Frankreich warnt Briten vor Flüchtlingsstrom
3. März 2016Frankreich hat Großbritannien vor einem EU-Austritt gewarnt. Paris könnte dann seine Grenzkontrollen vor dem Kanaltunnel in Calais beenden, so dass Migranten ungehindert in das Königreich gelangen könnten, sagte Wirtschaftsminister Emmanuel Macron der Zeitung "Financial Times". An dem Tag, an dem sich die Beziehungen auflösten, werde es keine Migranten mehr in Calais geben, warnte der Minister. Bisher führt Frankreich dort Grenzkontrollen durch und hält so Flüchtlinge vom Weg nach Großbritannien ab.
In der nordfranzösischen Hafenstadt harren tausende Flüchtlinge aus Krisenstaaten wie Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Sudan aus. Die meisten von ihnen wollen nicht in Frankreich Asyl stellen, sondern mit Fähren oder durch den Eurotunnel heimlich nach Großbritannien gelangen, wo sich sich mehr Chancen auf ein besseres Leben ausrechnen.
Außerdem könnte Großbritannien den Vollzugang zum gemeinsamen Markt verlieren, so Macron weiter. "Wer sich entscheidet, den gemeinsamem Markt zu verlassen, wird nicht in der Lage sein, die gleichen Bedingungen zu garantieren." Macron betonte, Banken-Mitarbeiter aus der Londoner City seien nach einem Brexit in Frankreich willkommen. Der Finanzplatz London gilt als Profiteur der EU-Mitgliedschaft.
Treffen von Hollande und Cameron in Amiens
Großbritannien entscheidet in einer Volksabstimmung am 23. Juni über den Verbleib in der EU. Premierminister David Cameron hatte zuletzt ein EU-Reformpaket mit den anderen Mitgliedsstaaten ausgehandelt, das seinem Land mehr Freiheit etwa bei Sozialleistungen für andere EU-Bürger gibt. Auf Basis dieser Reformen wirbt er nun für eine weitere EU-Mitgliedschaft seines Landes. Er hat aber auch in der eigenen Partei Widersacher, die sich für einen Austritt starkmachen, selbst in der eigenen Regierung.
Macron äußerte sich anlässlich eines Treffens von Frankreichs Staatschef François Hollande mit dem britischen Premierminister David Cameron im nordfranzösischen Amiens. Die Flüchtlingskrise in Calais ist dabei eines der zentralen Gesprächsthemen.
sti/uh (dpa, rtr)