Frankreich prüft Verbot von Genmais
20. September 2012Er habe ein rasches Verfahren von einigen Wochen verlangt, um die wissenschaftliche Stichhaltigkeit dieser Studie zu überprüfen, sagte Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault in Dijon. Sollten sich die jüngsten Erkenntnisse über die anscheinend dramatischen Gesundheitsgefahren bestätigen, werde Frankreich sich dafür einsetzen, gentechnisch veränderte Lebensmitteln in der Europäischen Union zu verbieten.
Verzehr führte zum verfrühten Tod der Ratten
Französische Forscher hatten Ratten Genmais der Sorte NK 603 des Agrarkonzerns Monsanto ins Futter gegeben. Daraufhin hatten die Tiere Tumore, Leber- und Nierenschäden entwickelt und starben früher als die einer Vergleichsgruppe, die keinen genveränderten Mais gefressen hatten. Insgesamt hatte die Arbeitsgruppe für gentechnisch veränderte Organismen 200 Ratten über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet.
Nach Veröffentlichung der Studie habe man sofort die französischen und die europäischen Behörden für Lebensmittelsicherheit angerufen, sagte Ayrault. Zwar ist der Anbau der Genmaissorte in der EU nicht erlaubt, aber als Rohstoff zur Verarbeitung unter anderem in der Lebensmittelindustrie zugelassen.
Bisher keine Stellungnahme von Monsanto
Ein Sprecher von Monsanto Deutschland sagte, man werde diese Studie eingehend prüfen. Danach "werden wir die Erkenntnisse öffentlich kommentieren". Trotz der eingeschränkten Zulassung des Maises in Europa, wird er nach Expertenangaben von der europäischen Lebensmittelindustrie gemieden, weil die genetische Veränderung extra ausgewiesen werden muss.
In Deutschland prüfen bereits das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Studie der französischen Forscher, wie eine Ministeriumssprecherin sagte. Man werde anhand der Ergebnisse entscheiden, "ob Maßnahmen erforderlich sind und wenn ja welche".
Die europäischen Grünen verlangen Reaktionen
Der Bundestagsabgeordnete Harald Ebner (Grüne) rief Bundesernährungsministerin Ilse Aigner (CSU) dazu auf, von der EU-Kommission einen Importstopp für den Genmais NK603 zu verlangen. Falls die EU nicht reagiere, solle Aigner einen nationalen Importstopp umsetzen. "Bereits 2009 haben Untersuchungen auf Nieren- und Leberschäden durch Gen-Mais NK 603 hingewiesen", erklärte Ebner.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im französischen Senat, Jean-Vincent Placé, will im Oktober einen Gesetzesvorschlag einbringen, um die Unabhängigkeit von Studien über die gesundheitlichen Folgen von Genpflanzen zu stärken. Es sei ja bekannt, dass die Nahrungsmittelindustrie und der Agrarkonzern Monsanto Studien selbst finanzierten, sagte er im Rundfunksender France Info. Das Pariser Landwirtschaftsministerium will notfalls auch einen Importstopp prüfen, bis der Mais genauer untersucht sei.
pt/gmf (dpa, afp)