Frauenrechtlerin Nawal al-Saadawi verstorben
21. März 2021Die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin kämpfte gegen die Unterdrückung von Frauen in der arabischen Welt, gegen weibliche Genitalverstümmelung, von der sie nach eigenen Angaben selbst betroffen und traumatisiert war, ebenso wie gegen die Verschleierung von Frauen und Ungleichheiten im islamischen Erbrecht.
Mehrere ihrer rund 50 Bücher wurden in Ägypten und anderen arabischen Ländern verboten, da sie sich mit Tabu-Themen wie Sex und Frauenrechten befassten. Ihre Schriften wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt.
Von der am 27. Oktober 1931 in einer kleinen Ortschaft im Nildelta geborenen Schriftstellerin sind auf Deutsch unter anderem "Ich spucke auf euch. Bericht einer Frau am Punkt Null" (1994) und "Fundamentalismus gegen Frauen" (2002) erschienen. Die Autorin wurde auch als Anwärterin auf den Literaturnobelpreis gehandelt.
Nachdem sie von islamischen Fundamentalisten Drohungen erhalten hatte, verließ Al-Saadawi 1993 Ägypten und wanderte in die USA aus. 2005 kehrte sie nach Ägypten zurück. 2007 wurde von der sunnitischen Institution Al-Ashar eine Klage wegen Beleidigung des Islam gegen sie angestrengt. Al-Saadawi hielt dem entgegen, dass sie von "der Jugend in Ägypten und im Ausland stets mit Liebe und Anerkennung bedacht worden" sei.
Lebensthema Frauenrechte
In einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im Jahr 2012 forderte Al-Saadawi säkulare Gesetze. Religionen wie das Christentum und der Islam mit ihren patriarchalen Strukturen dienten schlicht dem Zweck, Frauen zu kontrollieren und für die Interessen der Männer auszunutzen, argumentierte sie. "In islamischen Ländern zeigt sich die Unterdrückung an materiellen Dingen wie etwa dem Kopftuch", so Al-Saadawi. "Im Westen ist sie eher psychologischer Art."
Al-Saadawi, die nun im Alter von 89 Jahren verstorben ist, hinterlässt einen Sohn und eine Tochter. Von ihren drei Männern hatte sie sich scheiden lassen. In den 1950er-Jahren studierte Al-Saadawi in Kairo Medizin und arbeitete zunächst als Ärztin. Die Nachricht vom Tod der Frauenrechtlerin und Autorin verbreiteten das ägyptische Kulturministerium und die Kairoer Zeitung "Al-Ahram".
qu/kle (dpa, afp, ap)