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Jamie Spears will Vormundschaft beenden

Manasi Gopalakrishnan
13. August 2021

#FreeBritney! Am Ende gewinnt die Sängerin wohl ihren Rechtsstreit - und damit ihre Freiheit. Wann ihr Vater die Vormundschaft abgibt, steht noch nicht fest.

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Collage aus einem Bild von Britney Spears und ihrem Vater Jamie
Jamie Spears und seine Tochter BritneyBild: AP Photo/picture alliance

Als 1998 ihre Debütsingle "... Baby One More Time" erschien, war Britney Spears gerade einmal 16 Jahre alt. Der Song eroberte weltweit die Charts und wurde zu einer der meistverkauften Singles aller Zeiten.

Mehr als zwei Jahrzehnte später ist vom Glamour der Erfolgsjahre nicht viel geblieben. Die "New York Times"-Dokumentation "Framing Britney Spears" beleuchtete im Juni 2021 die persönlichen Kämpfe der Pop-Ikone, die mit einem jahrelangen juristischen Streit mit ihrer Familie ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte.

Überraschende Wende im Verfahren

Doch jetzt scheint es Licht am Ende des Tunnels für die 39-jährige Sängerin zu geben: Jamie Spears hat sich bereit erklärt, von seiner langjährigen Rolle als Vormund zurückzutreten. Das teilten seine Anwälte mit, wie zahlreiche US-Medien berichteten. Damit würde die umstrittene und inzwischen seit 13 Jahren gültige Vormundschaft enden, die Spears die Kontrolle über die Finanzen seiner Tochter - und weite Teile ihres Privatlebens - überlässt.

Ende Juni hatte ein Gericht Britney Spears' Antrag auf Aufhebung der Vormundschaft ihres Vaters zunächst abgelehnt. Sie probierte es erneut – mit einem neuen Anwalt, was letztlich zum Erfolg führte. Jamie Spears' Anwälte erklärten nun, es gebe zwar keine Gründe für seine Absetzung als Vormund, "aber er glaubt nicht, dass ein öffentlicher Streit mit seiner Tochter über seinen weiteren Dienst als Vormund in ihrem besten Interesse wäre". Es soll einen geordneten Übergang zu einem neuen Vormund geben. Ein genauer Zeitplan wird dabei allerdings nicht genannt.

USA Sängerin Britney Spears
Seit 13 Jahren unter Kontrolle: Britney Spears (Archivbild)Bild: Steve Marcus/dpa/picture-alliance

Britney Spears war erst Mitte Juni 2021 zum ersten Mal selbst in der Angelegenheit vor Gericht angehört worden. Am Telefon hatte sie ein mit heftigen Vorwürfen gegen ihre Familie und ihre Betreuer gespicktes Statement abgelesen. 

20-minütiges Statement

Die Sängerin hatte gesagt, sie wünsche sich, dass die ganze Welt die Wahrheit erfahre. "Ich bin traumatisiert, ich kann nicht schlafen. Und ich bin deprimiert - ich weine jeden Tag." Ihren Eltern warf sie Ausbeutung vor. Seit 13 Jahren würden sie von ihrem Geld - geschätzte 60 Millionen Dollar - profitieren und ihr Privatleben kontrollieren.

Sie sei gezwungen worden, Konzerte zu geben, sagte Spears. Man habe sie zudem unter Druck gesetzt, das Medikament Lithium zu nehmen, obwohl sie sich danach schlecht gefühlt habe. Lithium wird zur Behandlung manischer Depressionen eingesetzt. Auch in ihrem Privatleben dürfe sie keine eigenen Entscheidungen treffen, so die Sängerin.

USA Sängerin Britney Spears Fans
Unter dem Hashtag #FreeBritney fordern Fans vor dem Gericht in Los Angeles "Freiheit" für die SängerinBild: Jim Ruymen/newscom/picture alliance

Sie würde gern heiraten und ein weiteres Kind bekommen, doch ihr sei nicht erlaubt worden, einen Arzt aufzusuchen, um ihre Spirale zur Empfängnisverhütung zu entfernen. Seit 2016 ist Spears mit dem Tänzer und Fitnesstrainer Sam Asghari befreundet. Aus ihrer 2007 geschiedenen Ehe mit Kevin Federline hat sie zwei Söhne im Alter von 14 und 15 Jahren.

Warum steht Britney unter Vormundschaft?

Britney Spears' Vater, Jamie Spears, ist seit 2008 ihr Vormund. Damals hatte sich die Sängerin nach einem Sorgerechtsstreit mit ihrem damaligen Ehemann Kevin Federline in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen.

"Es sind Bilder, die man nicht so leicht vergisst", schrieb die Zeitung "LA Times" über die Sängerin: "Spears beim Autofahren mit einem Baby auf dem Schoss. Sie rasiert sich den Kopf, spricht mit britischem Akzent. Wie sie auf einer Bahre aus ihrer Villa in Beverly Hills gerollt wird."

Jamie Spears wurde damals zusammen mit Andrew Wallet, einem Anwalt aus Los Angeles, zum Treuhänder seiner Tochter und ihres Geschäftsvermögens ernannt.

Geschäfte und Besuchszeiten

Nach kalifornischem Recht ist eine Vormundschaft für einen Menschen gerechtfertigt, "der nicht in der Lage ist, angemessen für seine persönlichen Bedürfnisse wie körperliche Gesundheit, Nahrung, Kleidung oder Unterkunft zu sorgen" oder für eine Person, die "im Wesentlichen nicht in der Lage ist, ihre eigenen finanziellen Mittel zu verwalten oder sich gegen Betrug oder unzulässige Beeinflussung zu wehren".

Jamie Spears erhielt nicht nur das Recht, die Geschäfte seiner Tochter zu übernehmen oder ihren Besitz zu verkaufen, sondern darf auch darüber entscheiden, wer sie besuchen darf.

Britney Spears reitet bei einem Auftritt bei den Billboard Music Awards auf einer großen Gitarre
Britney Spears bei einem Auftritt 2016. Seit 2019 stand die Sängerin nicht mehr auf der BühneBild: picture-alliance/AP/Invision/C. Pizzello

In den Jahren unter seiner Vormundschaft hat die Sängerin mehrere Alben veröffentlicht, ist als Jurorin in der TV-Castingshow "The X Factor" aufgetreten und hat zwischen 2013 und 2017 insgesamt 248 Auftritte ihrer Dauershow "Britney: Piece of Me" in Las Vegas absolviert, die fast 138 Millionen Dollar (116 Millionen Euro) an Ticketverkäufen einbrachte.

Das machte die Fans stutzig: Die so erfolgreiche Pop-Sängerin sollte außer Stande sein, ihre eigenen Angelegenheiten zu regeln?

Wieder in die Psychiatrie

2019 sagte Britney Spears ihre geplante Dauershow "Domination" ab. Andrew Wallet trat als Co-Verwalter ihres Vermögens zurück. Mit dem Argument, er habe die Sängerin vor dem finanziellen Ruin bewahrt, hatte ihm ein Gericht zuvor eine Gehaltserhöhung zugesprochen, seine Vergütung lag danach bei 426.000 Dollar im Jahr. Die Skepsis der Fans wuchs: Warum gab er den lukrativen Posten plötzlich auf?

Nach Wallets Ausstieg wurde Jamie Spears zum alleinigen Verwalter. Im April 2019 wies sich der Popstar dann erneut in eine psychiatrische Einrichtung ein.

Britney Spears umringt von Tänzern bei einem Konzert in Südkorea
Weltstar: Auch unter Vormundschaft tourte Britney Spears durch die Welt, hier bei einem Konzert in SüdkoreaBild: picture-alliance/dpa/YNA

Die Komödiantinnen - und erklärten Spears-Fans - Tess Barker und Barbara Gray diskutierten in ihrem Podcast "Britney's Gram" über die Posts auf dem Instagram-Account der Sängerin. Sie vermuteten, Britney Spears sende darin versteckte Botschaften, mit denen sie sich aus ihrer Situation zu befreien versuche. So entstand die Bewegung #FreeBritney.

Fans fordern: #FreeBritney

"Britneys soziale Medien posten immer etwas 'Fröhliches', um Britney so aussehen zu lassen, als ob sie sich nicht um die Vormundschaft kümmert", sagte #FreeBritney-Unterstützer Renato Silva der DW.

Die beiden Podcaster gaben an, eine anonyme Nachricht von einer Rechtsanwaltsgehilfin erhalten zu haben, die mit Anwälten an Britneys Vormundschaft gearbeitet haben soll. "Ihr seid da an etwas dran ... Was hier passiert, ist gelinde gesagt beunruhigend", soll sie ihnen übermittelt haben. Außerdem habe ihr Vater hinter der Absage der "Domination"-Show gesteckt.

Sängerin bittet um Privatsphäre

#FreeBritney trendete bald auf Twitter. Die Sängerin selbst bat in einem Instagram-Video darum, ihre Privatsphäre zu respektieren - doch die Fans waren nicht überzeugt.

Auch Pop-Sängerin Miley Cyrus rief bei einem ihrer Konzerte: "Free Britney!" Sogar Britneys Mutter, Lynn Spears, likte Posts, die behaupteten, ihre Tochter werde gegen ihren Willen festgehalten. Im August 2020 bezeichnete Jamie Spears die #FreeBritney-Bewegung als "Verschwörungstheorie" und "Scherz".

 Britney Spears und Justin Timberlake 2002
Scheinbar heile Welt: Spears 2002 mit ihrem damaligen Freund Justin TimberlakeBild: picture-alliance/dpa/B. King

In einer Gerichtsverhandlung im November 2020 sagte Britney Spears' Anwalt, Samuel Ingham, dass die Sängerin ihren Vater nicht mehr als Vormund haben wolle und dass sie ihn fürchte. Seine Klientin werde "nicht mehr auftreten, solange ihr Vater die Verantwortung für ihre Karriere hat".

Missbrauch der Vormundschaft

Seitdem haben sich Organisationen wie die "American Civil Liberties Union" dafür ausgesprochen, die Sängerin aus ihrem rechtlichen Korsett zu befreien. Ihren Fans geht es nicht nur um Britney Spears, sondern auch die Signalwirkung, die von dem Fall ausgeht.

"Vormundschaft ist in den Vereinigten Staaten sehr beliebt", sagt Renato Silva. Das Mittel könne dazu missbraucht werden, andere Menschen unangemessen zu kontrollieren, "um an ihr Geld zu kommen". Britney Spears sei dafür ein mahnendes Beispiel, meint ihr Fan. "Ein großer Star wie sie kann sich nicht mal verabreden oder ohne Erlaubnis Auto fahren."

Adaption aus dem Englischen: Torsten Landsberg

Dieser Artikel wurde am 13.08.2021 aktualisiert.