French Open: Ein besonderes Turnier
Es ist alles andere als leicht, die Offenen Französischen Tennis-Meisterschaften zu gewinnen. Das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres hat viele große Spieler hervorgebracht, mancher Star ist immer wieder gescheitert.
Auf zum Bois de Boulogne!
Seit 1891 werden im Pariser Westen am Rande des riesigen Stadtparks Bois de Boulogne die französischen Tennis-Meisterschaften ausgetragen. Zunächst dürfen nur Franzosen mitmachen, und es wird auf Rasen gespielt. 1928 baut man ein neues Stadion und spielt fortan auf rotem Sand. Turnier-Namenspate Roland Garros ist übrigens kein Tennisspieler, sondern ein Kampfflieger aus dem Ersten Weltkrieg.
Fremder Sieger
Ab 1925 sind auch internationale Teilnehmer zugelassen, doch es dauert bis 1933, bevor mit dem Australier Jack Crawford ein Ausländer gewinnt. Er besiegt den fünfmaligen Turniersieger Henri Clochet. Dabei ist Crawford nicht der erste ausländische Sieger, sondern der zweite: Bei der Premiere im Jahr 1891 gewinnt der eingeladene britische Gastspieler H. Briggs, ein Engländer, der in Paris lebt.
Baron auf roter Asche
Zweimal trägt sich auch Deutschlands bester Tennisspieler in die Siegerliste ein. 1934 und 1936 gewinnt der "Tennis-Baron" Gottfried von Cramm das Turnier, beim zweiten Finalsieg gegen den großen Fred Perry. Überhaupt sind die Deutschen damals bei den French Open sehr erfolgreich: 1937 siegt Henner Henkel. Bei den Frauen geht der Titel 1931 an Cilly Aussem, 1935 bis 1937 an Hilde Sperling.
Schwedische Serie
Zwischen 1974 und 1981 heißt der French-Open-Sieger nur zweimal nicht Björn Borg. Der langhaarige Schwede ist damals das Nonplusultra. Seinen ersten Titel in Paris gewinnt er kurz nach seinem 18. Geburtstag. Beim sechsten und letzten Erfolg gegen Ivan Lendl (r.) ist er mit 25 immer noch jung. Hätte Borg nicht mit 26 Jahren seine Karriere beendet, wären wohl noch einige Paris-Siege hinzu gekommen.
Jung und frech
1989 ist Ivan Lendl erneut der Leidtragende. Der Tscheche trifft im Achtelfinale auf den 17-jährigen Michael Chang. Über fünf Sätze schenken sich beide Kontrahenten nichts. Chang erleidet Krämpfe und ist zwischendurch so schwach, dass er den Aufschlag nur von unten ins Feld bringt. Lendl ist total entnervt und verliert schließlich. Chang wird am Ende der jüngste Grand-Slam-Sieger der Geschichte.
Rekord-Champion
Erst 2012 überflügelt ein anderer Björn Borg in der Siegerliste: Der Spanier Rafael Nadal bezwingt Novak Djokovic und darf zum siebten Mal in seiner Karriere den Siegerpokal in die Höhe stemmen. 2013, 2014, 2017 und 2018 lässt Nadal die Titel acht bis elf folgen. "Es ist unmöglich davon zu träumen, hier elfmal zu gewinnen", sagt er nach seinem Erfolg im Jahr 2018 ergriffen.
Ohne Chance
Die French Open und Boris Becker - das ist keine Liebesbeziehung. Während "Bumm-bumm-Boris" auf Rasen mit seinem Serve-and-Volley-Spiel alles gewinnt, was möglich ist, tut er sich auf der langsamen roten Asche stets schwer. 1987, 1989 und 1991 erreicht er das Halbfinale von Paris, doch dann ist Schluss. Überhaupt kann Becker in seinen 15 Profi-Jahren nie ein Sandplatzturnier gewinnen.
Letzter Heimsieg
Seit mehr als 30 Jahren warten die französischen Tennisfans darauf, dass wieder einer der Ihren den Pokal mit nach Hause nimmt. Der letzte, dem das Kunststück glückt, ist Yannick Noah. 1983 setzt sich der Rasta-Mann mit kamerunischen Wurzeln gegen Vorjahressieger Mats Wilander durch. 1988 schafft es mit Henri Leconte noch einmal ein Franzose ins Finale, seitdem darbt das Tennis der Grande Nation.
Eleganter Weltstar
Zwischen 1920 und 1926 beherrscht Suzanne Lenglen das Geschehen auf der roten Asche von Paris. Sechsmal sichert sich die Französin innerhalb von sieben Jahren den Titel. Ihr anmutiges Spiel und ihr elegantes Auftreten machen sie zu einem Weltstar des Sports. Insgesamt gewinnt Leglen 25 Grand-Slam-Titel. 1938 stirbt sie mit nur 39 Jahren an den Folgen einer Blutkrankheit.
Ewiges Duell
Einen Titel mehr als Leglen erringt Chris Evert-Lloyd (r.) in Paris. Die US-Amerikanerin sammelt ihre Erfolge zwischen 1974 und 1986 und liefert sich ein Dauerduell mit Martina Navratilova. 1975, bei ihrem zweiten Titel, besiegt Evert-Lloyd Navratilova zum ersten Mal. Von 1984 bis 1986 treffen die beiden dreimal in Folge im Finale aufeinander. Zweimal hat dabei Evert-Lloyd die Nase vorn.
Die Gräfin gibt sich die Ehre
Danach beginnt die Ära Steffi Grafs: Neunmal steht die Deutsche zwischen 1987 und 1999 im Finale von Paris - sechsmal gewinnt sie. Den klarsten Sieg feiert sie 1988 mit 6:0 und 6:0 gegen die Russin Natalia Zwerewa. Bei Grafs letztem Erfolg 1999 ist Martina Hingis die Favoritin. Doch die Schweizerin verspielt alle Sympathien des Publikums und geht geschlagen und unter Tränen vom Platz.
Oben offen
Die nach Tennisspieler Philippe Chartrier benannte Hauptarena fasst etwas mehr als 15.000 Zuschauer. Daneben steht der Court Suzanne Lenglen, in den rund 10.000 Zuschauer hineinpassen. Bis heute hat keines der Stadien ein Dach. Das bedeutet: Wenn die Sonne scheint, wird es heiß, herrscht schlechtes Wetter, wird es schnell mal ungemütlich.
Kurze Pause
Daher vergeht kein French-Open-Turnier, bei dem es nicht zu Regenunterbrechungen kommt. Das Publikum spannt die Schirme auf, und der Sandplatz wird mit Planen abgedeckt. Erst 2020 soll Abhilfe geschaffen werden. Dann nämlich werden zumindest die Hauptplätze mit einem Dach versehen.