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Frauenquote überflüssig?

5. März 2010

Im Kollegium der EU-Kommission sind nach langem Ringen immerhin neun Frauen, also ein Drittel. Zwei von ihnen sind Cecilia Malmström aus Schweden und Viviane Reding aus Luxemburg. Sie wünschen sich noch mehr Kolleginnen.

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EU-Justizkommissarin Viviane Reding (Foto: AP)
EU-Justizkommissarin Viviane RedingBild: AP

Ein schöner Farbfleck auf offiziellen Fotos wollte Viviane Reding nie sein. Seit 30 Jahren macht die Luxemburgerin Politik, momentan absolviert sie ihre zweite Amtszeit in der EU-Kommission, neuerdings im Ressort Justiz. "Vor einiger Zeit, da waren die Frauen die Kolibris, die gut auf einem Foto zu wirkten. Ich glaube diese Zeiten sind jetzt vorbei."

Sie will lieber ein Vorbild für junge Karrierefrauen. Genauso sieht das auch die frischgebackene Innenkommissarin Cecilia Malmström, 41 Jahre alt und Mutter zweier Kinder. "Ich weiß, dass eine Menge junger Frauen auf uns schauen. Wir sind Vorbilder und das bedeutet eine große Verantwortung." Sie hofft, dass es in den Kommissionen der Zukunft ein Verhältnis von 50:50 gibt.

Müssen Frauen mehr Leistung bringen?

Gesichter der Eu Kommission (Foto: picture alliance)
Ein Drittel der EU-Kommissare sind FrauenBild: picture alliance/dpa

Viviane Reding - mittlerweile 58 Jahre alt - sagt, dass Frauen in der Politik manchmal sogar mehr Durchsetzungskraft an den Tag legen als ihre männlichen Kollegen. Doch trotzdem sei stets hohe Konzentration gefragt: "Menschen machen Fehler. Männer sind Menschen, die können sich also Fehler erlauben. Wenn eine Frau sich einen Fehler erlaubt, dann heißt es sofort: 'Ah, seht ihr? Wir haben's doch gesagt.' Das ist der große Unterschied."

In den EU-Institutionen wurden zuletzt etwas mehr Frauen als Männer eingestellt. Allerdings sitzen in den Führungsetagen trotzdem nur ein Fünftel Frauen. "Männer stellen eben häufiger andere Männer ein", so die Kritik von Viviane Reding. Zwar gebe es in der EU reichlich Gesetze zur Gleichstellung, viele Richtlinien und Papiere, aber "dort wo es hapert, ist diePraxis. Wo wir sehen, dass in den Führungsetagen 80 Prozent Männer sitzen. Das ist nicht das Richtige."

Am liebsten ohne Frauenquote

EU-Kommissarin Cecilia Malmström (Foto: picture alliance)
Karrierefrau aus Schweden: Cecilia MalmströmBild: picture-alliance/dpa

Frauenquoten sind ein notwendiges Übel, bis die Gesellschaft sich endgültig gewandelt hat, meint die Justizkommissarin. Genau wie ihre Kollegin Cecilia Malmström will sie aber auf keinen Fall als Quotenfrau wahrgenommen werden, sondern wegen ihrer Leistung. Auch die Schwedin bleibt bei dem Thema vorsichtig. "Ich bin generell Quoten gegenüber skeptisch, denn man riskiert damit, Leute zu stigmatisieren, nach dem Motto, 'Sie hat den Job nur bekommen, weil sie eine Frau ist, aber ich kann die Frustration verstehen darüber, dass es so wenig Fortschritte gibt."

Das Zusammenspiel von Familie und Beruf spielt auch eine Rolle, sagt Reding, die selbst drei Söhne hat. Immer noch ist die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere schwierig bleibt und viele Frauen arbeiten in Teilzeitstellen. Mit ein Grund, warum Frauen in der EU im Durchschnitt 18 Prozent weniger Einkommen haben als Männer.

Flexibilität ist gefragt

Vater mit Kinderwagen (Foto: Bilderbox)
Immer noch nicht selbstverständlichBild: Bilderbox

Cecilia Malmström gibt zu, dass es auch für sie nicht einfach ist. "Top-Berufe haben nunmal keine geregelten Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr. Aber ich denke, dass man Wege finden kann, flexibel damit umzugehen. Ich arbeite oft zum Beispiel oft spät in der Nacht, aber von zu hause aus."

Anläßlich des Weltfrauentags am 8.März nutzen auch die EU-Kommissarinnen die politische Bühne, um Ungleichbehandlung zu kritisieren und für gesellschaftliche Veränderungen zu werben. Doch am allerliebsten würde Viviane Reding auf solche Auftritte verzichten. "Also, ich wäre sehr froh, wenn wir den Frauentag abschaffen könnten, mit gutem Gewissen. Das würde heißen, wir haben die Gleichberechtigung durchgesetzt!"

Autorin: Susanne Henn

Redaktion: Fabian Schmidt