Freedom of Speech Award: die Preisträger
3. Mai 2020Seit 2015 vergibt die Deutsche Welle den Freedom of Speech Award an Personen oder Initiativen, die sich besonders für Menschenrechte und die Meinungsfreiheit einsetzen. 2020, inmitten der Corona-Krise, hat die DW beschlossen, 17 Journalisten aus 14 Staaten auf vier Kontinenten zu ehren. Sie stehen stellvertretend für alle Journalisten weltweit, die wegen ihrer Berichterstattung über die COVID-19-Pandemie verschwunden sind, eingesperrt oder bedroht werden.
Serbien: Ana Lalic
Die Journalistin, die für das Online-Nachrichtenangebot "Nova.rs" arbeitet, wurde zwei Tage lang eingesperrt, nachdem sie einen Artikel über fehlende Schutzausrüstung und medizinische Ausstattung in der nordserbischen Stadt Novi Sad veröffentlicht hatte. Ihr wurde vorgeworfen, falsche Informationen zu verbreiten und Panik zu verursachen.
Slowenien: Blaž Zgaga
Der frei arbeitende Investigativjournalist Blaž Zgaga wurde von der Regierung schikaniert und erhielt anonyme Todesdrohungen. Zgaga ist Mitglied des Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ).
Weißrussland: Sergej Sazuk
Am 25. März wurde Sergej Sazuk festgenommen, am 4. April wieder freigelassen. Offiziell wird dem Journalisten, der für die Nachrichtenseite "Yezhednevnik" arbeitet, vorgeworfen, Schmiergeld angenommen zu haben. Vor seiner Festnahme kritisierte Sazuk, wie die Regierung mit der Pandemie umgeht. Präsident Alexander Lukaschenko hatte davor gesagt, jemand müsse "sich um die Medien kümmern, die über die Pandemie berichten".
Russland: Jelena Milaschina
Am 12. April veröffentlichte die russische Investigativjournalistin in der "Nowaja Gaseta" einen Artikel darüber, wie tschetschenische Behörden auf die Pandemie reagiert haben. Am nächsten Tag erhielt sie in sozialen Netzwerken Morddrohungen vom tschetschenischen Regionalpräsidenten Ramsan Kadyrow höchstpersönlich.
Venezuela: Darvinson Rojas
Der freie Journalist Darvinson Rojas wurde gewaltsam festgenommen, verhört und zwölf Tage lang inhaftiert, nachdem er über die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie in Venezuela berichtet hatte. Er wurde wegen angeblicher Anstiftung zu Hass und Aufwiegelung angeklagt und am 2. April gegen Kaution freigelassen.
Iran: Mohammad Mosaed
Der freiberufliche Reporter Mohammad Mosaed wurde im Februar festgenommen, nachdem er die mangelnde Einsatzbereitschaft der Regierung angesichts der Verbreitung des Coronavirus im Land kritisierte. Der Vereinigung "One Free Press Coalition" zufolge wurde ihm verboten, seinen Beruf auszuüben. Zudem hätten die Behörden seine Profile in den sozialen Netzwerken deaktiviert, während er auf seinen Gerichtstermin wartet.
Simbabwe: Beatific Gumbwanda
Der Reporter der Wochenzeitung "TellZim" Beatific Gumbwanda wurde am 8. April wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die geltenden Beschränkungen festgenommen. Obwohl er seine Akkreditierung vorzeigte, wurde er einige Stunden lang festgehalten.
Uganda: David Musisi Karyankolo
Der Fernsehjournalist des Senders "Bukedde" wurde Anfang April von Sicherheitskräften bei sich zuhause schwer zusammengeschlagen. Zehn Stunden lang lag David Musisi Karyankolo im Koma. Die Männer sagten, sie hätten die Ausgangssperre durchgesetzt. Ein Polizist wurde später wegen des Angriffs auf den Journalisten verhaftet.
Türkei: Nurcan Baysal
Gegen die preisgekrönte Journalistin und Verteidigerin der Menschenrechte, Nurcan Baysal, wird ermittelt, weil sie "die Öffentlichkeit zu Feindschaft und Hass angestachelt" haben soll. In den sozialen Netzwerken verbreitete Baysal Artikel und Kommentare zur Reaktion der Behörden auf das Coronavirus. Im Gespräch mit der Deutschen Welle sagte sie: "Journalisten werden sich bei diesem Klima zwangsläufig selbst zensieren, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen."
Türkei: İsmet Çiğit
Der Chefredakteur der Zeitung "SES Kocaeli" wurde in Verbindung mit einem Bericht festgenommen, der am 18. März im Onlineangebot der Zeitung veröffentlicht wurde. Er handelte von zwei Personen, die in Kocaeli mutmaßlich an COVID-19 gestorben sind. Wie die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) berichtet, wurde İsmet Çiğit anschließend wieder freigelassen.
Jordanien: Fares Sayegh
Als eines der führenden Medienunternehmen in Jordanien hat "Roya TV" dazu beigetragen, aktuelle Informationen über COVID-19 bereitzustellen und Mängel bei den Sicherheitsmaßnahmen im frühen Stadium des Ausbruchs im Land aufzudecken. Nach einem Bericht, in dem Bürger zu den Beschränkungen interviewt wurden, wurden der Geschäftsführer Fares Sayegh und ein Kollege am 9. April festgenommen. Drei Tage später wurden sie gegen Kaution freigelassen.
Indien: Siddharth Varadarajan
Siddharth Varadarajan, einer der Gründer der gemeinnützigen Onlineseite "The Wire", wurde am 10. April von einem Polizeiteam eine Vorladung überbracht. Zuvor erschien ein Bericht über einen Politiker, der durch seine Teilnahme an einer religiösen Zeremonie gegen die COVID-19-Richtlinien verstoßen hatte. "The Wire" wurde unter anderem beschuldigt, "einen Aufruhr verursacht" und "zu Panik geführt" zu haben.
Kambodscha: Sovann Rithy
Der TVFB-Journalist Sovann Rithy wurde am 7. April wegen "Anstiftung zum Chaos und der Gefährdung der sozialen Sicherheit" verhaftet. Rithy hatte Regierungschef Hun Sen zitierte, der sagte, die Regierung könne Motorrad-Taxifahrern nicht helfen, denen wegen der Corona-Krise der Bankrott droht. Das Informationsministerium Entzog der Nachrichtenseite TVFB die Medienlizenz. Rithy muss bei einer Verurteilung mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren rechnen. Wie Reporter ohne Grenzen berichtet, wirft das kambodschanische Informationsministerium dem Journalisten nicht vor, den Premierminister falsch zitiert zu haben. Allein die Auswahl des Zitats soll schon strafbar sein.
Philippinen: Maria Victoria Beltran
Am 19. April wurde die Künstlerin Maria Victoria Beltran wegen eines satirischen Facebook-Beitrags festgenommen. Sie hatte ihn mit Bezug auf die steigenden Infektionszahlen in Cebu City veröffentlicht. Der Bürgermeister bezeichnete ihren Post als "Fake News" und "kriminellen Akt" und drohte Beltran mit Gefängnis.
China: Chen Qiushi
Der chinesische Anwalt, Aktivist und Bürgerjournalist Chen Qiushi ist bekannt für seine Berichterstattung über die Proteste in Honkong 2019. Er berichtete aus Wuhan, dem Ausgangsort der COVID-19-Pandemie, befragte Ärzte und Bürger. Am 6. Februar verschwand er.
China: Li Zehua
Der Bürgerjournalist und ehemalige Moderator im chinesischen Staatsfernsehen CCTV verschwand in Wuhan am 26. Februar, während er über die Krise berichtete und dem Verschwinden von Chen Qiushi nachging. Am 22. April meldete er sich über die Videoplattform YouTube. Er sagte, er sei "in Quarantäne gebracht und von den Beamten gut behandelt" worden.
China: Fang Bin
Der Ausbruch von COVID-19 in seiner Heimatstadt Wuhan machte Fang Bin zum Bürgerjournalisten. Eines seiner bekanntesten Videos zeigt einige Leichensäcke in einem Transporter vor einem Krankenhaus. Nach mehreren Besuchen von der Polizei verschwand Fang am 9. Februar.