KA-WLAN für Karlsruhe
12. Mai 2014Gemütlich im Park, auf Plätzen und Einkaufsstraßen - freies mobiles Surfen in der Stadt wünschen sich viele Menschen schon seit langem. Mancherorts ist der Traum vom öffentlichen WLAN auch schon wahr geworden. In New York findet man zum Beispiel an vielen Plätzen gratis WLAN, hier werden New Yorker Telefonzellen mit Hotspots nachgerüstet. Unternehmen wie Towerstream und Fon setzen auf Privatleute, die ihre WLAN-Router für den Datentransfer zur Verfügung stellen, um anderen entweder kostenfrei oder gegen Gebühr Zugriff zum Netz zu ermöglichen.
Sicherheitsbedenken bei Wireless-Netzwerken
Allerdings drohen in solch drahtlosen Netzwerken auch erhebliche Gefahren, und die Idee des "piggybacking", des geteilten Internetzugangs, hat sich nicht wirklich etabliert. Nun geht die Stadt Karlsruhe mit "KA-WLAN" mit gutem Beispiel voran. "Die WLAN-Antennen sind jetzt oben in den Glockentürmen hinter der Fassade verbaut, weil der Denkmalschutz natürlich nicht zugelassen hat die außen anzubringen", erklärt IT-Experte Bernd Strehhuber und deutet auf Schloss Karlsruhe. "Die mussten unsichtbar bleiben."
Persönliche Zugangsdaten
Das einjährige Pilotprojet der Stadt bietet freies WLAN auf etlichen öffentlichen Plätzen in der Innenstadt: im Schlossgarten, auf dem Schlossplatz, dem Marktplatz, dem Friedrichsplatz und dem Bahnhofsvorplatz. Auch in Köln wurde Anfang Mai auf etlichen Plätzen in der Innenstadt kostenfreies WLAN freigeschaltet, gesponsert von Internet Service Providern.
Im Karlsruher Schlossgarten prüft Strehhuber das WLAN-Signal. Der Programmierer öffnet die neue WLAN-Registrierungsseite, die in Deutsch und Englisch gestaltet ist. Von Karlsruhe sind es nur 15 Kilometer bis zur französischen Grenze, also ist Französisch bereits in Planung. User registrieren sich einmalig mit ihrem Namen und entweder einer Email-Adresse oder einer deutschen Handynummer, erhalten einen Code - und können kostenfrei und zeitlich unbegrenzt mit ihren Smartphones, Laptops oder Tablets surfen.
Während persönliche Zugangsdaten für öffentliches WLAN im Ausland nicht immer abgefragt werden, ist es in Deutschland nicht klar, ob Provider von Wireless-Diensten für den Transfer illegaler Inhalte in ihrem Netzwerk verantwortlich sind. Um etwaige Übeltäter identifizieren zu können, bestehen viele Provider daher auf einer einmaligen Registrierung.
Jahrelanger Vorlauf
Strehhuber ist Gründungsmitglied von INKA e.V., einem nicht kommerziellen Internet-Provider der das Gemeinschaftsprojekt "KA-WLAN" mitträgt. INKA betreibt die drahtlose Vernetzung der Stadt Karlsruhe bereits seit 2003, zunächst mit der Idee, das breitangelegte Campusnetzwerk des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zu nutzen. Die Uni mit ihren 24.000 Studenten und 9000 Mitarbeitern ist zentral gelegen, und das WLAN-Signal konnte problemlos und relativ kostengünstig auf andere Stadtteile ausgeweitet werden.
Dann beschloss die Stadt kostenloses Surfen in der Innenstadt, und zwar basierend auf den seit Jahren bestehenden drahtlosen Internetzugängen von INKA e.V. und KIT - kostengünstig, da kein eigenes Netzwerk aufgebaut oder gepflegt werden muss. 100.000 Euro werden für das Pilotprojekt für ein Jahr zur Verfügung gestellt.
Vorlesungen im Park downloaden
Für Studenten und Mitarbeiter des KIT bedeutet die Ausweitung des WLAN-Signals in die Innenstadt größere Flexibilität. Mehr Off-Campus Hotspots seien eine echte Bereicherung für das akademische Leben in Karlsruhe, meint Hannes Hartenstein, Professor der Fakultät für Informatik und Direktor des Steinbuch Center for Computing. Auch wenn Studenten nicht auf dem Uni-Gelände seien, hätten sie einen On-Campus Internet-Zugang, erklärt der Professor.
Auf lange Sicht soll "KA-WLAN" auf alle Hochschulen der Stadt und ihre Bibliotheken ausgeweitet werden - auch hier zeitlich unbegrenzt, da das städtische WLAN auch als Service für Studenten gedacht ist. "Es ist kein Geschäftsmodell", betont Matthias Hornberger, Vorstandvorsitzender des CyberForum. Das Unternehmen vernetzt mehr als 1000 Firmen aus der Hightech und IT-Branche in der Region und ist für die inhaltliche Steuerung von "KA-WLAN" zuständig. "Es ist wirklich ein freies WLAN: es gibt kein Zeitlimit, kein Volumenlimit", meint Hornberger.
Frei heißt nicht immer unbegrenzt
In vielen deutschen Städten werden WLAN-Hotspots von kommerziellen Providern betrieben, die lediglich 30 oder 60 Minuten kostenfrei anbieten, so in Berlin und Hamburg. Auch anderswo gibt es Beschränkungen. In Pforzheim stehen registrierten Usern 500 MB Highspeed-WLAN monatlich kostenlos zur Verfügung. Ist das Kontingent aufgebraucht, wird die Geschwindigkeit gedrosselt.
In München und Köln werden Nutzer nach einer Stunde automatisch abgemeldet, können sich allerdings sofort wieder neu anmelden. Unbegrenzter WLAN-Zugang ist auch in Karlsruhe relativ - und hat seine Grenzen wenn sehr viele Menschen gleichzeitig ins Netz wollen, zum Beispiel während der Fußball-WM im Sommer. "Das wird unsere erste technische Herausforderung", meint Hornberger, denn mehr als 1000 Menschen können unmöglich gleichzeitig per "KA-WLAN" TV- oder Videoinhalte streamen. "Die Bandbreite, die nötig wäre damit jeder im Park sitzen und die Spiele auf seinem Tablet sehen kann, haben wir nicht."