Franzose will durch Pazifik schwimmen
5. Juni 2018Im normalen Leben ist der 51-Jährige Architekt, nebenbei ist er Abenteurer und Visionär, der sich etwas vorgenommen hat: Der Franzose will den Pazifik vollständig durchschwimmen. Es ist nicht das erste Projekt dieser Art, das Ben Lecomte in Angriff nimmt. Bereits vor 20 Jahren hat er den Atlantik durchschwommen, nun will er es mit dem Pazifischen Ozean aufnehmen.
Gestartet ist der 51-Jährige an der der japanischen Ostküste, nun muss er schwimmend Gefahren wie Haien oder Riesenwellen trotzen. "Ich mag es, meine persönliche Grenze auszudehnen", sagte Lecomte kurz vor seinem Start zu dem gut sechsmonatigen Abenteuer der Nachrichtenagentur AFP. Ihm geht es aber nicht nur ums Abenteuer, er will auch auf die riesigen Mengen Plastikmüll im Meer aufmerksam machen.
Plastikkontinent - drei Mal so groß wie Frankreich
"Als ich klein war und mit meinem Vater am Strand spazieren ging, habe ich kein Plastik gesehen oder fast keins", erzählt Lecomte. Wenn er heute mit seinen Kindern am Strand sei, sehe er hingegen dauernd Plastikmüll. Und bei seiner Pazifik-Durchquerung wird er durch den sogenannten Plastikkontinent schwimmen, wo sich im Meer riesige Mengen Plastik auf einer Fläche angehäuft haben, die drei Mal so groß wie Frankreich ist. "Das ist ein enormes Problem, aber auch ein Problem, das wir lösen können, weil wir es verursacht haben", sagt Lecomte.
Sein Begleitteam will regelmäßig Wasserproben nehmen, um Erkenntnisse über die Plastik-Belastung des Pazifiks zu gewinnen. Während seiner Pazifik-Durchquerung sammelt Lecomte ozeanographische und medizinische Daten für insgesamt 27 Institutionen, darunter die amerikanische Weltraumbehörde NASA.
Acht Stunden schwimmen - pro Tag
Der 51-Jährige hat geplant, ausgerüstet mit Neoprenanzug, Schnorchel und Flossen täglich acht Stunden lang zu schwimmen - eine riesige körperliche Anstrengung, mit der er mehr als 8000 Kilokalorien pro Tag verbrauchen dürfte. Anschließend schöpft Lecomte auf seinem 20 Meter langen Begleitschiff "Discoverer" Kraft, indem er sich ausruht, isst und schläft. Am nächsten Tag lässt sich Lecomte genau an der Stelle wieder aussetzen, an der er am Vortag mit dem Schwimmen aufgehört hat. Auf diese Weise will er die knapp 9000 Kilometer von der einen zur anderen Seite des Pazifiks zurücklegen und nach sechs bis acht Monaten San Francisco erreichen. Während der gesamten Zeit kümmert sich auf der "Discoverer" ein achtköpfiges Team um ihn, zu dem auch zwei Ärzte gehören.
Sieben Jahre lang hat Lecomte seine Pazifik-Durchquerung vorbereitet. In dieser Zeit habe er sich gefühlt wie "ein Tiger im Käfig", sagt der französische Architekt, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in Texas lebt. Noch wichtiger als die körperliche Fitness ist laut Lecomte bei seinem Pazifik-Abenteuer die mentale Fitness. Entscheidend sei, dass er immer etwas habe, worüber er während des anstrengenden Schwimmens nachdenken könne, sagt er, wobei er schon ziemlich konkrete Vorstellungen hat, was ihn in den kommenden Monaten erwartet. So habe ihn bei seiner Atlantik-Durchquerung einmal ein Hai fünf Tage lang verfolgt. "Nie wieder", hatte der Franzose nach den Strapazen damals gesagt. Aber das ist ja schon 20 Jahre her.
ck/sn (AFP)