, der nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Verletzungen nach solchen Gewalttaten zu heilen versucht. Die Jury bezeichnete ihn als "Symbol im Kampf gegen sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten".
Nicht Stockholm, sondern Oslo
Im vergangenen Jahr hatte die Anti-Atomwaffen-Kampagne ICAN den renommierten Preis für ihr Ringen um nukleare Abrüstung bekommen. In diesem Jahr waren 216 Personen und 115 Organisationen nominiert. Der mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 860.000 Euro) dotierte Friedensnobelpreis wird als einzige der renommierten Auszeichnungen nicht in Stockholm, sondern in Oslo übergeben. Die Verleihung der Nobelpreise findet stets am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, statt.
Der Friedensnobelpreis wurde zum ersten Mal 1901 verliehen: an den Gründer des Roten Kreuzes, Henry Dunant, und den Gründer der internationalen Liga für Frieden, den französischen Parlamentarier Frédéric Passy. Das Nobelkomitee, das den oder die Preisträger auswählt, ist ein vom norwegischen Parlament eingesetzter Ausschuss.
Es besteht aus fünf Mitgliedern - derzeit zwei Frauen und drei Männer. Den Vorsitz hat die frühere Staatssekretärin im Justizministerium und Krimi-Autorin Berit Reiss-Andersen. Sie übernahm die Position, nachdem ihre Vorgängerin Kaci Kullmann Five im Februar 2017 starb.
bri/jj (dpa, afp, rtr)