Tabea Waßmuth und der Traum vom Titel
13. Dezember 2021Torhungrig, unter Druck eiskalt, blitzschnell und abschlussstark: Die Wolfsburgerin Tabea Waßmuth bringt als Stürmerin so ziemlich alles mit, was eine Mannschaft braucht. In den beiden wichtigen Spielen der Champions-League-Gruppenphase gegen Vorjahresfinalist FC Chelsea steuerte die 25-Jährige jeweils zwei Treffer bei - im Hinspiel beim 3:3 und im endscheidenden Rückspiel beim überraschenden 4:0-Erfolg.
Wolfsburg hatte im letzten Spiel der Gruppenphase die schwierigste Ausgangslage als davor Gruppen-Zweiter gehabt, meisterte die Aufgabe aber mit Bravour und zog nach dem Kantersieg über Chelsea sogar als Gruppenerster in das Viertelfinale ein. Nebenbei erhöhte Waßmuth ihre Trefferbilanz auf acht im laufenden Wettbewerb. Damit führt sie die Torschützinnen-Liste weiter an.
Nach Wolfsburg mit Gefühl
Tabea Waßmuth wechselte im Sommer aus Hoffenheim nach Wolfsburg und folgte damit ihrer TSG-Teamkollegin Lena Lattwein. Der Wechsel sei ganz aus dem Gefühl heraus entstanden, sagte die Stürmerin damals. Wegen der Corona-Pandemie habe es sie nicht ins Ausland gezogen. Und in Deutschland nur nach Wolfsburg: "Ich freue mich sehr, für den VfL Wolfsburg auflaufen zu dürfen, und es erfüllt mich mit Stolz, das Trikot eines der besten Klubs Europas zu tragen." Wenn der VfL anklopfe, überlege man sich das nicht zweimal.
Der Sportliche Leiter der VfL-Frauen, Ralf Kellermann, erklärte vor dem Wechsel: "Tabea hat insbesondere in den letzten beiden Jahren eine beeindruckende Entwicklung genommen und zählt aktuell zu den schnellsten Offensivspielerinnen der gesamten Liga. Ich bin mir sicher, dass nun für beide Seiten der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um diesen Schritt zu gehen."
Wechsel nach zwölf Jahren in Hoffenheim
Für Waßmuth war es der nächste logische Schritt: Schon mit zarten fünf Jahren nahm sie ein Nachbarsjunge mit zum Karlsruher SV, wo sie als einziges Mädchen unter Jungen bis zur C-Jugend spielte. Ihr damaliger Stützpunkttrainer Jürgen Ehrmann vermittelte ihr ein Probetraining bei der TSG Hoffenheim - mit Erfolg: In der Saison 2008/2009 schloss sie sich der Nachwuchsabteilung Hoffenheims an, wo sie B-Juniorinnen-Meisterin wurde.
2015 stieg sie in den Bundesligakader auf, seit September 2020 spielt sie auch für die deutsche Nationalmannschaft. Mittlerweile hat sie 13 Länderspiele absolviert und dabei vier Tore geschossen. Es sei ein guter Mix im Team, erklärte die gebürtige Gießenerin. Sie selbst sei zwar nicht mehr die Jüngste, aber eine der Unerfahrensten. Sie könne daher sehr von den erfahreneren Spielerinnen profitieren.
Spielerinnen wie Alexandra Popp oder Almuth Schult, die ihr nach zwölf Jahren in Hoffenheim auch den Anfang in Wolfsburg leichter machten. "Ich wurde vom ersten Tag an super aufgenommen", sagte Waßmuth gegenüber DFB.de. "Die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen. Wir haben bisher schon sehr viel erlebt. Es macht sehr viel Spaß, und ich freue mich auf alles, was noch kommt." In Wolfsburg sei alles noch einmal professioneller als in Hoffenheim. "Ich denke beispielsweise an die Trainingszeiten und viele weitere Kleinigkeiten, bei denen wir unterstützt werden. Man bekommt noch mehr Dinge abgenommen, um die bestmögliche Leistung auf dem Platz bringen zu können."
Doktorarbeit neben der Fußballkarriere
In Hoffenheim, so die Spielerin, habe man allerdings auch viel Wert auf eine duale Karriere gelegt - zum Beispiel mit einem Spitzensport-Stipendium an der Universität Mannheim. Und so hat Waßmuth bereits seit 2021 einen Master in Psychologie in der Tasche. Im Moment arbeitet sie nebenher an ihrer Promotion. Sie entwickelt ein neurologisches Reha-Training für Schlaganfall-Patienten.
Ein ehrgeiziges Projekt für die quirlige Offensivfußballerin, die sich auf der rechten Außenbahn am wohlsten fühlt. Und auch sportlich hat die bekennende Anhängerin der TV-Serie "Bergdoktor" noch einiges vor beim aktuellen Pokalsieger Wolfsburg. "Ich sage nichts gegen den einen oder anderen Titel, ich habe in meiner Karriere noch nicht so viele Titel gewonnen." Und auch wenn es dieses Jahr in der Champions League nicht klappen sollte, gibt es ja noch andere Möglichkeiten: In der Bundesliga hat sich der VfL gerade die Herbstmeisterschaft geschnappt.